Drachen, Magier, Ordensritter: Supergirl gegen alle
Machtgierige Drachen säen seit Anbeginn der Zeit Hass und Zwietracht zwischen den Völkern und stürzen die Menschheit immer wieder in Kriege. Im Jahr 1925 arbeitet die Drachentöterin Silena für das Officium, einen Bund, der sich der Jagd auf die Plagegeister verschrieben hat. Doch ein unsichtbarer Feind scheint nun die Städte Europas anzugreifen.
In London wird das Zepter des Marduk gestohlen, ein Artefakt von unvorstellbarer Macht. Grausame Todesfälle unter den Drachentötern geben Rätsel auf. Silena setzt alles daran, die Vorfälle aufzuklären. Doch sie ahnt nicht, dass sie damit die Pläne eines Gegners durchkreuzt, der mächtig genug ist, um die Welt endgültig in den Abgrund zu stürzen.
Nicht willkommen: Freifahrschein für einen Höllenfürsten
Saskia führt eigentlich ein ganz normales Leben. Das ändert sich, als sie bei einem Fechtturnier gegen den geheimnisvollen Levantin antritt. Mit seinem Degen fügt er ihr einige tiefe Schnitte zu, die sich schon nach kurzer Zeit von selbst schließen. Saskia ahnt nicht, dass ihr Gegner ein Dämon ist, der seit Jahrhunderten nach ihr sucht. Er will, dass sie für ihn die Blutportale öffnet, durch die er endlich in seine Heimat zurückkehren kann. Doch niemand hat Saskia auf ihr dunkles Talent vorbereitet. Und so stößt sie unbeabsichtigt Türen auf, die nie geöffnet werden sollten … (Verlagsinfo) Markus Heitz – Blutportale (Lesung) weiterlesen →
Die Albae (Dunkelelben) sind gefährlich, grausam und scheuen keinen Krieg. Ihre Feinde fürchten sie, und ihre Sklaven folgen ihnen bedingungslos. Doch die dunklen Geschöpfe bergen ungeahnte Geheimnisse, und ihre Macht ist nicht unbegrenzt. Das Reich der Albae ist bedroht, und die ungleichen Krieger Sinthoras und Caphalor erhalten vom Herrscherpaar den Auftrag, einen mächtigen Dämon als Verbündeten im Krieg zu gewinnen. Es stellt sich aber schnell heraus, dass jeder der zwei Albae eigene Pläne verfolgt. Der Kampf um Ehre, Macht und Leidenschaft bringt sie in höchste Gefahr. Das Schicksal ihres Volkes steht auf dem Spiel. (abgewandelte Verlagsinfo) Markus Heitz – Gerechter Zorn (Die Legenden der Albae 1) (Lesung) weiterlesen →
Seit ihrer Erschaffung durch den Gott Vraccas bewachen die fünf Stämme der Zwerge das Geborgene Land, wo Menschen, Elben und Zauberer friedlich miteinander leben. Doch als die Festung des Zwergenstammes der Fünften von Orkhorden, Ogern und Alben überrannt wird, ergießt sich ein Strom von hasserfüllten Bestien ins Geborgene Land. Als der Rat der Zauberer von einem Verräter fast vollständig vernichtet wird, hängt das Schicksal der Bewohner des Landes von einem einzigen Zwerg ab, der noch nicht mal weiß, woher er kommt: Tungdil wurde als Kind einem Zauberer in die Obhut gegeben.
Der Autor
Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte und arbeitete als Journalist bei der Saarbrücker Zeitung. Sein Aufsehen erregender Debütroman „Schatten über Ulldart“ wurde mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Seit dem Bestseller „Die Zwerge“ gehört Heitz zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren. Er lebt in Zweibrücken im Saarland. „Die Zwerge“ hat er ebenso fortgesetzt wie das inzwischen mehrbändige Ulldart-Epos.
|Markus Heitz bei Buchwurm.info:|
[Interview]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56
[„Schatten über Ulldart“ 381 (Die Dunkle Zeit 1)
[„Trügerischer Friede“ 1732 (Ulldart – Zeit des Neuen 1)
[„05:58“ 1056 (Shadowrun)
[„Die Zwerge“ 2941 (Lesung)
[„Die Zwerge“ 2823
[„Die Rache der Zwerge“ 1958
[„Die dritte Expedition“ 2098
[„Ritus“ 2351
[„Sanctum“ 2875
Der Sprecher
Johannes Steck, geboren 1966 in Würzburg, ist Absolvent der Schauspielschule Wien. Von 1990 bis 1996 hatte er Engagements an verschiedenen Theatern. Dem breiten Publikum ist er vor allem aus dem TV bekannt. Er spielte in zahlreichen TV-Serien. Steck arbeitet zudem als Radio-, Fernseh- und Synchronsprecher. Er hat schon diverse Hörbücher gelesen.
Regie führte Margit Osterwold, die Aufnahme fand im Elmsbütteler Tonstudio, Hamburg statt. Das Titelbild entspricht dem der Buchausgabe beim |Piper|-Verlag.
Handlung
Tungdil ist friedlicher, unbescholtener Schmied im Zauberreich Ionandar, als sich sein Leben auf dramatische Weise ändern soll. Er wird zwar von den Lehrlingen und Gesellen des Zaubermeisters Lot-Ionan getriezt, weil er „nur“ ein kleiner Zwerg ist, aber das macht ihm wenig aus, denn er wird von der Magd Frala und ihren zwei Töchtern ebenso geliebt wie von seinem Ziehvater, und das ist der Zauberer Lot-Ionan höchstpersönlich. Sie alle sind vom Menschenvolk, doch da Tungdil wenig von der Welt jenseits der unterirdischen Stollen Ionandars gesehen hat, sind sie seine einzigen Freunde. Von den Zwergen weiß er jedoch durch seine Lektüre in den vielen Büchern des Zauberers. Er hat gehört, von den fünf Stämmen, die das Geborgene Land beschützen sollen, gebe es kaum noch welche.
Lot-Ionan gibt ihm einen wichtigen Auftrag, der ihn weit, weit fort von Zuhause führen wird. Nachdem er ihn daran erinnert hat, dass ein paar Kobolde vor 62 Sonnenzyklen Tungdil von den Vierten gebracht hätten, als er erst ein Jahr alt war, gibt er ihm einen Rucksack voller Artefakte und einen Brief für den Empfänger mit. Gorén, ein ehemaliger Schüler Lot-Ionans, lebe jetzt auf dem Tafelberg Schwarzjoch, etwa 300 Meilen im Nordwesten. Der Zauberer gibt ihm eine Landkarte und gute Wünsche mit, und Frala gibt ihm ihr Halstuch. Mit dem Proviant, den sie ihm als Küchenmagd abzuzweigen wagt, macht er sich auf den Weg an die Oberwelt.
Das Geborgene Land
Man schreibt den 6234. Sonnenzyklus, als sich Tungdil im Frühjahr auf den Weg macht. Tungdil ahnt nichts von den Veränderungen, die sich im Geborgenen Land, das ringsum von Gebirgen und Zwergenstämmen beschützt wird, anbahnen. Der Großkönig der Zwerge, Gundrabur Weißhaupt von den Zweiten, hat die Stämme zusammengerufen, auf dass sein Nachfolger gewählt werde. Denn er selbst ist alt und nicht mehr bei bester Gesundheit (man denke an König Théoden vor seiner Verwandlung). Immerhin sind Vertreter der Vierten gekommen, doch die Fünften sind seit 1100 Zyklen verstummt (sie wurden von den Feinden überrannt), von den Ersten kommt eh nie Botschaft und von den Dritten Lorimburs ist nichts Gutes zu erwarten: Man nennt die Dritten „Zwergentöter“.
König Gandogar Silberbart ist der aussichtsreichste Kandidat für die Thronfolge, und er weiß es wohl. Sein intriganter Berater Bislipur hämmert es ihm ja jeden Tag ins Hirn, dass nur Gandogar geeignet sei, Gundrabur zu beerben. Allerdings hat der Großkönig einen klugen und scharfsinneigen Berater namens Balendilín Einarm, der Gandogar und besonders Bislipur misstrauisch beobachtet. Bislipur besitzt einen kriecherischen Sklaven, den er an einem Halsband herumführt: Swerd, den Gnom. (Man denke an Gollum.) Und dieses Wesen erledigt Aufträge, von denen Balendilín nichts ahnt.
Soll die Herrschaft über die Stämme der Zwerge einem solchen Mann in die Hände fallen? Nie und nimmer! Balendilín und Gundrabur wurden von Lot-Ionan darüber informiert, dass bei ihm ein Zwerg namens Tungdil von den Vierten lebe. Auf diesen Mann konzentrieren sich nun die Pläne der beiden. Sie präsentieren Tungdil kurzerhand als Gegenkandidaten, und sie hätten auch schon Kundschafter ausgeschickt, um ihn holen zu lassen, auf dass Tungdil seinen Anspruch gegen König Gandogar verteidige.
