Morrison, Grant / Quitely, Frank – WE3

_Story_

Hinter den Mauern einer US-Airforce Einrichtung bahnt sich Revolutionäres an: Drei Haustiere, die für eine Testreihe der Kybernetik zu Kampfmaschinen ausgebildet werden sollen, entpuppen sich in der Tat als universell einsetzbare Cyborgs, welche die Kriegsführung der Zukunft maßgeblich prägen sollen. Allerdings sollen die Tiere nur als Prototypen verwendet und im Anschluss an diese Testreihe getötet werden, was ihre langjährige Trainerin Roseanne Berry so nicht akzeptieren möchte. Heimlich befreit sie ihre Schützlinge und ermöglicht ihnen die Flucht.

Aus Furcht vor Entgleisungen und Kenntnisnahme der Öffentlichkeit setzt die Regierung sofort das Militär auf den Hund, die Katze und das Kaninchen an, muss jedoch bald feststellen, dass diese Kampfmaschinen schier unbesiegbar sind und die Angelegenheit vollkommen aus dem Ruder läuft.

_Persönlicher Eindruck_

Grant Morrison gilt gemeinhin als einer der besten und erfolgreichsten Comic-Autoren dieser Zeit, sowohl im Superhelden-Metier als auch in der Sektion der anspruchsvolleren illustrierten Kost. Demnach gehören seine Werke bereits vor dem offiziellen Erscheinungstermin zu den am heißesten ersehnten Exemplaren ihrer Art und sind quasi schon ein Garantieschein für atemberaubende Comic-Action – zumindest bislang.

Mit „WE3“ jedoch hat sich der renommierte Schreiber nun an eine Story herangewagt, die inhaltlich zwar sicherlich innovative Pfade beschreitet, in ihrer Ausarbeitung aber eher dürftig und müde ist. Es fehlt an Stimmung und Atmosphäre, wobei Letztere bisweilen apokalyptische Ausmaße annimmt, aber gerade wegen der mangelhaften Charakterzeichnungen – und hiermit ist auch die Darstellung der kybernetischen Bestien gemeint – vorwiegend steril und unnahbar bleibt.

Die Geschichte birgt dabei sicherlich einiges an Potenzial, ist auch wegen der unterschwelligen Kritik an der Forschung und in Sachen biologischer Aufrüstung sehr gewagt und riskant und könnte gerade deswegen durchaus ein Selbstläufer werden. Auch die Tatsache, dass der Autor mit seinem langjährigen Kollegen Frank Quietly zusammengearbeitet und mit ihm ein illustrativ wirklich fabelhaftes Wechselspiel inszeniert hat, ist gewissermaßen ein Garant für einen spannend strukturierten, außergewöhnlichen Comic, gereicht dem Unternehmen „WE3“ aber ebenfalls nicht zur erwünschten Faszination. Doch woran genau scheitert das Ganze nun?

Tja, die Antwort hierauf ist eigentlich leicht gefunden: Die Story besitzt schlichtweg nicht die gewohnte Tiefe und ist von Anfang an beinahe ausschließlich auf die brutale Action fokussiert. Die drei entflohenen Cyborgs liefern sich eine erbitterte Schlacht mit den ausgesendeten Regierungsbeamten und dem Militär, greifen selbst Zivilisten an, in denen sie eine Bedrohung sehen, und hinterlassen nach nur wenigen Seiten bereits ein Schlachtfeld sondergleichen. Gezüchtet, um ihre Gegner nicht nur zu töten, sondern vollkommen zu vernichten, bündeln sie den Hass auf ihre Verfolger und werden ihrem geplanten Status als Kampfmaschinen vollends gerecht.

Doch zwischen der kompakten Action bleibt letztendlich kaum noch Platz für die Weiterentwicklung der Handlung. Die Dialoge sind aufs Wesentliche beschränkt und letztendlich nur Nebensache, und auch die Charakterbildung der drei tierischen Hauptgestalten kommt im Laufe der Story nicht entsprechend voran und endet in einer Form der Stagnation, die „WE3“ bis zum Schluss nur noch auf die Action reduziert, die Grundaussage der Geschichte hingegen nur dürftig bis unbefriedigend transferiert. Selbst die halbwegs philosophische Schlusssequenz kann diesbezüglich keine Abhilfe mehr verschaffen, mag zwar im Gesamtkomplex der Handlung versöhnlich stimmen, beschreibt aber gleichzeitig auch das Dilemma der mangelnden Tiefgründigkeit, unter der Morrisons Werk leidet.

Was als Endzeit-Thriler mit durchaus realistischem und in seiner zwischenzeitlichen Authentizität auch definitiv erschreckendem Background beginnt, endet schließlich in einer nur lose zusammenhängenden Gewaltorgie, deren versteckte Emotionalität und perfide inszenierte Gesellschaftskritik nicht in dem Maße funktionieren, wie man es von diesem Autor erwarten durfte. Zumindest ist Morrison seinem Grundsatz treu geblieben, Geschichten abseits des Mainstreams zu schreiben. Hinsichtlich der enttäuschenden Durchschnittlichkeit der aktuellen Story ist dies aber nur ein schwacher Trost.

http://www.paninicomics.de

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