Heitz, Markus – Rache der Zwerge, Die

|“Es sind hier und da arge Spötteleien über die Zwerge zu vernehmen. Sie seien von geringem Wuchs, widerborstig, bevorzugten eine äußerst verschrobene Art des Frohsinns, tränken nur nachtschwarzes Bier und wüssten Gesänge erst dann zu schätzen, wenn sie aus hundert Kehlen dröhnten. Zudem opferten sie eher ihr Leben, als dem Feinde zu weichen. Wahrlich, ich sage Euch: Wer einmal wie ich zu Gast in ihren majestätischen Hallen weilen durfte, der vermag zu sagen: Es stimmt alles.

Lachen wir also nicht über sie, als seien sie putzige Kinder mit langen Bärten, sondern preisen wir ihre vortreffliche Art, die uns vor dem Untergang bewahrt hat. Und das mehr als einmal.“|

(Auszüge aus dem zehnbändigen Werk „Mein Leben und meine einzigartigen Heldentaten. Erinnerungen des Unglaublichen Rodario“ und aus „Die Rache der Zwerge“)

Aller guten Dinge sind drei, sagt zumindest der Volksmund. Im Falle von Markus Heitz‘ drittem Band der Zwergen-Saga, „Die Rache der Zwerge“, trifft er damit voll ins Schwarze. Nach den Erfolgsromanen „Die Zwerge“ und „Der Krieg der Zwerge“ schwingen die kurzbeinigen bärtigen Gesellen wieder einmal ihre Äxte, um das Geborgene Land vor dem Bösen zu verteidigen. Leider ist „Die Rache der Zwerge“ wohl das vorerst letzte Abenteuer von Tungdil und seinen Freunden, wie Markus Heitz in seinem Vorwort deutlich durchklingen lässt.

_Handlung_

Das Geborgene Land wird erneut bedroht. Die Duplikate des magischen Diamanten werden von merkwürdigen Mischwesen aus Ork/Albae/Maschinen geraubt. Mit jedem Duplikat, das verschwindet, ist die Chance größer, dass der Feind das Original, Quell von fast unglaublicher magischer Kraft, erbeutet. Da ist natürlich Eile geboten. Außerdem werden die Zwerge noch von einer ganz speziellen Gefahr bedroht. Monströse Maschinen machen die Stollen der Bergfesten unsicher und haben schon einige Zwergenleben gefordert.

Und so beschließt Großkönig Gandogar, den größten Held des Geborgenen Landes zu reaktivieren: Tungdil Goldhand. Doch die Bestürzung ist groß, als der Träger der Feuerklinge in schrecklicher Verfassung erscheint. Er ist wegen einer Familientragödie dem Alkohol verfallen. Das bemerkt auch schnell sein alter Kumpane Boindil.

Trotzdem werden die beiden mit einer Auswahl der besten Krieger ins Jenseitige Land geschickt, um den Ereignissen auf den Grund zu gehen, schließlich gibt es solche Geschöpfe des Bösen seit der Reinigung durch die Avatare nur noch dort. Doch die Untersuchung bleibt relativ erfolglos, das Einzige, was man findet, ist ein merkwürdiger bartloser(!) Zwerg; da ihm allerdings die Flucht geling, kehrt man mit leeren Händen wieder heim. Zu ihrem Erstaunen bemerken sie bei ihrem Eintreffen beim Großkönig, dass eine Abordnung der Elben bei den Zwergen wartet, die die Lebensweise dieses Volkes erforschen soll.

Da Ingrimmsch, wie immer, nicht die Klappe halten kann, wird er gleich als Abgesandter in das Elbenreich Alandur geschickt, um den guten Willen der Zwerge zu demonstrieren. Doch alleine hat dieser gar keine Lust und schnappt sich den im Saufkoma liegenden Tungdil, packt ihn auf ein Pony und nimmt ihn einfach mit, um unterwegs an ihm einen zwergischen Schnellentzug zu praktizieren. Bei den Elben angekommen, merken die beiden schnell, dass irgendetwas nicht stimmt, und machen eine sehr merkwürdige Entdeckung.