Dass Tungdil noch nichts von seinem „Glück“ weiß, macht ja nichts, Hauptsache, der Großkönig gewinnt Zeit. Er kann nicht zulassen, dass Gandogars Pläne, gegen die Elben in den Krieg zu ziehen, Wirklichkeit werden. Denn gegen die Feinde, die ungehindert durchs Geborgene Land ziehen, hilft seiner Ansicht nach nur ein Bündnis aller verbliebenen Guten, also von Zwergen, Menschen und Elben.
Das Tote Land
Denn überall, wo der Feind seine Herrschaft errichtet, breitet sich das Tote Land aus. Hier herrschen unnatürliche Verhältnisse. Nicht nur, dass hier niemand der ursprünglichen Bewohner mehr lebt und Alben, Orks und Oger ungehindert umherstreifen. Nein, auch der Tod ist nicht mehr das, was er mal war. Der Zauber des Feindes bewirkt, dass die Toten wiederauferstehen, aber als Untote, als Zombies, die dem Kommando des Feindes unterstehen. Der Feind ist Nod-onn, und seine Stellvertreter sind die Albae: Dunkelheit verbreitende Ex-Elben, deren Augen schwarze Löcher sind. Sie wurden den Fünften zum Verhängnis, und deren Torfestung Drachenbrodem fiel in ihre Hände. Nun haben sie eigene Königreiche errichtet, von denen aus sie die der Menschen angreifen. Da die Menschen durch Erbfolgestreitigkeiten uneins sind, regt sich kein effektiver Widerstand.
Tungdils Irrfahrt
Als unser Held Tungdil also zum Berg Schwarzjoch marschiert, warten also jede Menge Gefahren auf ihn. Er ist ein Gelehrter, der die Welt aus der Theorie kennt. Nun greift sie mit allen Zähnen nach ihm, die sie hat. Schon im ersten Dorf, in dem er übernachtet, erscheinen nachts zwei Albae am Fenster. Ein Pfeil saust durchs Bettenlager, der für die beiden Boten des Rates der Magier bestimmt ist. Der Magierbote klärt ihn auf, was los ist, dann ziehen alle wieder ihres Weges. Tungdil wünschen den Langen viel Glück.
Doch als er in seinem Nachtquartier im Geäst einer Eiche von einem merkwürdigen Gestank erwacht, merkt er, dass der Baum von einer Orkhorde umlagert ist. Sie haben ihn noch nicht bemerkt. Die Orks braten das Fleisch der Soldaten des Königs Tilogorn am Lagerfeuer und schwatzen davon, was sie mit dem nahen Dorf vorhaben. (Der gelehrte Tungdil versteht auch Orkisch.) Da kommen die zwei Albae aus eben diesem Dorf, Sinthoras und Caphalor. Tungdil wird ihnen noch öfters über den Weg laufen. Die Albae bringen Botschaft von Nod-onn, wonach derjenige Orkhauptmann, der die meisten Menschen tötet, das größte Land bekommen soll. Sinthoras gibt den Orkhauptleuten drei Zaubersteine zum Schutz vor feindlichem Zauber. Sobald die Albae fort sind, beschließen die Orks, sie zu hintergehen. So sind Orks eben.
Klammheimlich steigt Tungdil von seiner Eiche und macht sich auf den Weg durch den Wald, um die Menschen im friedlichen Dorf zu warnen. Doch unversehens gerät er in eine Wolfsfalle. Nachdem er sich befreit hat, humpelt er anderntags weiter. Ob er noch rechtzeitig eintrifft? Der Rauch, der über dem Ziel emporsteigt, verheißt nichts Gutes…
Mein Eindruck
Dem kritischen Fantasykenner bietet dieser Auftakt zur Zwergentrilogie nur wenig Neues. Wer seinen Tolkien vorwärts und rückwärts kennt, der kennt die wichtigsten Figuren bereits: Kopien von Saruman (Nudin als Nod-onn), Gandalf (Lot-Ionan), Bilbo Beutlin / Gimli (Tungdil), Gollum (Swerd), Gríma Schlangenzunge (Bislipur) und König Théoden (Großkönig Gundrabur), die Nazgûl (Albae) sowie ein vielgestaltiges Bestiarium vermitteln hingegen dem reinen Liebhaber, der nur das Gleiche vom Alten haben will, ein Gefühl des Wiedersehens mit alten Bekannten.
Die Magier
Aber der Autor ist kein reiner Kopist. Er holt den Leser dort ab, wo Tolkien ihn hat stehen lassen und führt ihn dann zu einigen neuen Konzepten und Elementen. Was im „Herr der Ringe“ nur angedeutet wurde, ist beispielsweise der Rat der Zauberer. Bei Tolkien sind sie Verbreiter des Wissens der Valar, der engelsgleichen „Mächte“. Bei Heitz haben die Magier hingegen Charakteristika der Valar selbst angenommen, ohne jedoch deren große Macht zu erben. Da ist die Hüterin, die Stürmische, der Geduldige, der Schöne – und natürlich der Wissbegierige: Nudin. Er entspricht Saruman, dem Verräter. Und weil Sauron nicht vorkommt, bedient sich der Autor eines Kniffs: Nudin wurde von einem bösen Dämon in Besitz genommen. Dass Nudin mit dessen Macht das Geborgene Land gegen einen Angriff aus Westen wappnen will, nimmt ihm keiner ab. Pech gehabt, aber vielleicht steckt doch mehr dahinter, als die Zauberergilde wahrhaben will.
Die Zwerge
Tolkien hat uns zwar jede Menge Namen von Zwergen hinterlassen und auch ihre Entstehung und Eigenart geschildert (im „Silmarillion“), doch ihren eigentlich positiven Daseinszweck außer Acht gelassen. Bei Heitz haben die fünf Stämme den göttlichen Auftrag erhalten, das Geborgene Land zu schützen, obwohl offen bleibt, was sie eigentlich davon haben (außer Rohstoffen für ihr gutes Bier). Das Bild, das von diesem Volk gezeichnet wird, deckt sich fast hundertprozentig mit dem, das Tolkiens Erzählungen liefern. Einzige Ausnahme sind die Zwergenfrauen. In Jacksons Verfilmung wird die Frage nach den Zwergenfrauen humoristisch-ironisch im zweiten Teil aufgegriffen. Bei Heitz wird der Leser bzw. Hörer endlich auch richtige Zwergenfrauen kennen lernen, und – oh ja! – sie sind äußerst charmant. Sogar so charmant, dass Held Tungdil eine davon zur Frau nehmen wird.
Die Frauenquote
Apropos Frauen – ein recht düsteres Kapitel bei Tolkien. Die einzige Dame, die halbwegs auf dem Erdboden lebt, ist Sam Gamdschies Frau Rosie, die Tochter des Wirts in Hobbingen. Es gibt noch drei weitere Frauen, doch Galadriel und Arwen schweben über den Dingen. Galadriel, schlappe zehntausend Jährchen alt, wird in den Westen gehen, und Arwen kommt im „Herr der Ringe“, anders als im Film, überhaupt nicht vor (nur in den Anhängen). Bleibt also Eowen, das „Pferdemädchen“ – so lautet ihr Name in der Sprache der Rohirrim. Und es verwundert nicht, dass sie sich als Mann verkleiden muss, um in dem Krieg, der über ihr Schicksal entscheidet, ein Wörtchen mitreden zu dürfen.
Die Frauenquote sieht bei Heitz sehr viel besser aus. Die Zwergenfrauen habe ich bereits erwähnt, es gibt sogar eine Königin, man höre und staune. Die Zauberinnen werden jeweils Maga genannt, und Andokai, die Stürmische, nennt einen Göttersohn ihren Leibwächter. Sie stellt sich als ebenso wichtige Wissende wie auch Kämpfende heraus wie ihr dunkleres Gegenstück, die Halbalbin Narmora. Beide sind bereit, sich für das höhere Ziel, das Geborgene Land zu retten, zu opfern. Sie stehen darin den männlichen Protagonisten in nichts nach. Das finde ich sehr positiv.
Der Held
Eine Figur, die besonderes Interesse verdient, ist stets die des Helden. Welche Eigenschaften will der Autor anhand dieser Figur propagieren, sollte man sich stets fragen. In den Serienproduktionen der Vielschreiber wimmelt es von Wüterichen à la Conan, doch interessant wird es erst, wenn der Held einen Makel an sich entdeckt. Conan ist schwermütiger Bursche, der nur kämpft, wenn er muss (und dass muss er oft, denn so will es sein Schöpfer). Elric von Melniboné würde am liebsten den Geist aufgeben, doch seine Seele gehört seinem schwarzen Schwert Sturmbringer, und das hat andere Pläne.
VORSICHT SPOILER!
