Markus Heitz – Blutportale (Lesung)

Nicht willkommen: Freifahrschein für einen Höllenfürsten

Saskia führt eigentlich ein ganz normales Leben. Das ändert sich, als sie bei einem Fechtturnier gegen den geheimnisvollen Levantin antritt. Mit seinem Degen fügt er ihr einige tiefe Schnitte zu, die sich schon nach kurzer Zeit von selbst schließen. Saskia ahnt nicht, dass ihr Gegner ein Dämon ist, der seit Jahrhunderten nach ihr sucht. Er will, dass sie für ihn die Blutportale öffnet, durch die er endlich in seine Heimat zurückkehren kann. Doch niemand hat Saskia auf ihr dunkles Talent vorbereitet. Und so stößt sie unbeabsichtigt Türen auf, die nie geöffnet werden sollten … (Verlagsinfo)

Der Autor

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte und arbeitete als Journalist bei der Saarbrücker Zeitung. Sein Aufsehen erregender Debütroman „Schatten über Ulldart“ wurde mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet. Seit dem Bestseller „Die Zwerge“ gehört Heitz zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren. Er lebt in Zweibrücken im Saarland. „Die Zwerge“ hat er ebenso fortgesetzt wie das inzwischen mehrbändige Ulldart-Epos.

Markus Heitz auf Buchwurm.info:

Interview mit Markus Heitz
„Ritus“ (Buch)
Ritus“ (Hörbuch)
„Sanctum“ (Buch)

Sanctum“ (Hörbuch)
Blutportale
„Die Mächte des Feuers“

Kinder des Judas
Judassohn
http://buchwurm.org/Heitz-Markus-Judastoechter-17899/

„Die Zwerge“
Die Zwerge“ (Hörbuch)
Die Rache der Zwerge
Der Krieg der Zwerge
Rückkehr der Zwerge
Das Herz der Zwerge

Trügerischer Friede“ (Ulldart – Zeit des Neuen 1)
Schatten über Ulldart

05:58“ (Shadowrun)
Die dritte Expedition
Gerechter Zorn

Exkarnation SeelensterbenExkarnation – Krieg der Alten Seelen

Der Sprecher

Simon Jäger, geboren 1972 in Berlin. Seit 1982 arbeitet er als Synchronsprecher bei Film und TV. Er lieh unter anderem Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty, River Phoenix seine Stimme, aber auch „Grisu dem kleinen Drache“, und war auch in TV-Serien wie „Waltons“, „Emergency Room“ zu hören. Seit 1998 arbeitet er zudem als Autor und Dialogregisseur. (Homepage-Info)

Regie führte Tommi Schneefuß. Seine Aufnahme erfolgte im Hörspielstudio XBerg GmbH.

Handlung

Es beginnt an Halloween in Hamburg-Uhlsdorf. Der Florist Will Guhl erhält in seinem Blumenladen ungebetenen Besuch, erst von der Immobilienmaklerin Mira Hansen, dann, als er auf ihr exorbitantes Angebot nicht eingeht, von fünf sehr bulligen Herren, die seinen Laden in die Bestandteile zerlegen. Und obwohl Will Meister in einer indischen Kampfkunst ist, zieht er am Schluss doch den Kürzeren. Er fragt sich, was diese unfreundlichen Typen bloß an der Villa, die Will für einen Lord verwaltet, nur so faszinierend finden, dass sie dafür erst 100.000 Euro Provision und dann ihre Fäuste herausholen. Eines ist jedoch völlig klar: Die alte Villa, die ihm gar nicht gehört, kann er auf keinen Fall verkaufen. Auch wenn es dort laufend zu Unfällen aller Art kommt, besonders gegenüber Tieren …

Das Fechtduell

Die Köchin und Restaurantbesitzerin Saskia Lange stoppt ihr Auto in der Speicherstadt und betritt das bewachte Haus einer Geheimgesellschaft. Diese ist ein Jahrhunderte alter Bund von Kämpfern, der Vereinigung der Klingen (Union des Lames), dem schon Saskias Vater und Großvater angehörten und deren Siegelring mit den gekreuzten Klingen sie trägt. Heute ist der Tag der ultimativen Prüfung: Entweder wird sie heute die neue Meisterin des Bundes oder sie stirbt. Sie hätte nie erwartet, dass es einen dritten Weg geben könnte, und der bringt ihr jede Menge Ärger.

