Wallace, Edgar / Herwald, Hans-Joachim – Edgar Wallace – Der Unheimliche (Folge 3) (Hörspiel)

Folge 01: [„Das Gesicht im Dunkeln“ 2051
Folge 02: [„Bei den drei Eichen“ 2094
Folge 04: [„Der Banknotenfälscher“ 3229

_Besetzung_

Chronist/Erzähler – Eckart Dux
Major Paul Amery – Robert Missler
Elsa Marlowe – Eva Michaelis
Dr. Ralf Hallam – Michael Bideller
Luise Trene Hallam – Traudl Sperber
Inspektor William Bickerson – Mark Bremer
Bankier Tupperwill – Marco Sand
Jessie Tame – Christine Pappert
Papa Tame – Kai Henrik Möller
Maurice Tarn – Wolf Frass

Regie: Jans-Joachim Herwald

_Story_

Elsa Marlowe arbeitet bei „Amery & Amery“ seit Jahren als Sekretärin, ist jedoch in letzter Zeit immer unzufriedener mit ihrem Job. Ihr jüngst aus Indien zurückgekehrter Vorgesetzter, Major Paul Amery, verhält sich seit einiger Zeit sehr seltsam, besonders nachdem die Gattin des anrüchigen Ralf Hallam ihm einen Besuch abgestattet hat. Diesem wird nachgesagt, Mitglied einer Rauschgiftbande zu sein, doch Hallam erwehrt sich beständig der üblen Nachrede und steigert somit auch die Spannungen zwischen sich und dem seltsamen Amery.

Als schließlich Hallams guter Freund und offensichtlicher Kumpan Maurice Tarn tot aufgefunden wird, geraten die Dinge ins Rollen. Wer steckt hinter dem Anschlag auf Tarn? Welche Rolle spielt der bislang verdeckt arbeitende Soyoka? Wie tief stecken Amery und Hallam in den zweifelhaften Machenschaften mit drin? Was ist mit Bankier Tupperville, der mehr zu wissen scheint, als er verrät? Und was soll nun mit Elsa Marlowe geschehen, die unschuldig in ein Kreuzfeuer aus Ungerechtigkeiten und Intrigen hineingeraten ist?

_Persönlicher Eindruck_

|Maritim| bauen ihr Programm mit „Der Unheimliche“ um einen weiteren Titel aus der Feder von Edgar Wallace aus, haben sich dabei jedoch an eine eher unbekanntere Story des britischen Altmeisters herangewagt. Die unter der Regie von Hans-Joachim Herwald entstandene Adaption ist allerdings auch nicht wirklich die beste Erzählung des Kriminal-Asses, selbst wenn die Sprecher gemeinsam mit dem Regisseur das Beste aus der ordentlichen, aber leider nicht herausragenden Vorlage herausgeholt haben.

Allerdings ist „Der Unheimliche“ nichtsdestotrotz ziemlich verwirrend aufgebaut. Gleich zu Beginn macht man Bekanntschaft mit unheimlich vielen verschiedenen Charakteren und ist wegen des rasanten Erzähltempos sogar manchmal überfordert, die Personen ihrer Position und Rolle entsprechend richtig zuzuteilen. Dies wird noch dadurch erschwert, dass sowohl die männlichen Protagonisten Hallam und Amery als auch die weibliche Besetzung (Luise und Elsa) mit sehr ähnlich klingenden Stimmen vertreten sind, was eine genaue Differenzierung erst nach kurzer Eingewöhnung erlaubt. Da beide jedoch von der ersten Szene an in der Story präsent sind, bleiben Startschwierigkeiten vorprogrammiert.

Auch der Aufbau der Handlung ist nicht jederzeit stringent. Herwald begeht recht viele Sprünge und wechselt die Szenarien meist plötzlich. Viele Fragen bleiben ungeklärt, was für eine Kriminalgeschichte ja eigentlich nur förderlich ist, hier jedoch partielle Verständnisprobleme auslöst. So ist der Zuhörer noch damit beschäftigt, die möglichen Drahtzieher des Mordes an Maurice Tarn in eine nähere Auswahl zu nehmen, als auch schon die Rede auf die große Unbekannte namens Soyoka kommt. Wer oder was sich hinter dieser Gestalt verbirgt und was er beabsichtigt, ist der Ermittlungsauftrag an das Publikum des Hörspiels, während die Polizei unter Leitung von Inspektor William Bickerson sich darum bemüht, die untergetauchte Bande, den Rauschgiftdeal und die korrupten Machenschaften, die sich im Hintergrund vollziehen, aufzudecken. Nach und nach begeben sich beide Seiten – Ermittler sowie Amery und Hallam – jedoch in Widersprüche und verzetteln sich an entscheidenden Stellen. Und dennoch lässt sich bis zum Schluss niemand in die Karten schauen, was schließlich die Spannung antreibt und nach entschlüsselter Verwirrung zu einem mehr als akzeptablen Finale führt.

Problematisch bleibt indes die verspätete Hinzunahme elementarer Figuren. So tauchen zum Beispiel Jessie Tame und ihr Vater recht spät in die Handlung ein, wobei Letzterer nach seinem kurzen Gastauftritt sogar wieder das Weite sucht bzw. stirbt. Und auch der gerissene Bankier Tupperill, bei dem sich der Verdacht erhärtet, er sei in diverse illegale Machenschaften verwickelt, kommt im Laufe des Plots nur selten zum Zuge, weil die Handlung sehr stark auf Amery und Elsa Marlowe ausgerichtet ist. Nicht zu vergessen der scheinheilige Inspektor, von dem man bis zum Schluss nicht weiß, was man von ihm halten soll.

Letztendlich führen all diese Aspekte zu unnötigen Ungereimtheiten während des Hauptstrangs, die das Geschehen zwar insgesamt komplex halten, Entscheidendes aber verbergen. Es spricht für die gute Besetzung, dass sie derartige Schwächen mit einer tollen Performance locker ausgleicht, aber auf den Inhalt und phasenweise auch auf die Spannung bezogen, verhindern solche Tatsachen, dass das volle Potenzial der Story genutzt wird.

Egal jedoch, wie man es nun auslegen will: „Der Unheimliche“ kommt inhaltlich sowie in der etwas unvorteilhaft strukturierten Hörspielfassung nicht an die echten Wallace-Klassiker an. Trotz der genannten Schönheitsfehler bleibt es aber dennoch ein gutes Hörspiel, das man sich nicht bloß zur Vervollständigung, sondern sicherlich auch zur Aufwertung seiner auditiven Kriminalsammlung beschaffen sollte.

http://www.maritim-produktionen.de/

Schreibe einen Kommentar