Tungdil muss zu seinem Leidwesen auch ein paar finstere Fakten über seine ungeklärte Herkunft erfahren. Das Märchen, das ihm sein Ziehvater Lot-Ionan auftischte, stimmt offenbar hinten und vorne nicht. Einmal heißt es sogar, er sei ein unehelicher Königssohn der Vierten, was ihn zu einem Untertanen König Gandogars machen würde. Aber auch das ist Käse bzw. eine Notlüge, um ihn zum Mitgehen zu bewegen, und Tungdil ist davon gar nicht erbaut. Die unangenehme Wahrheit scheint vielmehr die zu sein, die ihm sein intriganter Widersacher Bislipur auftischt: Tungdil sei wie er selbst ein Angehöriger der Dritten, die man auch als „Zwergentöter“ bezeichnet. Und kein rechtschaffener Zwerg will etwas mit einem der Dritten zu tun haben. Tungdil verschenkt seinen Königsanspruch stante pede an den Rivalen Gandogar und macht sich daran, den wahren Widersacher zu töten: Nod-onn.
Es ist ein äußerst fieser Einfall, den Helden auf diese Weise zum Werkzeug des Schicksals zu machen. Aber man erinnere sich an Frodo und Gollum im Schicksalsberg: Hier zeigt sich, dass es Gollums bedarf, um Frodo aus dem Wahn des Ringbesitzes zu befreien. (Will heißen, Gut und Böse gehören zusammen und bedingen einander.) Hinsichtlich Tungdils Schicksal ist die Ironie nicht geringer. Die rettende Feuerklinge, die die Zwerge in der Festung Drachenbrodem geschmiedet haben, entfaltet ihre spezielle Magie erst dann, so die Prophezeiung, wenn „ein Feind der Zwerge sie führt“. Bei Zauberin und Albin versagt die Klinge, und es ist ausgerechnet Tungdils Eigenschaft, ein „Zwergentöter“ zu sein, die ihn in die Lage versetzt, den größten Feind der Zwerge zu töten – nicht zuletzt zu seinem eigenen Erstaunen. Was natürlich seinen Zweifel widerlegt, ein Angehöriger der Dritten zu sein. Bislipur hatte Recht. Wird ihn jetzt noch irgendjemand lieben? Daumen drücken, Leute!
ENDE SPOILER
Heldentum und Theater
Das Finale, das in Schwarzjoch stattfindet, kann es zwar nicht mit der epischen Schlacht auf den Pelennorfeldern aufnehmen, ist aber auch nicht zu verachten. Es erinnert eher an die finale Schlacht der fünf Völker, die am Schluss von „The Hobbit“ stattfindet. Wie auch immer, der Held entpuppt sich als der, für den wir ihn schon immer gehalten haben: ein Schlaukopf und Kämpfer, der sich erst noch in die ihm – von Schicksal oder Schöpfer – zugewiesene Rolle hineinfinden muss.
Damit ihm so viel Heldenruhm nicht zu Kopf steigt, gibt es etliche Verweise auf Heldengeschichten, auf die sich Tungdil selbst stützt. Er verschweigt geflissentlich, dass die spezielle Geschichte, die ihn auf einen genialen Plan gebracht hat, nicht besonders gut für den Helden ausgeht. Der gibt darin nämlich den Löffel ab.
Ein weiteres heldenkritisches Element bilden die begeisterten Kommentare von Rodario, dem Theaterregisseur. Bezeichnenderweise nennt er sein Theater nicht nach den ollen Griechen, sondern bezeichnet es als „Kuriosum“, also lateinisch. Folgerichtig nennt er die Zuschauer „Spectatores“. Und wenn er Zeuge von Heldentaten wird, wie sie Tungdil & Co. vollbringen, so bricht er in Begeisterungsstürme aus. Äh, aber an manchen Stellen müsste man noch ein paar Dinge ändern, denn sie widersprechen der Zuschauererwartung. Und einige Statisten, wie etwa eine tobende Orkhorde, könnten sich als zu kostspielig in der Produktion erweisen.
Auf diese Weise lässt der Autor durchblicken, dass auch die Geschichte, die er erzählt, a) nur ein Schauspiel ist und b) möglicherweise dazu inszeniert wurde, den Spectator zu unterhalten. Folglich könnte es sein, dass der Erzähler ein paar, ähem, „Verschönerungen“ der etwas banaleren Wirklichkeit vorgenommen haben könnte. Cum grano salis.
Das Booklet
Es ist zwar nicht umfangreich, aber sehr informativ. Die erste Doppelseite listet alle wichtigen Figur auf, die im Verlauf der Handlung auftauchen oder erwähnt werden: Die fünf Zwergenstämme, die Menschen inklusive Magier und schließlich Die Anderen: Albae, Orks, ein Elbenfürst und ein Gnom.
Um all diese Völkerschaften und Institutionen wie etwa die Zauberreiche geographisch zuordnen zu können, zeigt die nächste Doppelseite zwei Landkarten dar. Diese tauchen in der Erzählung hin und wieder auf. Was auf den ersten Blick ein wenig verwirren könnte, ist die zweimal auftauchende Bezeichnung „Das Geborgene Land“. Der Unterschied zwischen den zwei Karten: Zunächst gibt Karte A den großen Überblick über die Lage der Königreiche im Geborgenen Land sowie über die Lage der fünf Zwergenstämme. Unübersehbar ist ein grauer Krake in der Mitte des Landes. Dies sind die Zauberreiche. Ihnen ist die Karte B gewidmet. Da sie einen größeren Maßstab hat, erkennt man auch die Elbenreiche, das Reich der Albae und die Region, wo sich die Orks festgesetzt haben.
Die dritte Doppelseite zeigt Werbung für weitere Hörbucher des Verlags und die letzte Seite Informationen über Autor, Sprecher und Macher. Insgesamt bietet das Booklet unentbehrliche Informationen, um den Überblick über die Vielfalt der Namen nicht zu verlieren. Insbesondere bei den Namen der Zwerge, die fast alle ein B oder G aufweisen, kann man sich leicht vertun. Ein Blick in die Liste verschafft dann wieder Klarheit.
Der Sprecher
Johannes Steck gelingt es, die Figuren, die durch die von Tolkien vorgegebenen Klischees geprägt sind, sehr gut zum Leben zu erwecken. Er schafft es nämlich, durch die Modulation seiner Stimme jeder Figur ihre passende Charakteristik zu verleihen. Das beginnt schon bei den Zwergen, wo es zwar fast nur tief sprechende Männer gibt, aber eben auch zwei Frauen, und die reden ganz anders.
Jeder männliche Zwerg ist unterscheidbar: Der Großkönig Gundrabur Weißhaupt von den Zweiten hat die tiefste, raueste und etwas altersheisere Stimme. Sein intriganter Widersacher Bislipur klingt ebenso heiser und tief, aber eben auch verschlagen statt majestätisch. Bavragor, der Steinmetz, macht seinem Schimpfnamen als „singender Säufer“ alle Ehre, und der furchtsame Goimgar klingt wie ein richtiges Weichei – es sei denn, er eilt seinem König zu Hilfe.
Am normalsten klingen noch König Gandogar Silberbart von den Vierten und Balendilín Einarm von den Zweiten. Der Zwerg, durch dessen Augen wir fast alle Szenen verfolgen, ist natürlich der Held, Tungdil. Und er klingt fast genauso wie der Erzähler, also völlig „normal“. Am besten gefiel mir der Zwergenkrieger Boindil Ingrimmsch, der sich über jede Gelegenheit, einen Ork niederzumachen, tierisch freut. Er hat für Tungdil den einen oder anderen bissigen Kommentar auf der Zunge.
Natürlich gibt es noch jede Menge anderer Wesen. Was kann man von einem hirnlosen, gierigen Ork schon anderes erwarten als eine hirnlose, gierige Sprechweise? Von Orks, Golems und Boglings ist schon gar kein vernünftiges Wort zu erwarten. Das machen die Furcht erregenden Alben mehr als wett, wenn sie sich mit drohenden Worten an ihren Opfern vergreifen. Tungdil gerät in die Klauen eines solchen Wesens.
Sind die Alben die dunkle, seelenlose Abart der Elben, so sollte man erwarten, dass die Elben wahre Lichtgestalten sind. Blond, blauäugig und hübsch – so werden sie geschildert, aber für die „Spitzohren“ haben die Zwerge (man denke an Legolas und Gimli im Rat Elronds) von jeher nur Spott und Verachtung übrig, wenn nicht sogar regelrechten Hass.
Irgendwo dazwischen stehen die Menschen. Die bemerkenswertesten unter den „Langen“, wie die Zwerge sie nennen, sind die Zauberer und die Schauspieler. Die Zauberer werden alsbald von dem Verräter Nudin bzw. Nod-onn dezimiert, den der Sprecher als Ausbund an Verkommenheit darstellt. Der gute Zauberer Lot-Ionan, ein Kollege von Gandalf dem Grauen (nicht dem Weißen), ist ein Ausbund an Sanftmut und Geduld, wenn wir ihn mal kennen lernen, was nur selten geschieht. Er kann es mit Nudin, der Saruman-Kopie, nicht aufnehmen.
