Godderidge, Ulrig / Floch, Adrien – Slhoka 1 – Die vergessene Insel

_Story_

Ar’n Arunja und Slhoka vom Volk der Okrane müssen gezwungenermaßen in einem Dschungelgebiet notlanden und befürchten bereits vorab, dass ihnen ein knallharter Überlebenskampf bevorsteht. Als Slokha Tage später wieder aus seinem plötzlichen Schlaf erwacht, stellt er allerdings fest, dass seine Befürchtungen unbegründet waren. Sein Partner und er sind von einer Dschungel-Gemeinschaft, den Goldköpfen, mit offenen Armen empfangen, Slokha sogar die gesamte Zeit über intensiv gepflegt worden. Letzteres hat die hübsche Leidjill erledigt, die sich nun völlig ihrem neuen Mann verbunden fühlt und sich fortan als seine neue Partnerin an ihn hängt. Sie berichtet ihm von den Eigenheiten ihrer Kultur und zeigt ihm auch das geheimnisvolle Artefakt der Götter, welches alle Liebenden vor ihrer ersten Berührung aufsuchen müssen.

Doch die Gottheit, die ihnen dort erscheint, verheißt nichts Gutes: Es ist Shani, der Rachegott, der gefürchtete Gott in Gestalt eines Tigers, der bislang noch überall Chaos und Vernichtung gebracht hat. Und das schlechte Omen soll nicht lange auf seine Bestätigung warten; als nämlich die Söldner von Okrane in den Dschungel eindringen und die Goldköpfe bei der Unterbringung ihrer Geheimwaffe erbarmungslos abschlachten, scheint das Ende des Stammes besiegelt.

Slhoka fühlt sich seinen alten Verbündeten aber nicht mehr zugehörig. Die neuen Kräfte, welche die Gottheit in ihm geweckt hat, verhelfen ihm zum Überleben, machen ihn aber gleichsam auch zum neuen Forschungsprojekt der Okrane. Mit derartig mächtigen Fähigkeiten lassen sich die diabolischen Pläne der Okrane nämlich noch leichter durchsetzen.

_Persönlicher Eindruck_

„Slhoka“ ist das Comic-Debüt des französischen Autors Ulrig Godderidge, der für seine bereits vor drei Jahren erstmals veröffentlichte Abenteuergeschichte zudem auf den schon aus [„Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ 3722 bekannten Zeichner Adrien Floch zurückgreifen konnte. Und dieses Team hat sich bei der ersten Zusammenarbeit bereits vollends bewährt, denn dort, wo Godderidge einige Steilpässe mit einer intelligenten, wenn auch nicht wirklich außergewöhnlichen Story spielt, verwandelt Floch diese mit seinen bewährt stimmungsvollen, farbenfrohen Illustrationen gleich mehrfach zu Treffern. Gut so.

Parallelen zum Plot von Ythaq sind indes nicht von der Hand zu weisen, wenn auch der Vergleich wegen der Chronologie der jeweiligen Entstehungsgeschichten nicht wirklich angebracht ist. Jedoch haben wir es auch in „Slhoka“ mit zwei Schiffbrüchigen zu tun, die mit ihrem Helikopter in unbekanntem Gebiet abstürzen und sich zunächst einmal mit den seltsamen Angewohnheiten der Eingeborenen anfreunden müssen. Letztgenannte sind in diesem Fall jedoch durchweg friedlich; Ar’n und auch Slhoka fühlen sich in ihrer neuen Umgebung bestens aufgehoben und bereuen letztendlich sogar, dass sie einst zum Corps der Truppen gehörten, die beabsichtigten, eben jenen Dschungel zu infiltrieren. Dementsprechend heftig sind ihre Gewissensbisse, als die ehemaligen Kameraden zu einem späteren Zeitpunkt den Dschungel heimsuchen und in einem rücksichtslosen Feldzug das gesamte befreundete Volk der beiden Gestrandeten auslöschen. Die einstige Harmonie wird innerhalb weniger Minuten völlig aus dem Gleichgewicht gebracht und weicht stattdessen einem Szenario von Krieg, Vernichtung und Massenmord.

Während Ar’n beim Versuch, sich der Angriffe zu erwehren, sein Leben lässt, fällt Slohka erneut in einen tiefen Schlaf und erwacht in der Forschungsstation der Okrane. Zuvor war es ihm gerade noch gelungen, eine komplette Einheit der Söldner mit der Kraft der Götter dem Erdboden gleich zu machen, was das Volk von Okrane darin bestärkte, ihn am Leben zu lassen und seine Kräfte für eigene Zwecke auszunutzen. Doch die kurze Zeit auf den Inseln des Lamprizer-Archipels hat in ihm Facetten geweckt, mit denen er sich jeglicher Unterdrückung widersetzen kann. Nachdem das Paradies für ihn, seine Angetraute und seine neuen Freunde zur Hölle geworden ist, ist es für Slhoka Zeit, sich an seinen ehemaligen Stammeskollegen zu rächen – und mit der Kraft, die ihm die Götter des Dschungels geschenkt haben, geht er nun in die Offensive.

Rein inhaltlich betrachtet, mag die Idee zu „Slhoka“ nicht sonderlich originell sein. Ein junger Mann landet gezwungenermaßen im Dschungel, beschützt das dortige Volk, erlangt unterdessen einige Superkräfte und stellt sich im entscheidenden Moment gegen die hinterhältigen Ex-Verbündeten, an deren Seite er im Normalfall noch gegen die Dschungelbewohner gekämpft hätte. Was die Story hingegen dennoch zu etwas ganz Besonderem macht, sind sowohl die tollen Charakterzeichnungen der Hauptdarsteller als auch die allgemein faszinierende Atmosphäre, die zum größten Teil auf Flochs Arbeit beruht. Ähnlich wie auch in „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ erschafft er mit seinen fabelhaften Bildern eine fantastische Fabelwelt und hat damit auch einen maßgeblichen Anteil am Gelingen dieses tollen Fantasy-Comics. Kaum verständlich also, dass die erste Veröffentlichung über |Carlsen| einst eingestellt wurde, denn das Potenzial ist erneut erstaunlich hoch für eine derart (vergleichsweise) gewöhnliche Story. Aber zum Glück gibt es ja seit einiger Zeit einen Verlag, der die Perlen des französischen Comic-Marktes aufspürt und solche Glücksgriffe wie in diesem Fall „Slohka“ (neu) auflegt.

http://www.splitter-verlag.de/

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