An einem anderen Ort im Geborgenen Land ist der Unglaubliche Rodario, seines Zeichens der „Kaiser der Schauspieler“, mit seinem Curiosum unterwegs, um nach seinem verschwundenen Freund Furgas zu suchen. Der Magister-Technikus ist nach dem Tode seiner Familie spurlos verschwunden. Doch zuerst findet er die liebliche Tassia, die ihn nicht nur um den Finger wickelt, sondern Furgas auch gesehen haben will. Als Rodario dann seine Suche nach Furgas intensiviert, bekommt er eines Nachts Besuch und wird unter Anwendung von Gewalt aufgefordert, die Suche sofort zu beenden. Doch der Unglaubliche Rodario wäre nicht so unglaublich, wenn er sich von so etwas ins Bockshorn jagen lassen würde …

_Mein Eindruck_

Markus Heitz hat es mal wieder geschafft, einen Fantasy-Roman vorzulegen, den man am liebsten in einem Zug durchlesen würde. Dabei gelingt es ihm vortrefflich, keine Langeweile entstehen zu lassen, was bei über 600 Seiten Buchstärke durchaus erwähnenswert ist. Doch ist es nicht nur ein Wiedersehen mit Charakteren, die man aus den Vorgänger-Romanen lieb gewonnen hat, zumal ja die Mortalität der Figuren relativ hoch war.

So sind jetzt eigentlich nur noch Tungdil, Boindil und Rodario übrig, die im ersten Teil das Geborgene Land gerettet haben. Doch auch diese sind nicht mehr die Gleichen, die sie einmal waren. Tungdil ist von Kummer zerfressen, bei Boindil ist das zu heiße Blut nach dem Tode seines Zwillingsbruders merklich abgekühlt und Rodario hat in Tassia endlich eine ihm ebenbürtige Gefährtin gefunden.

So schafft Heitz es, dass die bekannten Protagonisten wieder für den Leser interessant und nicht so leicht zu durchschauen sind. Oder hätte sich jemand Boindil in Liebe entflammt (ich meine damit keine Schlacht!) vorstellen können?! Leider spielt Tassia im Verlauf der Geschichte nur noch eine Nebenrolle, dabei hat die Figur deutliches Heldenpotenzial. Na ja, irgendwas Negatives muss ich zu diesem Roman auch mal anmerken dürfen …

Auch ist wiederum alles etwas größer geraten als in „Der Krieg der Zwerge“. Die Monster sind schrecklicher, aber vor allem ist die Kombination aus Magie und Technik neu und um einiges gefährlicher als die pure Magie in den Vorgängern. So ist auch der Verschleiß an zumeist menschlichen Truppen enorm. Wenn Heitz nicht das vorläufige Ende der Serie angesagt hätte, könnte man denken, spätestens nach Band fünf wäre das Geborgene Land komplett entvölkert. Das möchte ich ausdrücklich nicht als Kritik verstanden wissen, sondern soll verdeutlichen, wie spektakulär die Romankulisse ist.

Durch diesen Einsatz der neuen Elemente wie die Technik in Kombination mit der Magie und durch die Einführung neuer Rassen aus dem Jenseitigen Land wird eine Faszination für das Neue aufgebaut und somit der Spannungsbogen hoch gehalten. Dadurch umgeht Heitz geschickt die Gefahr, dass die Zwergen-Reihe zu einer Aneinanderreihung von Schlachten mit Orks verkommt, zumal diese keine erwähnenswerte Rolle in „Die Rache der Zwerge“ einnehmen. Auch wird auch diesmal nicht mit Kabale gegeizt, denn es sind einige ziemlich überraschende und entsprechend interessante Wendungen in der Handlung vorhanden.

_Fazit_

„Die Rache der Zwerge“ ist erneut ein rasantes Fantasy-Spektakel der kurzweiligen Art und steht den Vorgängern in nichts nach. Es macht einfach einen riesigen Spaß, den Zwergen auf ihrem Weg beizustehen. Wenn man dem Vorwort Glauben schenkt, war das zwar vorerst der letzte Teil, auch wenn das Ende (das ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten werde) geradezu nach einer Fortsetzung schreit. Doch das könnte schwierig werden, denn die Entfaltungsmöglichkeiten im Geborgenen Land scheinen etwas erschöpft und das Jenseitige Land etwas arg phantastisch. Allerdings habe ich Ersteres auch nach „Der Krieg der Zwerge“ gedacht und bin darin (zum Glück) eindrucksvoll widerlegt worden.

_Der Autor_

Markus Heitz, geboren 1971, arbeitete als Journalist bei der Saarbrücker Zeitung, ehe sein erster Roman [„Schatten über Ulldart“ 381 mit dem deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet wurde. Dem folgten nicht nur einige Fortsetzungen der „Ulldart – Die dunkle Zeit“-Reihe und einige SHADOWRUN-Romane, sondern auch die Bestseller „Die Zwerge“ und „Der Krieg der Zwerge“ sowie inzwischen auch „Die Rache der Zwerge“. Damit ist er zu einem der erfolgreichsten Fantasy-Autoren Deutschlands geworden.

|Bitte beachtet auch mein [Interview]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56 mit dem Autor anlässlich des Erscheinens des vorliegenden Abschlussbandes der Trilogie.|

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