Die Schauspieler sind Rodario, der Chef der Truppe, sodann Furgas, sein „Techniker“, und dessen Geliebte Narmora, eine Halbalbin, die als Mimin auftritt. Es ist Rodario, der wie Boindil einige herrliche Kommentare beisteuert, die dem ganzen heroischen Geschehen den einen oder anderen ironischen Aspekt abgewinnen. Wie es sich gehört, hat Rodario eine wunderbar theatralische Redeweise – er ist eben der Größte. Im Finale gibt es wenig für den Leser zu lachen, aber Rodario ist die einsame Ausnahme.
Insgesamt legt Steck eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit in seinem stimmlichen Ausdruck an den Tag, und da er am Schluss des Hörbuchs die Fortsetzung „Der Krieg der Zwerge“ in Aussicht stellt, dürfen wir uns bald wieder an seiner Sprachkunst erfreuen.
Das Hörbuch verfügt weder über Geräusche noch über Musik, aber dafür hat es ein informatives Booklet – siehe oben. Weil viele der CD-Schlüsse einen Cliffhanger aufweisen, will man sofort wissen, wie es weitergeht. Daher war es für mich überhaupt kein Problem, die 14 Stunden Hörzeit hinter mich zu bringen. Das kann ich nicht von jeder Hörbuchproduktion behaupten.
Unterm Strich
Dass die Zwerge zu einem Heldenepos taugen, habe ich schon immer geahnt, seit ich den „Hobbit“ gelesen hatte. Und Peter Jacksons formidable Verfilmung des „Herrn der Ringe“ ließ Gimli, den Zwerg, richtig gut zur Geltung kommen. Gimli mag zwar etwas ungehobelt daherkommen und etwas gegen die allzu hübschen Elben haben, aber dafür ist er offensichtlich bodenständig und mit einem Humor ausgestattet, mit dem man sich anfreunden kann. (Aber seine Erklärung zu den Zwergenfrauen hat ihm natürlich keiner abgenommen.)
Was uns Tolkien verschwieg, erfahren wir nun zum Teil von Markus Heitz. Der Auftaktband zu seiner Zwergentrilogie führt uns eine halbwegs eigenständige Welt vor Augen, in der sich ein Drama von weltbewegenden Dimensionen durchaus abspielen kann. Allerdings fielen mir jede Menge Imitationen von Tolkiens Ideen in „Der Herr der Ringe“ auf. Ich habe sie oben erwähnt. Es ist, als hätte der Autor versucht, krampfhaft von dieser übermächtigen Vorlage wegzukommen, aber dabei nur begrenzt Erfolg gehabt. Das kann aber auch Absicht sein: Der Leser erwartet einfach mehr à la Tolkien, und voilà!, das bekommt er auch.
Das Finale von „Die Zwerge“ ist angemessen dramatisch und actionreich. Es erinnert an die Schlacht von Helms Klamm und zugleich an das Finale von „The Hobbit“. Der Held entwickelt sich von einem relativ ahnungslosen, aber rechtschaffenen Gelehrten zu einem Menschenführer und Kämpfer, der die Entscheidung herbeiführt. Dass er dabei eine unangenehme Wahrheit über sich erfahren muss, macht ihn mehr als eindimensional und lässt auf eine weitere Entwicklung hoffen. Einen Ausgleich schafft sicherlich die Liebe. (Ich habe einen Großteil der Handlung verschwiegen, um die Spannung nicht zu zerstören, so etwa die Methode, mit der es Tungdil & Co. gelingt, den Widersacher Nod-onn zu besiegen.)
Der Prolog verhieß bereits jede Menge Unheil, das sich dann auch bewahrheitete. Dementsprechend ominös muss auch der Schluss des vorliegenden Bandes ausfallen. Rote Sterne fallen vom Himmel, als wären diese Welt die Drachenwelt Pern. Vielleicht ist wirklich was dran an Nudins Behauptung, es drohe eine Gefahr aus Westen. (Bei Tolkien droht sie immer aus dem Osten.) Fortsetzung folgt also: „Der Krieg der Zwerge“. Der dritte Band trägt den Titel „Die Rache der Zwerge“.
Das Hörbuch
Alle drei Teile finden in Johannes Steck einen kompetenten Sprecher, der es versteht, die einzelnen Figuren wiedererkennbar zu charakterisieren und die Szenen mit der angemessenen Dramatik oder mit Humor darzustellen. Ich hätte so manchen Satz anders betont, aber dieses Element liegt völlig im Ermessen des Sprechers. Nur wer genau hinhört, wird auf Details wie falsch ausgesprochene Name stoßen, beispielsweise „Drachenbodem“ statt „Drachenbrodem“ sowie „Balyndis“ statt „Balindys“ usw. Insgesamt ist das Hörbuch eine ausgezeichnete Leistung des Sprechers und der Aufnahmeleitung, und das Booklet erweist sich als unentbehrlich, um den Überblick nicht zu verlieren.
Der Zwerg und Gemmarius Goïmron wollte nach den aufregenden Abenteuern in Malleniaswacht Ruhe finden und seiner Liebe Rodana nahe sein. Aber das Auftauchen einer gefährlichen Sumpfhexe, die auf der Suche nach einem Artefakt ist, wirbelt alles durcheinander. Zudem erhebt der mysteriöse Zwerg Vraccimbur wie aus dem Nichts seinen Anspruch auf den Thron des Großkönigs. Seltsamerweise unterstützt ausgerechnet Tungdil Goldhand, der größte Held seines Volkes, als Einziger dessen Anliegen. Irrt sich der Greis? (Verlagsinfo)
Hunderte Zyklen vergingen im Geborgenen Land. Der Zwerg Goïmron arbeitet als Gemmenschnitzer in der Stadt Malleniaswacht. Ihn faszinieren vor allem die alten Zeiten, die großen Zeiten der fünf Zwerge-Stämme, und so sucht er auf den Märkten immer wieder nach Aufzeichnungen und Artefakten, die ihm Hinweise auf die stolze Geschichte geben.
Dabei gerät Goïmron überraschend an ein Buch, das handschriftlich und auf Zwergisch verfasst wurde. Aufgrund der Fülle von Details gibt es keinerlei Zweifel: Das Buch muss vom heldenhaften Tungdil Goldhand selbst stammen – doch der gilt seit Hunderten von Zyklen nach einem verheerenden Beben im Grauen Gebirge als verschollen. Aber der letzte Eintrag ist nicht lange her – wie kann das sein? (Verlagsinfo)
Hunderte Zyklen vergingen im Geborgenen Land. Der Zwerg Goïmron arbeitet als Gemmenschnitzer in der Stadt Malleniaswacht. Ihn faszinieren vor allem die alten Zeiten, die großen Zeiten der fünf Zwerge-Stämme, und so sucht er auf den Märkten immer wieder nach Aufzeichnungen und Artefakten, die ihm Hinweise auf die stolze Geschichte geben. (Verlagsinfo)
Hunderte Zyklen vergingen im Geborgenen Land. Der Zwerg Goïmron arbeitet als Gemmenschnitzer in der Stadt Malleniaswacht. Ihn faszinieren vor allem die alten Zeiten, die großen Zeiten der fünf Zwerge-Stämme, und so sucht er auf den Märkten immer wieder nach Aufzeichnungen und Artefakten, die ihm Hinweise auf die stolze Geschichte geben.
Dabei gerät Goïmron überraschend an ein Buch, das handschriftlich und auf Zwergisch verfasst wurde. Aufgrund der Fülle von Details gibt es keinerlei Zweifel: Das Buch muss vom heldenhaften Tungdil Goldhand selbst stammen – doch der gilt seit Hunderten von Zyklen nach einem verheerenden Beben im Grauen Gebirge als verschollen. Aber der letzte Eintrag ist nicht lange her – wie kann das sein? (Verlagsinfo)
Hunderte Zyklen vergingen im Geborgenen Land. Der Zwerg Goïmron arbeitet als Gemmenschnitzer in der Stadt Malleniaswacht. Ihn faszinieren vor allem die alten Zeiten, die großen Zeiten der fünf Zwerge-Stämme, und so sucht er auf den Märkten immer wieder nach Aufzeichnungen und Artefakten, die ihm Hinweise auf die stolze Geschichte geben.