Es ist 21: 45 Uhr, noch eine Viertelstunde bis zum Beginn des Kampfes. Der „Professor“ tritt in ihre Umkleide. Er ist der einzige Kämpfer bisher, der eine Begegnung mit dem Meisterkämpfer überlebt hat, und er trägt eine Menge Narben, um dieses Wunder zu belegen. Er bestätigt, dass Saskia, die er als „Rapier“ bezeichnet, fit wie ein Turnschuh ist, und spricht ihr Mut zu. Sie werde es schon schaffen, den Champion zu besiegen.

Die ehemalige Olympiasiegerin verlässt die Umkleide und begibt sich zur Planche, wo bereits das Schiedsgericht Platz genommen. Der Professor erscheint, dann der Maitre selbst, Saskias Gegner. Sie bemerkt sofort, dass der Champion keinerlei Narben aufweist. Es irritiert sie, dass sein Fechtvisier verspiegelt ist. Soll sie etwa gegen sich selbst kämpfen? Mit einem Heben seines Rapiers grüßt er sie. Der Schiedsrichter spricht das französische Motto des Orden und verkündet die Regeln des Kampfes. Wer fünfmal verwundet wurde, hat verloren. Doch da es sich um den Maitre selbst handelt, gegen den Saskia kämpft, ist es erlaubt, ausnahmsweise auch zu töten.

Der Kampf beginnt, und Saskia ist von der irren Geschwindigkeit ihres Gegners erstaunt. Sie ist zwar auch nicht schlecht, aber es gelingt ihm, ihre mehrere Wunden beizubringen. Sie fühlt sich kribbelig, heiß und irgendwie seltsam. Hat der Maitre etwa seine Klinge vergiftet? Erst später entdeckt sie, dass ihre Wunden in einem ganz bestimmten Muster angeordnet sind, die ein Symbol ergeben. Selbst als sie besiegt ist und sich ergibt, schlägt er erneut zu, um sie zu bestrafen – und um das Symbol zu vollenden.

Der Schiedsrichter bricht ab, der Maitre geht, der Arzt schaut nach Saskia und gibt ihr wider alle Regeln seine Visitenkarte. Wütend wünscht sich Saskia eine Revanche, als sie in die Umkleide geht, doch der Maitre ist schon verschwunden. Erst als sie auf die Straße tritt, entdeckt sie in einer auffällig langsam vorbeifahrenden Limousine einen blonden Mann, der sie neugierig anschaut. Er muss der Maitre sein, obwohl sie sein Gesicht nie gesehen hat. Warum nur hat er sie am Leben gelassen?

Eine Party mit Folgen

Am 7. November veranstaltet Will Guhl ohne Wissen des Hausbesitzers jene Party, die er seinen Freunden und Bekannten schon lange versprochen hat. Der „Sir“, von dem er nicht mal den Namen weiß, muss ja nicht alles wissen; wird schon alles schiefgehen. Will hat ihm von dem Angriff der fünf Gorillas und dem nachfolgenden Einbruch berichtet, ihm eine Liste der gestohlenen Gegenstände gefaxt. Jetzt sind die Caterer da. Als Will einen ihm unbekannten Kerl aus seinem Schlafzimmer kommen sieht, schöpft er Verdacht und will den Typ aufhalten, doch der macht sich aus dem Staub. Wenigstens hat sich der Unbekannte nicht am Wandteppich vergriffen, der für den „Sir“ sakrosankt ist. Der Gobelin ist ein uraltes Stück, weiß der Himmel, woher es stammt, aber es zeigt die furchterregende Fratze eines Dämons.

Saskia hat Schmerzmittel genommen und ist mit ihrem Sous-Chef Patric zu Wills Party gekommen. Alles ist auf indisches Ambiente getrimmt, und die Villa sieht aus wie der Palast eines Maharajas. Sogar ein Abbild der Göttin Kali ist da, und Saskia bemerkt mit Schaudern deren Halskette aus Totenschädeln. Will begrüßt sie und ihren Begleiter sehr freundlich, doch ihre Stimmung schlägt um, als sie einen dämlichen Restaurantkritiker entdeckt, der ihr „Bon gout“ niedergemacht hat.

Um sich zu beruhigen, geht sie in den Garten. Sie bemerkt ein unverhängtes Fenster. Als sie nähertritt, entdeckt sie ein Gesicht dahinter, das zu einem Schrei verzerrt ist. Erschrocken zuckt Saskia zurück Sie hat eine Vision verzerrter Realität, so als könne sie hinter die Fassade der Erscheinungen blicken. Das ist ihr noch nie passiert. Hat es etwas mit dem Gift des Maitres zu tun, fragt sie sich und geht vorsichtshalber wieder zurück zur Party.

