Robert Silverberg – Der neue Frühling (Nach der Dunkelheit 2)

Am Ende des Krieges: Helliconia läßt grüßen

Dies ist die Fortsetzung von Silverbergs Roman „Am Ende des Winters“, in dem die Erde in ferner Zukunft durch kosmische Ereignisse wieder in Schnee und Eis versinkt. Nur wenigen Wesen gelingt die erfolgreiche Überwinterung für 700.000 Jahre… Die Grundidee erinnert stark an Brian W. Aldiss preisgekrönte „Helliconia“-Trilogie.

Handlung

26 Millionen Jahre in der Zukunft: Die sechs Rassen der „Großen Welt“ lebten über Jahrmillionen friedlich nebeneinander: die echsenartigen Saphiräugigen, die Seelords, die Vegetabilischen, die Mechanischen, die insektenhaften Hijk und jene, die sich das VOLK nannten und am menschenähnlichsten waren. Die Menschen selbst, die Träumeträumer, die vorher da waren, haben längst die Erde verlassen.

Nach dem Sturz der Todessterne wird die Erde für 700.000 Jahre in eisige Dunkelheit gehüllt. Als dann der Frühling anbricht, haben nur zwei der intelligenten Lebensformen überlebt: die Hijk und das VOLK, und beide beanspruchen die frühlingshafte Erde für sich.

Es fehlt nicht an friedlichen Bemühungen, aber die kriegslüsternen Rassisten setzen sich durch, schaffen „vollendete Tatsachen“ und stürzen das VOLK in einen mörderischen Konflikt, den keiner gewinnen kann.

Da taucht ein telepathisches Mädchen auf der Szene auf, eine Prinzessin, und sie begibt sich direkt in den Zentralstock der Königin der Hijk, in der Hoffnung, den ewigen Krieg beenden zu können…

Unterm Strich

Wieder einmal ein dicker Wälzer von Altmeister Silverberg. Die pazifistische Action spielt auf einem Planeten, der als mindestens so groß wie Majipoor beschrieben wird und dessen humanoide Gesellschaft ebenso feudalistisch ist wie dort. Mag ja die Entwicklung der Handlung relativ spannend sein, so haut einen die Schilderung der Gesellschaft gewiß nicht vom Hocker: Vielmehr reihen sich hier die Klischees aneinander.

Nun ja, feudalistische Gesellschaften müssen wohl so sein. Das gibt diesem sich als Science-Fiction ausgebenden Roman jedoch ein entschieden Fantasy-haftes Gepräge. So ist allerdings weder der Fantasy- noch der Science-Fiction-Leser gut bedient, sondern nur derjenige, dem Genres schnuppe sind und der sich nur für ein unterhaltsames Garn interessiert – dann kommt er auch auf seine Kosten.

Der Autor

Robert Silverberg, geboren 1936 in New York City, ist einer der Großmeister unter den SF-Autoren, eine lebende Legende. Er ist seit 50 Jahren als Schriftsteller und Antholgist tätig. Seine erste Erfolgsphase hatte er in den 1950er Jahren, als er 1956 und 1957 nicht weniger als 78 Magazinveröffentlichungen verbuchen konnte. Bis 1988 brachte er es auf mindestens 200 Kurzgeschichtenund Novellen, die auch unter den Pseudonymen Calvin M. Knox und Ivar Jorgenson erschienen.

An Romanen konnte er zunächst nur anspruchslose Themen verkaufen, und Silverberg zog sich Anfang der 60er Jahre von der SF zurück, um populärwissenschaftliche Sachbücher zu schreiben: über 63 Titel. Wie ein Blick auf seine „Quasi-offizielle Webseite“ www.majipoor.com enthüllt, schrieb Silverberg in dieser Zeit jede Menge erotische Schundromane.

1967 kehrte er mit eigenen Ideen zur SF zurück. „Thorns“, „Hawksbill Station“, „The Masks of Time“ und „The Man in the Maze“ sowie „Tower of Glass“ zeichnen sich durch psychologisch glaubwürdige Figuren und einen aktuellen Plot aus, der oftmals Symbolcharakter hat. „Zeit der Wandlungen“ (1971) und „Es stirbt in mir“ (1972) sind sehr ambitionierte Romane, die engagierte Kritik üben.

1980 wandte sich Silverberg in seiner dritten Schaffensphase dem planetaren Abenteuer zu: „Lord Valentine’s Castle“ (Krieg der Träume) war der Auftakt zu einer weitgespannten Saga, in der der Autor noch Anfang des 21. Jahrhunderts Romane schrieb, z.B. „Lord Prestimion“.

Am liebsten sind mir jedoch seine epischen Romane, die er über Gilgamesch (Gilgamesh the King & Gilgamesh in the Outback) und die Zigeuner („Star of Gypsies“) schrieb, auch „Tom O’Bedlam“ war witzig. „Über den Wassern“ war nicht ganz der Hit. „Die Jahre der Aliens“ wird von Silverbergs Kollegen als einer seiner besten SF-Romane angesehen. Manche seiner Romane wie etwa „Kingdoms of the Wall“ sind noch gar nicht auf Deutsch erschienen.

Als Anthologist hat sich Silverberg mit „Legends“ (1998) und „Legends 2“ einen Namen gemacht, der in der Fantasy einen guten Klang hat. Hochkarätige Fantasyautoren und –autorinnen schrieben exklusiv für ihn eine Story oder Novelle, und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Der deutsche Titel von „Legends“ lautet „Der 7. Schrein“ bzw. „Legenden“.

Pro: etwas spannend, unterhaltsam, dramatisch, pazifistisch
Kontra: wenig Action, langsame Entwicklung

Taschenbuch: 653 Seiten
Originaltitel: The New Springtime, 1990
Aus dem Englischen von Roland Fleissner
ISBN-13: 978-3453058200

www.heyne.de

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