Dabei gerät Goïmron überraschend an ein Buch, das handschriftlich und auf Zwergisch verfasst wurde. Aufgrund der Fülle von Details gibt es keinerlei Zweifel: Das Buch muss vom heldenhaften Tungdil Goldhand selbst stammen – doch der gilt seit Hunderten von Zyklen nach einem verheerenden Beben im Grauen Gebirge als verschollen. Aber der letzte Eintrag ist nicht lange her – wie kann das sein? (Verlagsinfo)
Wir schreiben das Jahr 3042. Die Menschheit ist ins Weltall aufgebrochen und große, multinationale Konzerne treiben mit Macht und viel Geld die Eroberung der Galaxis voran – bis man auf eine geheimnisvolle außerirdische Spezies trifft: die Collectors. Eine Spezies, der selbst die härteste Spezialeinheit der Konzerne, die Justifiers, scheinbar machtlos gegenübersteht. Ein atemloser Wettlauf mit der Zeit beginnt … (Verlagsinfo)
Das actionreiche Finale der Dark-Fantasy-Reihe »Die Meisterin« um die Scharfrichter-Dynastien Bugatti und Cornelius von Bestseller-Autor Markus Heitz – und ein Wiedersehen mit den beliebtesten Figuren aus der Dark-Fantasy-Reihe »Pakt der Dunkelheit« (Verlagsinfo)
RITUS: Im südfranzösischen Gévaudan treiben 1764 jahrelang Werwölfe ihr Unwesen und die Wildhüter suchen Wege, um sie nicht nur zu töten, sondern auch von ihrem Übel zu heilen. Im Jahr 2004 hat ein Nachfahre dieser Wildhüter mehrere blutige Begegnungen mit den Werwölfen. In St. Petersburg stößt er sogar auf einen „Orden des Lykaon“, dessen Mitglieder sich liebend gerne zum göttlichen Werwolf machen lassen. Doch den wichtigsten Werwolf überhaupt findet Eric von Kastell nicht in St. Petersburg, wo er sich verliebt hat, sondern in Kroatien, wo seine Liebe vom Werwolf gebissen wird …
Fortsetzung SANCTUM: Nach Rom führen im Jahr 2004 die Spuren einer Verschwörung, in deren Mittelpunkt Eric von Kastell steht, der Werwolfjäger. Immer wieder stößt er auf das Vermächtnis einer Frau, die im 18. Jahrhundert um ihr Leben kämpfte: Gregoria, die Äbtissin eines entweihten Klosters. Eric und Gregoria sind untrennbar verbunden durch die heiligste Substanz, die sich auf Erden findet: das Sanctum. Es kann Wunder wirken – oder den Tod bewirken …
Der Autor
Markus Heitz, geboren 1971 im saarländischen Homburg, studierte und unterrichtete Germanistik und Geschichte und arbeitete als Journalist bei der Saarbrücker Zeitung. Sein Aufsehen erregender Debütroman „Schatten über Ulldart“ wurde mit dem |Deutschen Phantastik-Preis| ausgezeichnet. Seit dem Bestseller „Die Zwerge“ gehört Heitz zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren. Er lebt in Zweibrücken in Rheinland-Pfalz. „Die Zwerge“ hat er ebenso fortgesetzt wie das inzwischen mehrbändige Ulldart-Epos.
|Markus Heitz auf Buchwurm.info:|
[Interview mit Markus Heitz]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56
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[„Trügerischer Friede“ 1732 (Ulldart – Zeit des Neuen 1)
[„05:58“ 1056 (Shadowrun)
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[„Ritus“ 3245 (Hörbuch)
[„Sanctum“ 2875 (Buch)
[„Die Mächte des Feuers“ 2997
Der Sprecher
Johannes Steck, geboren 1966 in Würzburg, ist Absolvent der Schauspielschule Wien. Von 1990 bis 1996 hatte er Engagements an verschiedenen Theatern. Dem breiten Publikum ist er vor allem aus dem TV bekannt. Er spielte in zahlreichen TV-Serien. Steck arbeitet zudem als Radio-, Fernseh- und Synchronsprecher. Er hat schon diverse Hörbücher gelesen.
Die Aufnahme erfolgte im Tonstudio Steck in Hechendorf/Oberbayern. Schnitt und Mastering erledigte das MajorSoundStudio in München. Toningenieur war Tom Klenner unter der Tonregie von Hardy Meiser.
Es wird zwar nirgends angegeben, aber vermutlich handelt es sich um eine gekürzte Textfassung, die Steck vorträgt.
Vorgeschichte
„Ritus“ besteht aus zwei Handlungssträngen, die einander abwechseln.
Im Jahr 2004 erfährt der Werwolfjäger Eric von Kastell, dass sein Vater Johann von den langjährigen Feinden seiner Familie entführt worden sei. Der Obermotz sei diesmal ein Typ, der sich den Namen des ägyptischen Kriegsgottes Upuaut zugelegt habe. Eric eilt sofort zum Tatort und macht aus der Villa des Gegners Kleinholz, allerdings kann er das Leben seines Vaters nicht retten.
In einem verborgenen Raum der elterlichen Villa hat Erics Vater ein Labor eingerichtet, um das Heilmittel für den Wahnsinn des Werwolfs zu entwickeln. Eric benötigt das Medikament selbst, denn die Bestie schlummert auch in ihm und will rausgelassen werden. Die Rezeptur basiert auf einem Dokument der Familie, das sie aus dem 18. Jahrhundert geerbt hat. In Erics Abwesenheit zerstört ein anderer Werwolf das Archiv ebenso wie das Labor. Dieser Werwolf nennt sich Fauve (frz. für „der Wilde“). Wer verbirgt sich dahinter?
In St. Petersburg ereignet sich eine Werwolfmordserie, und Eric fliegt sofort hin. Am Tatort fällt ihm der Wolfsgeruch einer jungen Frau auf und er folgt ihr in ein Viertel der Einheimischen. Vor einem bestimmten Haus ruft sie nach einem Mann namens Nadolny: Der Gerufene kommt aus einem Fenster des zweiten Stocks heruntergesegelt und knallt auf aufs Pflaster. Wurde er gestoßen? Der Verdacht liegt nahe, denn ein Maskierter beschießt die Frau. Eric greift ein und bringt sie in Sicherheit. Sie stellt sich als Lena vor, eine Wolfsforscherin. Doch sein Wissen und seine bemerkenswerten Verteidigungskünste machen sie stutzig. Nach einem kurzen Intermezzo in dem Landhaus entwischt sie wieder.
Sein Hausmeister und Faktotum Anatol identifiziert die Silberkette, die Eric einem der überwältigten Gegner abgenommen hat. Das Medaillon stellt Symbole dar, die sich auf den antiken König Lykaon beziehen, der von Zeus zur Strafe für einen Frevel in einen Wolf verwandelt wurde. Die Träger dieses Medaillons nennen sich „Der Orden des Lykaon“ und verehren Werwölfe so sehr, dass sie selbst zu diesem göttlichen Wesen werden wollen. Na, toll, denkt Eric. Und wo ein Orden ist, gibt es bestimmt auch eine Konkurrenzveranstaltung. Da hat er ganz Recht, und er merkt es spätestens dann, als er zwischen die Fronten gerät. Aber zunächst muss er Lena, die Wolfsforscherin, wiederfinden.
Südfrankreich, Gévaudan, 1764 bis 1767
Es hat schon immer Wölfe in der waldreichen Gebirgslandschaft des südfranzösischen Gévaudan gegeben, doch unter den neuesten Opfern dieser Tiere sind auch Menschen. Der Wildhüter Jean Chastel ist für diese Sache zuständig, und er nimmt seine beiden Söhne Antoine, 20, und Pierre, 26, mit auf die Jagd. Die beiden Halbwaisen sind wie Sonne und Mond, völlig verschieden: Pierre ist besonnen, fromm und freundlich, doch Antoine ist ein Bruder Leichtfuß und Schürzenjäger, der auch Kinder nicht verschmäht.
Nun hängt da ein sehr merkwürdiger Wolf in ihrer Falle. Er hat abnorm große Reißzähne und statt einer normalen Pfote sind Katzenkrallen zu sehen. Als Antoine ihn vorwitzig abschneiden will, warnt ihn sein Vater. Doch dieser Wolf öffnet wieder die Augen. Und als eine zweite Bestie angreift, um sich auf die Wildhüter zu stürzen, wird auch Pierre verwundet. In dem folgenden wütenden Kampf verjagt Jean die Bestie, doch seine beiden Söhne sind bewusstlos und bluten aus vielen Wunden. Der erste Wolf hat sich in einen 60-jährigen Mann rückverwandelt, den Jean in den nahen Bach wirft. Die Wunden seiner Söhne desinfiziert Jean durch Ausbrennen, doch es ist bereits zu spät. Die Seuche der Wandelwesen verrichtet in ihnen bereits ihr teuflisches Werk.
Drei Jahre vergehen. Zu seinem Entsetzen muss Jean Chastel feststellen, dass sein Antoine definitiv zum Werwolf geworden ist. Und auch sein Sohn Pierre zeigt alle Merkmale eines solchen Wahnsinns. Leider können sie sich nicht erinnern, was sie in ihrer anderen Gestalt getan haben, und ihre Wolfskräfte reichen aus, die Ketten zu sprengen, in die Jean sie legt. Antoine hat zudem die Fähigkeit, mit seinen roten Werwolfaugen jeden Menschen hypnotisieren und willenlos machen zu können.
Verzweifelt sucht Jean nach einem Heilmittel, denn er bringt es – noch – nicht übers Herz, seine Söhne zu töten. Er wendet sich an einen Kurpfuscher, der ihm eine Rezeptur für gutes Geld verkauft, aber um die Tinktur herzustellen, braucht er eine Art Apotheker. Die Äbtissin des Klosters St. Gregoire, Gregoria, ist solch eine Kräuterkundige. Zwischen ihr und Jean erblüht im Laufe der Jahre eine heftige Liebe. Und Pierre Chastel verliebt sich in Gregorias Mündel Florence Taupin, die Tochter einer unehelichen Liebschaft einer Adligen. Dadurch bringt er sie in Gefahr, denn auch sein Bruder Antoine ist scharf auf die Braut.