Kurz meint sie, das Gesicht des Maitres in einem Seitegang vor einem Wandteppich zu sehen, doch da taucht der Restaurantkritiker schon wieder auf. Es kommt zum Streit, und Saskia haut ihm eine in die Fresse, sodass der Kerl mit blutender Nase davonstürzt. Aus Scham eilt Saskia zur Toilette und fragt sich, ob sie langsam den Verstand verliert. Als sie erfrischt zurückkehrt, passiert sie den Wandteppich und bemerkt einen seltsam brenzligen Geruch daran. Es wird doch nicht etwa Feuer ausgebrochen sein!

Der Gobelin

Der Wandteppich sieht aus, es seien seine Symbole in Bewegung, und sie interessiert sich sehr dafür. Doch woher kommt der Brandgeruch? Sie blickt hinter den Gobelin, als Patric sie entdeckt. Zusammen entdecken sie die kleine, eisenbeschlagene Pforte. Ui, wie rätselhaft, so eine uralte Pforte in dieser schnieken Villa. Sie ist über und über mit Symbolen und Schriftzeichen bedeckt, aber es gibt kein Schloss. Aus einem Impuls heraus berührt Saskia die Pforte, und die Symbole scheinen sich zu verzerren und neu anzuordnen. Die Pforte öffnet sich und Saskia vermeint, ein substanzloses Wesen herausschlüpfen und an sich vorbeirauschen zu sehen. Sicher nur eine weitere Sinnestäuschung, sagt sie sich, und geht mit Patric in die kleine enge Kammer dahinter …

Will sieht, wie sein Freund Oliver umfällt, als habe ihn etwas getroffen. Blaue Flammen schießen aus einer Nische hervor, dann dröhnt eine Explosion durch den Saal. Will hat ein Tosen in den Ohren, denkt an einen Notruf, doch dafür muss er vor die Tür. Als er die zweigeteilten Kellner und Türsteher entdeckt, vergisst er seinen Notruf. Er denkt kurz an den Fluch, der auf der Villa laste, wie Mira Hansen behauptet hat. Blödsinn, oder?

Er geht zurück ins Wohnzimmer. Großer Gott, überall Leichen! Doch dazwischen eine blutige Fußspur – jemand muss noch am Leben sein. Er folgt der Spur, während er versucht, sein Essen bei sich zu behalten. Die Spur führt führt zu einer kleinen Pforte hinter dem Wandteppich mit dem Dämon darauf. In der Kammer dahinter findet er Saskia. Gott sei Dank, sie lebt – noch. Denn der Mann, der neben ihr liegt, ist offensichtlich tot, weil ihm der Kopf fehlt. Die Runen an den Wänden scheinen zum Leben zu erwachen, und das Licht wechselt von Gold zu Blau. Aus dem Augenwinkel erblickt er substanzlose Gestält: ein Dämon? Und was hat er da in der Hand – etwa ein Schwert? Will ruft die Göttin Kali um Beistand an …

Mein Eindruck

Dies ist der furiose Auftakt zu einem Wettlauf um das Schicksal der Welt. Denn das Schwert, das der Schutzdämon da hält, ist einer von mehreren magischen Gegenständen, die zusammengetragen werden müssen, um das Portal in die Hölle zu öffnen. Dort wartet bereits ein Höllenfürst ungeduldig darauf, in unsere Welt gerufen zu werden. Das Sammeln dieser fünf Objekte dient als Grundlage für eine weltumspannende Schnitzeljagd, die Saskia bis an den Baikalsee und nach Syrien führt. Für entsprechende Bewegung ist also gesorgt.

Doch Saskia und ihr Kumpel Will sowie eine uns aus „Santum“ und „Ritus“ wohlbekannte Werwölfin sind natürlich nicht allein hinter den magischen Objekten her. Erstens ist da noch der Maitre, der den schönen Namen Levantin trägt. Dieser „Wanderer“ – über seine Heimat darf spekuliert werden – weilt schon 5000 Jahre auf Erden und glaubt, in Saskia seine verlorene Gefährtin wiedergefunden zu haben. Deshalb verehrt er ihr einen Teil seiner Magie: Mit Hilfe des Symbols, das er ihr beim Fechten in die Haut schneidet, verleiht er ihr die Fähigkeit, die titelgebenden Blutportale zu öffnen. Darunter sind Tore in andere Dimensionen, wie etwa die Hölle, aber auch in andere Zeiten, wie etwa ins biblische Syrien, zu verstehen.