Äbtissin Gregoria macht einen verhängnisvollen Fehler. Sie schreibt einen Brief an den Heiligen Vater in Rom und bittet um Hilfe gegen die Werwolfplage. Als Antwort erscheint ein päpstlicher Legatus: Giacomo Francesco jagt nicht nur Werwölfe, sondern auch Ketzer. Und da er üble Gerüchte über die Familie Chastel hört, geraten die drei Männer schon bald in sein Visier. Als Köder für die Bestie hat sich Francesco etwas ganz Besonderes ausgedacht. Nachdem er sein blutiges Werk verrichtet hat, entführt er die schwangere Florence nach Rom, um sie für seine eigenen Pläne einzusetzen.
Handlung von „Sanctum“
Jean Chastel vermutet, dass der Sohn Francois seines Dienstherrn, des Marquis de Morangier, ein Werwolf ist. Der Marquis dementiert, doch Chastel insistiert, und schließlich gibt der Marquis es zu. Francois sei ein Wandelwesen, doch inzwischen vor der Verfolgung durch Chastel geflohen – nach Rom vermutlich. Chastel soll Francois schnell töten, bevor noch mehr Menschen zu Schaden kommen. Ausgestattet mit Geld und nach einem gefühlvollen Abschied von seiner geliebten Gregoria macht sich Chastel auf den Weg in die Ewige Stadt. Doch Gregoria bricht ihr Versprechen, sich von Rom und den Werwölfen dort fernzuhalten. Sie will dort ihr Mündel Florence suchen, das der Legatus entführt hat.
Deshalb sehen sie sich ein Vierteljahr später in Rom wieder. Gregoria hat inzwischen vergeblich versucht, beim Papst vorzusprechen, aber durch den Kontakt ist eine klerikale Gruppe auf sie aufmerksam geworden, die gegen den aktuellen Papst, eine Marionette der Jesuiten, intrigiert. Diese Gruppe unter einem Kardinal, der sich „Impegnio“ nennen lässt und sich hinter einer Maske versteckt, versucht einen Orden von Frauen aufzubauen, die überall an den Fürstenhöfen Europas den Einfluss der Jesuiten zurückdrängen sollen. Impegnio hat sich Gregoria, eine im Organisieren erfahrene Äbtissin, auserkoren, den Orden zu leiten. Schon vierzig Novizinnen und fünf Seraphim, Kriegerinnen, stünden bereit. Nach einem halben Jahr Ausbildung wolle Impegnio sie aussenden.
Doch wer soll diese Frauen ausbilden, beispielsweise in Kampf- und Spionagetechniken? Da kommt Jean Chastel wie gerufen. Er trainiert die fünf Seraphim und trägt dabei so manche Blessur davon, denn sie haben wirklich etwas auf dem Kasten. Damit sie die Kenntnisse, die er ihnen vermittelt, in die Praxis umsetzen können, bevor er sie nach dem edlen Wild Francois de Morangier suchen lässt, pirscht er mit ihnen im Armeleuteviertel Trastevere.
Trastevere ist das Revier einer seltsamen Bestie. Das huschende Wandelwesen ist wegen der Geschwindigkeit, mit der es sich bewegt, kaum je zu sehen, doch für Chastel scheint es die Gestalt eines schwarzen Panthers zu besitzen. Das ist definitiv nicht der gesuchte Francois, doch um wen handelt es sich dann? Bei der Verfolgung des Panthers legt sich eine der Seraphim besonders ins Zeug, als sie einen Verdächtigen über die Dächer verfolgt, doch als der Panther auftaucht und den Verdächtigen, einen Kontaktmann von Francois, für sich beansprucht, hat die Seraphim keine Chance. Chastel kann sie gerade noch vor dem Absturz vom Dach bewahren.
Es gelingt ihm, den Panther auf der Straße zu stellen, doch auch hier zieht er den Kürzeren. Erst sehr viel später findet er heraus, dass der Panther selbst ein Feind von Francois ist. Das ist aber die einzige Gemeinsamkeit, die sie zu Verbündeten werden lässt. Unterdessen bricht Gregoria in das Büro des feindlich gesonnenen Kardinals Rotonda ein und entdeckt dort einen sorgsam verborgenen Schatz: Adressen, Namenslisten, Berichte – sogar sie selbst ist darin verzeichnet. Endlich hat sie eine echte Chance, Florence zu finden. Die Spur führt in die labyrinthartig verzweigten Katakomben von Rom. Wer weiß, wohin sie sie führen mögen.
Im Jahr 2004
Erik von Kastell hat nur zwei Ziele im Leben: Seine geliebte Lena wiederzubekommen und die letzten verbliebenen Werwölfe zu jagen, wo er sie findet. Beide Ziele miteinander zu vereinen, stellt sich als gar nicht so einfach heraus.
Gregorias im 18. Jahrhundert gegründeter Orden wird inzwischen von Schwester Faustitia geführt. Sie hält Lena in einer Zelle gefangen – gefesselt, denn auch Lena ist ein Wandelwesen geworden. Faustitia hat vor, wie es ihr Orden verschreibt, Lena zu heilen statt sie zu vernichten. Dazu verfügt der Orden seit den Tagen von Kardinal Impegnios Geschenk über ein Quantum an heiligster und rarer Flüssigkeit: das Sanctum. Das Blut Christi treibt nicht nur den Werwolfsdämon aus, sondern kann gewisse Personen sogar unverwundbar machen. Doch manchmal geht die Behandlung auch daneben, dann stirbt der Patient. Erik betet, dass Lena überlebt, und droht Faustitia mit schrecklichen Konsequenzen, falls nicht.
Im kroatischen Nationalpark Plitvice, dort, wo er schon zuvor auf Werwölfe in freier Natur gestoßen ist, findet er ein Medaillon, das, wie seine Recherche ergibt, das Familienwappen der römischen Rotondas trägt. Die Rotondas waren gespalten, einerseits in eine weltliche, kaufmännische Linie – hier herrscht heute Maria Magdalena über einen Konzern. Doch der anderen Linie gehörten seit der Seeschlacht von Lepanto im Jahr 1571 streitbare Gefolgsleute des Vatikans an, die den christlichen Glauben gegen Andersgläubige – bei Lepanto gegen die Türken – verteidigen. Gregoria könnte Erik einiges über den ihr persönlich bekannten Kardinal Rotonda erzählen.
Erik fordert den Nachfahren Rotondas, einen Padre, unerschrocken heraus. Dabei erschnuppert er an dessen Soutane den unverkennbaren Geruch eines Werwolfswelpen. Was haben die Rotondas mit den Wandelwesen zu schaffen? Kaum ist Erik wieder in seinem römischen Quartier, als nicht nur seine Schwester Justine, sondern auch seine One-Night-Stand-Geliebte Severina auftaucht. Herrje, weiß denn hier jeder über sein Versteck Bescheid?
Doch gleich darauf dringt eine schwer bewaffnete Truppe von Söldnern in die Villa ein und nimmt alles aufs Korn, was nach Erik von Kastell aussieht. Sie werfen sogar Handgranaten! Offenbar mangelt es Padre Rotonda weder an Reaktionsfähigkeit noch an Rücksichtslosigkeit, wenn er einen Schnüffler wie Erik ausschalten will. Doch Erik bietet ihm in jeder Hinsicht Paroli …
Mein Eindruck
Wie schon der Vorgängerband „Ritus“ ist auch „Sanctum“ vollgepackt mit atemloser Action, die nur hin und wieder mit romantischen Szenen abwechselt. Statt mich wie „Ritus“ anzuwidern, bietet „Sanctum“ aber genügend Szenen zwischen vernünftigen (halbwegs) menschlichen Wesen, dass man sich in die Lage dieser Akteure versetzen kann und mit ihnen fühlt.
Der Roman wird seinem Titel vollauf gerecht, denn das „Sanctum“ genannte Blut Christi, das er angeblich am Kreuz vergoss, spielt eine große Rolle in Gregorias und Faustitias Versuchen, Menschen, die von der Bestie besessen sind, zu heilen, so etwa Lena und Erik. Man muss schon eine Menge mystischen Glauben mitbringen, um an die Heilkraft dieser Substanz – die sich mitunter als Fake entpuppt – zu glauben. Allerdings trifft diese Anforderung an die Gutgläubigkeit des Lesers für die Mehrzahl aller Fantasyromane zu.
Weibliche Kreuzritter
Interessant finde ich die Idee eines weiblichen Kreuzritterordens – denn nichts anderes sind die Seraphim. Einen solchen Orden streitbarer Nonnen habe ich bereits in Eric Van Lustbaders Roman „Schwarzer Clan“ (O-Titel: „Second Skin“) gefunden, wo bestimmte Frauen nicht nur Unterschlupf vor ihren Feinden (z. B. der Mafia) finden, sondern sogar den Spieß umdrehen, um dem Werk ihrer Feinde entgegenzuwirken, meist auf diplomatischem Wege, mit den Waffen einer Frau.
Aber die Seraphim in „Sanctum“ sind lediglich keusche Ritterinnen, die meines Wissens kein Gegenstück in historischen Zeiten haben, außer in Jeanne d’Arc. Man würde sie ansonsten als „Amazonen“ bezeichnen, doch die eigentlichen Amazonen waren bekanntlich Sagengestalten aus den Schriften griechischer Schreiber. Wie auch immer: Die Seraphim spielen eine aktive und dynamische Rolle für den Plot um Jean Chastel und seinen Nachfahren Erik von Kastell.
Terrorismus
Sie engagieren sich in der Bekämpfung sowohl der Wandelwesen und ihrer Heilung als auch im Kampf gegen diejenigen kirchlichen Kräfte, welche die Wandelwesen zum Zweck der Stärkung des Glaubens missbrauchen wollen. Dieses Motiv mutet recht modern und aktuell an, denn die Wandelwesen dienen dem Terrorismus. Schüchtert man die Gläubigen nur genügend mit Terror ein, so werden sie sich schon wieder den entsprechenden Autoritäten zuwenden, die ihnen Heil und Erlösung versprechen. Im 18. Jahrhundert, so Kardinal Impegnio, seien dies die Jesuiten gewesen, doch im 21. Jahrhundert sind es skrupellose Kirchenleute, denen leider nicht weiter auf den Grund gegangen wird. Das Medaillon des Padre Rotonda legt den Verdacht nahe, dass er dem „Orden des Lykaon“ angehört.
Werwolf-Lover
Etwas kurios mag dem Hörer die Sekte dieser Lycaoniten anmuten. Sie beziehen sich auf den antiken König Lykaon, der von Zeus zur Strafe für einen Frevel in einen Wolf verwandelt wurde. Die Träger solcher Medaillons nennen sich „Der Orden des Lykaon“ und verehren Werwölfe so sehr, dass sie selbst zu diesem göttlichen Wesen werden wollen. Alles, was es dazu braucht, ist ein Biss vom Werwolf – oder eines anderen Wandelwesens.
Das Auftreten der Lycaoniten führt zu einer der zahlreichen bizarren Szenen in „Sanctum“. Die Seraphim haben Francois, den fiesen Entführer Florences, gestellt und mit Kugeln durchsiebt. Das hilft aber nichts, denn erst muss ihn das Silber vergiften, bevor er draufgeht. Bevor es so weit ist, tauchen jedoch die Lycaoniten auf und verdrängen die Seraphim. Chastel und Sarai verstecken sich und beobachten das Geschehen fassungslos. Die Sektenanhänger operieren Francois die Silberkugeln heraus, so dass er mit Hilfe seiner Werwolfkräfte genest. Dann soll er sie mit seinem Biss segnen. Er hat jedoch kaum Zeit, ihnen diesen Gefallen zu tun, da rückt auch schon die Stadtwache an und vertreibt die Ordensmitglieder – und mit ihnen geht Jean Chastel auch Francois durch die Lappen.
Vampirismus
Diese Szene erinnert so stark an Vampirismus, dass sich zahlreiche Parallelen ziehen lassen. Vampirismus muss wohl nicht näher beschrieben werden: Es ist ebenfalls eine Seuche, die durch Biss etc. übertragen wird. Die Legende will es, dass Vampire über diverse übermenschliche Kräfte und Eigenschaften verfügen, so etwa Unsterblichkeit, große physische (Selbstheilungs-)Kraft, Hypnose, Gestaltwandlung usw. Verknüpft man die Merkmale der Krankheit mit denen eines übermenschlichen Wesens, erhält man ein verehrungswürdiges Wesen, dessen Kräfte man erben kann. Dummerweise sind diese Wesen allesamt von Dämonen besessen und nicht von Engeln. Das macht auch die Verehrer wie die Lycaoniten zu Dämonen.
Engel und Dämonen
Was nun ein Dämon ist und was ein Engel, darüber entscheiden die Experten. Und diese sind allesamt Kirchenleute, versteht sich, beispielsweise die Äbtissin Gregoria und ihre Ordensfrauen. Das macht die Bekämpfung der Wandelwesen zu einer heiklen Angelegenheit, wie man sieht: Denn wo Gregoria bekämpfen und heilen will, da wollen andere Kirchendiener missbrauchen. Entscheidend ist der Zweck, der die Mittel heiligen soll.
Was will Gott?
Auffallend ist jedoch, dass sich die Angehörigen der christlichen Kirche nie die Frage stellen, ob die Lykanthropie – also das Phänomen der Wandelwesen – ein Geschenk Gottes sein könnte. Die Lycaoniten beantworten diese Frage bedenkenlos mit ja. Wenn sie aber ein Gottesgeschenk wäre, würfe dies jede Menge moralische Fragen nach der Berechtigung des Kampfes gegen die Werwölfe auf.
Es ist die alte Frage: Wenn die Christenheit mit der Pest (ersetze: Vampirismus, Lykanthropie usw.) gegeißelt wird, die sicherlich in den Plan Gottes gehört, dann muss es sich um eine Strafe für die Sünden ebendieser Christenheit handeln, denn sonst wäre Gott ein Verbrecher (oder ein skrupelloser Spieler, wie manche meinen). Indem der Autor diese Frage ausklammert, erspart er seinen Figuren eine moralische Selbstquälerei, und auf die verzichtet der Leser bzw. Hörer gerne dankend.
Agententhriller
Der Umstand, dass sich die Werwölfe usw. ständig verwandeln, macht es dem Helden nicht gerade einfach, sie zur Strecke zu bringen. Das haben die Werwölfe mit den Agenten à la Bond und Bourne und ganz besonders mit unserem Mann auf der „Mission impossible“ gemeinsam. Die Kammerjäger in Sachen Wandelwesen, also Chastel und Erik, sind auf ihren Instinkt angewiesen, um den Übeltäter zu fassen, sowie auf ihre Kombinationsgabe. Natürlich gelingt es dennoch einem Wandelwesen, Erik zu überlisten. Hinzu kommt, dass Erik in sich gespalten ist und die Bestie in sich im Zaum halten muss. (Es sei denn, er will buchstäblich „die Sau rauslassen“.) Und so kommt es wie in jedem ordentlichen Agenthriller zu einem unvorhergesehenen Showdown mit einer Nemesis aus der Vergangenheit. Namen dürfen nicht genannt werden.
Der Sprecher
Johannes Steck gelingt es, die Figuren sehr gut zum Leben zu erwecken. Er schafft es nämlich, durch die Modulation seiner Stimme jeder Figur ihre passende Charakteristik zu verleihen. So sind die „Beamten“ des Papstes stets hochnäsig und Kardinal Rotonda sogar hinterlistig. Auch Kardinal „Impegnio“ ist solch ein zwielichtiger Charakter – man hört förmlich sein falsches Lächeln. Ganz besonders arrogant ist der Comte Francois, seines Zeichens skrupelloser Werwolf, doch bei ihm kommt auch noch Hass auf Chastel hinzu.
Die beiden Hauptfiguren der Handlung im 18. Jahrhundert, Gregoria und Jean Chastel, setzen den Standard für Normalität, von dem sich andere Figuren abheben. Chastel hat eine tiefe Tonlage und spricht stets energisch, außer natürlich, wenn er verwundet ist. Gregoria spricht ihn stets sehr sanft an, außer wenn es um ihr Kind geht (huch, das wollte ich jetzt nicht verraten!). Da wird sie sehr entschlossen. Erik hat interessanter- und passenderweise die gleiche Stimmlage wie Chastel und drückt sich auch so aus: mal aggressiv und drohend, dann wieder (scheinbar) schwach und verwirrt.
Alle Stimmlagen und Ausdrucksweisen sind situationsabhängig, denn nur so kann ein einigermaßen realistischer wie auch dramatischer Eindruck von den Gefühlen der Figuren vermittelt werden. In den zahlreichen Kämpfen, in die Chastel und Erik verwickelt werden, herrschen also aggressive Töne vor, während in erotischen Situationen sanfte und verführerische Klänge den Ton angeben. Steck schreckt auch nicht vor lauten Rufen oder einem gelegentlichen Fluch wie „Fuck!“ nicht zurück.
Johannes Steck hat insgesamt ein sicheres Gespür dafür, welcher Ausdruck in welcher Lage angebracht ist. Schon bald kann sich der Hörer diesem akustischen Drama nicht mehr verschließen und lauscht gebannt, was als nächstes passiert.
Für den realistischen Eindruck sind auch der richtige Akzent und die korrekte Aussprache von Bedeutung. Hier erreicht Steck hundert Punkte und ich ziehe meinen Hut. Dass jemand Italienisch und Französisch derart einwandfrei beherrscht, habe ich bislang selten gehört. Und einen russischen oder kroatischen Akzent schafft er mit links, indem er einfach das R ein wenig tiefer rollen lässt. Warum er aber „Lycaoniten“ mit S ausspricht, also „lüsaoniten“, kann ich nicht nachvollziehen.