Um die Geschichte nicht zu einem Schlagabtausch zwischen Saskia und Levantin verkommen zu lassen, sorgen zwei geheime Sekten für das Abwenden der drohenden Monotonie – und für jede Menge Action und Hasch-mich-Spielchen. Die Immobilienmaklerin Mira Hansen beispielsweise gehört zu den relativ gutartig gesinnten „Konsziten“, die einem Kodex gehorchen und vorgeben, sozusagen wohlwollende Beobachter am Spielfeldrand zu sein. Tatsächlich aber sorgen sie dafür, das die bösen Jungs der anderen Sekte nicht obsiegen.

Diese zweite Sekte, angeführt von einer Frau namens Valeska, dient jenem Höllenfürsten und ist natürlich darum bemüht, ihm den Eintritt in unsere Welt zu ermöglichen. Sollten sie die fünf magischen Objekte zuerst in ihren Besitz bekommen, wäre die Welt verloren, denn Höllenfürsten haben für gewöhnlich für menschliche Anliegen herzlich wenig übrig.

Selbstredend braucht Saskia eine ganze Weile, bis sie dieses Szenario kapiert hat. jede Menge rätselhafter Aktionen der Gegenseiten setzen ihrem Nervenkostüm heftig zu, doch als geübte und erprobte Fechterin weiß sie sich ihrer Haut zu wehren und die Nerven zu behalten. Zwei weitere Faktoren entwickeln sich zu ihren Gunsten. Erstens gelingt es ihr, die ihr verliehene Magie zunehmend zu kontrollieren und gesteuert einzusetzen. So betätigt sie sich am Baikalsee wie weiland Moses, der das Rote Meer teilte, und öffnet einen Schacht, der bis hinab zum Grund des tiefsten Süßwassersees der Erde führt. Und das ist sehr tief. Alles nur für ein kleines Buch …

Der zweite Faktor sind ihre zwei Gefährten. Will heißt in Wahrheit Wilhelm Shiva Arinand Guhl. Wie der Name Shiva bereits andeutet, vermag er sich zu einem zerstörerischen Faktor zu entwickeln, oder auch zu einem rettenden. Das macht ja seine Präsenz so spannend. Wir wissen nie genau, was wir letzten Endes von ihm zu erwarten haben. Er ist der Joker im Spiel, aber auch ein Wegweiser: Er hat die fünf Artefakte – allesamt Splitter eines Dämonenhorns – in fünf Objekten gesehen: in einem Monokel, einer Brille, einem Schwert (kennen wir schon), einer Harfe und einem Papyrus. Alle haben Hüter, und finden es nicht witzig, wenn man versucht, ihnen die Magie wegzunehmen. Die Auseinandersetzungen machen einen großen Teil des Buches aus.

Justine

Der zweite hilfreiche Gefährte ist Justine von Kastell, die Schwester von Eric, dem Werwolfjäger aus dem Doppelroman „Ritus“ und „Sanctum“. Justines Geschichte ist ziemlich kompliziert. Sie hat Freundinnen unter einem in Frankreich verborgenen Schwesterorden, der sie unterstützt. Allerdings hat sie sich in die Dienste eines Dämonenfürsten stellen müssen, den sie verriet. Folglich landete sie in der Hölle. Von dort wiederum hat Saskia sie mit Hilfe ihrer Mahrer Portalsmagie geholt: nackt und verwirrt, aber am Leben. Und stets bereit zu einem Kampf auf Leben und Tod.

Justine klärt Saskia über die magische Welt der Geister in anderen Dimensionen sowie über die Untoten – Werwölfe, Vampire usw. – auf. Saskias Magie sei die einer Mediatrice, die zwischen räumlichen und zeitlichen Dimensionen vermitteln könne. Saskia beweist ihr, dass sie auch in geistige Dimensionen eingreifen könne und unterdrückt die Bestie in Justine, die immer wieder ausbrechen will. Allerdings übersieht Saskia beim geliebten Will eine Kleinigkeit, und so kann sich Will zu einer Shiva-Figur mit Jokerqualitäten entwickeln.

Technik

Moderne Technik spielt eine nicht unbeträchtliche Rolle in der von Geheimdiensten aller Art befreiten Handlung: Handys klingeln allenthalben, und das Internet liefert jede Menge nützlicher Informationen. Aber auch die gute alte Magie tut ihre Dienste: magische Schwerter und Harfen sorgen für Ungemach, auch magische Winde in Palmyra sind voller Tücke, und der Baikalsee kann gar nicht tief genug sein, um die magischen Objekte zu verbergen.

Finale

Schlussendlich muss es natürlich zu einem actionreichen Showdown mit Levantin sowie dem Höllenfürsten Belual kommen. Und wie so oft bei diesen Gelegenheiten, wenn es ums Eingemachte geht, entgeht die Welt nur um Haaresbreite dem Untergang. Im Epilog erfahren wir, dass all dies nicht einmal an der nicht gerade umwerfenden Wahrheit kratzt, dass unsere Welt der Spielball höherer Mächte sei. So etwas haben wir schon in der Bibel, bei H. P. Lovecraft und vielen anderen Autoren gelesen, als dass es uns noch erstaunen könnte.

Der Sprecher

Simon Jäger, die deutsche Stimme von Heath Ledger und Josh Hartnett, ist ein sehr fähiger Sprecher für diesen gruseligen Text. Jäger ist sowohl zu sehr hohen wie zu sehr tiefen Stimmlagen fähig. Er lässt sich jede Menge Zeit, spricht deutlich und kitzelt die unterschwelligen Bedeutungen des Textes hervor. So entsteht ein deutliches Bild der Vorgänge.

Indem er die Figuren mit einer individuellen Ausdrucksweise und Stimmhöhe ausstattet, macht er sie leicht erkennbar. Doch erst in emotionalen Situationen erwachen sie zum Leben, wenn der Sprecher sie rufen, klagen, flüstern und brüllen lässt. Simon Jägers Vortragsweise ist zwar nicht so emotional wie die von Johannes Steck, doch viel fehlt nicht mehr. Verwirrend fand ich lediglich die Fülle des Personals, das an keiner Stelle aufgelistet wird. Wenigstens ist die zentrale Gruppe auf rund ein Dutzend Figuren begrenzt.

Da es weder Musik noch Geräusche gibt, brauche ich darüber keine Worte zu verlieren.

Unterm Strich

Wer diesen Roman nicht kennt, hat im Grunde nichts verpasst. Es mag zwar hilfreich sein, wenn die zitierten Ereignisse aus „Ritus“, „Sanctum“ und „Die Kinder des Judas“ (gemeint sind Vampire) schon bekannt sind. Aber es macht nichts, wenn man nur das Gröbste über dieses Gelichter weiß und sich nun dem vorliegenden Buch widmen will. Denn mit den „Wanderern“ wird ein neues mythologisches Element eingeführt, das nun an den Fäden der Geschichte zieht. Levantin ist allerdings nicht der verfluchte Jude Ahasver, sondern hat viel mehr mit dem schwertschwingenden Highlander Connor MacLeod gemeinsam.

Gut finde ich die Idee, mal keinen Schwertkämpfer zum Verfechter des Guten zu machen, sondern eine Frau, die ganz im Diesseits verwurzelt ist. Auch dass sie Eltern hatte, ist für das Fantasygenre ungewöhnlich, denn die Schablone verlangt ja, dass der Held als Waise oder bei Pflegeeltern aufwächst. Natüprlich lernt er dann später – meist im ungünstigsten Augenblick – seine wahre Herkunft kennen. Saskia hingegen kennt ihren Platz und weiß ihn mit zwei mächtigen Gefährten zu verteidigen. Dumm nur, dass sich Will zu einem unsicheren Kantonisten entwickelt: Er wird zum Joker im Spiel. Damit sorgt der Autor dafür, dass nicht alles nach dem üblichen Schwarzweißmuster verläuft.

Das zugrunde liegende Muster der Schnitzeljagd mit magischem Showdown ist sattsam bekannt, bekommt aber hier und da einen erfrischenden Twist, den man noch nicht bei den Epigonen von Dan Brown gelesen hat. Wer also Dan Brown und Heitz mag, wird an „Blutportale“ keinen Fehlgriff tun. Freunde des Realismus sollten dieses Buch jedoch weiträumig umgehen.

Das Hörbuch

Simon Jäger versucht die Figuren mit seiner stimmlichen Darstellungskraft zum Leben zu erwecken. Doch nur bei Justine gelingt ihm dies zu meiner vollen Zufriedenheit. Denn sowohl Saskia als auch Will erscheinen viel zu gewöhnlich, um sie als übermenschliche Wesen begreifen zu können. Da sind „der Professor“ und Levantin schon von anderem Kaliber.

Am besten funktioniert Jägers Vortrag in Actionszenen, wenn die Handlung im Vordergrund steht und nicht die Charakteristik einer Figur. Dadurch wird das Hörbuch aber auch zu einer wenig ansprechenden Abfolge von Actionszenen, deren Ausgang meist schon abzusehen ist. Dass sich das Ganze zu einem Herzschlagfinale steigert, gehört zu den Gepflogenheiten des Genres. Dass der Höllenfürst einen Tritt in den Hintern erhält, hat mich in keiner Weise gewundert.

577 Minuten auf 8 CDs
ISBN-13: 978-3-86610-561-4

Webseite des Autors
http://www.argon-verlag.de