Geräusche und Musik gibt es keine, also brauche ich kein Wort darüber zu verlieren.
Der einzige Punkt an dieser Hörbuchproduktion, der mich etwas frustrierte, waren die elend langen Laufzeiten der CDs. 85 Minuten sind 6-10 Minuten mehr als die durchschnittliche Laufzeit von Hörbuch-CDs (von Hörspielen ganz zu schweigen, die im Schnitt zwischen 55 und 70 Minuten lang sind).
Unterm Strich
Man sollte es kaum für möglich halten, aber dieser Band ist sogar noch actionreicher als sein Vorgänger, und diese Action kann es ohne weiteres mit James Bond oder Jason Bourne aufnehmen. Denn hier kämpfen ja nicht menschliche Männer und Frauen, sondern Wandelwesen mit übermenschlichen Kräften, die sich unversehens in ihre Tiergestalt verwandeln und umgekehrt.
Drängte sich „Ritus“ noch der Sex aufdringlich in den Vordergrund, so muss dieses Element nun zugunsten der Romantik zurücktreten, nicht selten sogar zugunsten der Tragik oder Melodramatik, so etwa wenn der sichtlich angeschlagene Werwolfbekämpfer Erik über seiner schlummernden Lena Besserung gelobt (hach!). Oder wenn Chastel seiner Gregoria ein letztes Mal in die Augen blickt, bevor seine eigenen brechen (schnüff!).
Das Hörbuch wird von Johannes Steck sehr lebendig und engagiert gestaltet. Er erweckt besonders gut in den jeweiligen Situationen zum Leben, und auch in der Charakterisierung ist er meist erfolgreich, besonders bei den Bösewichten. Die Damen hingegen sind mir relativ blass und farblos in Erinnerung, denn es gibt nur wenige Frauenfiguren wie Faustitia oder Gregoria die den Mund aufmachen dürfen, um ihr männliches Gegenüber zurechtzuweisen. Die sanfte Tonart ist eher die Stimmlage der Frauen, und ganz besonders dann, wenn sie den Helden zu verführen versuchen …
Einziger Wermutstropfen ist die Überlänge der CD-Laufzeiten. Das wird aber dadurch kompensiert, dass der Verkaufspreis mit knapp 22 Euro für sechs CDs außergewöhnlich günstig ausgefallen ist.
1629. Der 30 Jährige Krieg mit seinen Konflikten erschüttert Europa und tobt besonders gnadenlos in Deutschland.
Die junge Abenteurerin Aenlin Kane reist in die neutrale Stadt Hamburg, um das Erbe ihres berühmten Vaters Solomon Kane zu ergründen. Zusammen mit ihrer Freundin Tahmina, einer persischen Mystikerin, gerät sie in die Wirren des Krieges. Sie nehmen einen folgenschweren Auftrag der West-Indischen Compagnie an: Eine zusammengewürfelte Truppe soll sich durch die Linien nach Süddeutschland durchschlagen, bis nach Bamberg, wo grausamste Hexenprozesse die Scheiterhaufen brennen lassen – doch es kommt vieles anders. Zu viel für einen Zufall! (Verlagsinfo)
Geheimbünde, alte Mysterien und eine packende Auseinandersetzung auf Leben und Tod: Der zweite Teil von Markus Heitz‘ großen Mystery-Bestsellerserie „Pakt der Dunkelheit“ in cooler Neuausstattung.
Rom, Ewige Stadt, Hort uralter Geheimnisse. Hierhin führen die Spuren einer Verschwörung, in deren Mittelpunkt Eric von Kastell steht, der Werwolfjäger. Immer wieder trifft er auf das Vermächtnis einer Frau, die im 18. Jahrhundert um ihr Leben kämpfte: Gregoria, die Äbtissin eines entweihten Klosters. Eric und Gregoria sind untrennbar verbunden durch die heiligste Substanz, die sich auf Erden findet: Das Sanctum kann Wunder wirken – oder den Tod bringen … (Verlagsinfo)
Seit vor 150 Jahren der Wald in Yarkin begonnen hat, sich unaufhaltsam auszubreiten, sind die Menschen immer weniger geworden. Die letzten Überlebenden wurden auf eine Halbinsel zurückgedrängt. Immer wieder hat man Expeditionen ausgesandt, um ein Mittel gegen das Vordringen der Bäume zu finden – keine kehrte zurück. Bis die Kriegerin Adima auf Kalena trifft, die eine schier unglaubliche Geschichte erzählt: von einer Siedlung im Wald und einem grausamen Überfall, der das wahre Böse offenbart habe; und von einer Verschwörung unter den Menschen, die nur sie, Kalena, aufdecken könne. Sie bittet die Kriegerin um Hilfe. Doch kann Adima ihr wirklich trauen?
(Verlagsinfo)
3 MP3-CDs
Laufzeit: ca 10 Std.
Sprecher: Uve Teschner
Audio Media
Wédōra birgt noch so manches Geheimnis für die Freunde Liothan und Tomeija, die es auf magische Weise in die schwer befestigte Wüstenstadt verschlagen hat.
Während Liothan in alte Gewohnheiten verfällt und sich in Wédōras Unterwelt einen Namen macht, wird Tomeija vom geheimnisumwitterten Herrscher der Stadt zur obersten Gesetzeshüterin berufen. Sie kann nicht ahnen, dass sie bald nicht nur gegen Verbrechen und mörderische Intrigen vorgehen muss, sondern auch gegen ihren Freund aus Kindheitstagen. (Verlagsinfo)
Der neue Urban-Mystery-Thriller von Bestseller-Autor Markus Heitz ist ein perfekter Mix aus Unheimlichem, Bösen und subtilem Horror: Der ehemalige Spieler Tadeus Boch gelangt in Baden-Baden in den Besitz einer mysteriösen Spielkarte aus einem vergangenen Jahrhundert. Alsbald gerät er in einen Strudel unvorhergesehener und mysteriöser Ereignisse, in dessen Zentrum die uralte Karte zu stehen scheint. Die Rede ist von einem Fluch. Was hat es mit ihr auf sich? Wer erschuf sie? Gibt es noch weitere? Wo könnte man sie finden? Dafür interessieren sich viele, und bald wird Tadeus gejagt, während er versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Plötzlich steigt der Einsatz: Es ist nicht weniger als sein eigenes Leben. (Verlagsinfo)
Mit »Drachengift« eröffnet Markus Heitz die finale Schlacht zwischen den Menschen und den feuerbewehrten Geschöpfen. Silenas Kampf gegen die Drachen geht weiter, allerdings tritt neben dem Officium Draconis und den freien Drachenjägern plötzlich ein neuer Mitbewerber auf den Plan: eine mysteriöse Flugstaffel, die zu einem Chemie-Unternehmen gehört und mit Sprühmitteln gegen die Drachen vorgeht. Und Grigorij benimmt sich zusehends merkwürdiger. Als sei er unter den Bann eines Drachen gefallen … (Verlagsinfo)
Eine Seelenwanderin auf der Jagd nach einem skrupellosen Entführer. Eine uralte Vampirin auf einer Rettungsmission, die sie an Orte führt, von denen es kaum ein Entkommen gibt. Ein Mann ohne Gedächtnis, der versucht, die Schuldigen zu finden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich ihre Wege kreuzen …
In „Exkarnation – Seelensterben“ laufen die Fäden aus sämtlichen dunklen Thrillern von Markus Heitz zusammen. Was nach einem fulminanten Ende klingt, birgt die Keimzelle für neue Abenteuer. Und neue Herausforderungen. (Verlagsinfo)
Lebensspendend oder todbringend, geheimnisvoll oder verkommen – Juwel der Wüste oder Ende aller Hoffnung? Willkommen in Wédōra, dem Schauplatz von Markus Heitz‘ neuem Dark-Fantasy-Roman „Wédōra – Staub und Blut.
Im Mittelpunkt einer gigantischen Wüste liegt die schwer befestigte Stadt Wédōra. Sämtliche Handelswege der 15 Länder rings um das Sandmeer kreuzen sich hier, Karawanen, Kaufleute und Reisende finden Wasser und Schutz. In diese Stadt verschlägt es den Halunken Liothan und die Gesetzeshüterin Tomeija.
Doch Wédōra steht kurz vor einem gewaltigen Krieg, denn die Grotte mit der unerschöpflichen Quelle, die die Stadt zum mächtigen Handelszentrum hat aufsteigen lassen, war einst das größte Heiligtum der Wüstenvölker. Nun rufen die geheimnisvollen Stämme der Sandsee zum Sturm auf die mächtige Stadt.
Liothan und Tomeija geraten schnell in ein tödliches Netz aus Lügen und Verschwörungen, besitzen sie doch Fähigkeiten, die für viele Seiten interessant sind. (Verlagsinfo)
Broschiert: 608 Seiten
Knaur
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