Heitz, Markus – Judassohn

|_Judas| beim Buchwurm:_

Band 1: [Kinder des Judas 4306
Band 2: _Judassohn_
Band 3: Judastöchter

In „Kinder des Judas“ hat Bestsellerautor Markus Heitz sein Vampiruniversum eröffnet. Dort stand eine Tochter des Judas im Mittelpunkt des Geschehens, nämlich Theresia Sarkowitz, die bereits vor Jahrhunderten von ihrem Vater gelernt hat, mit ihren übermenschlichen Kräften umzugehen. Da sie aber weiß, was es bedeutet, seine Seele einem Dämon zu verkaufen, hat sie nach und nach ihre gesamte Nachkommenschaft ausgelöscht. Nur zwei sind übrig geblieben, und zwar Emma und Elena Karkow, über die Theresia seitdem wacht.

Im vorliegenden zweiten Band der Vampirsaga macht Theresia nun eine schreckliche Entdeckung: Am Silvesterabend will sie Emma Karkows Wohnung betreten, riecht aber bereits aus dem Treppenhaus das Gemisch vom Blut unzähliger Menschen. Die gesamte Wohnung ist geflutet mit dem roten Lebenssaft und ein Wesen, das sich als Theresias Tochter vorstellt, will Rache an ihrer Mutter nehmen und ihr das Liebste rauben, was diese noch hat: Emma und Elena.

Ob es zu diesem Racheakt kommt, erfahren wir erst rund 600 Seiten später, denn zunächst entführt uns Markus Heitz in die Vergangenheit: Wir lernen Tanguy Guivarch kennen, der Ende des 18. Jahrhunderts in der Süd-Bretagne lebt und unsterblich in Gwenn verliebt ist. Als die beiden zu einem Schäferstündchen im Dickicht verschwinden, werden sie von einer Gruppe ungehobelter Kerle aufgescheucht. Einer davon will mit Gwenn seinen Spaß haben. Tanguy kann dies zwar verhindern, zahlt die Rettung seiner Geliebten jedoch mit seinem Leben. Auf seiner eigenen Beerdigung kehrt er ins „Leben“ zurück und sorgt in seinem Heimatdorf für ein Massaker, das niemand überlebt. Tanguy allerdings kann sich nicht mehr an sein vorheriges Leben erinnern. Erst nach und nach erkennt er, dass er zu einem Vampir geworden ist.

In einer anderen Geschichte begegnen wir Sandrine, die ebenfalls über die Kräfte eines Vampirs verfügt. Doch ihr Körper ist nicht gezeichnet durch das Mal eines bestimmten Dämons, daher weiß sie nicht, welche Art Vampir sie eigentlich ist. Sie verliebt sich unsterblich in die Tenjac Anjanka, mit der sie fortan auf Blutfang geht. Dabei gelangen sie schließlich auch in die Gegend, in der Theresia Sarkowitz als Scylla aufgewachsen ist. Die beiden lernen Scyllas einstige Vertraute, die Baronin Metunova, kennen, die seitdem sichtlich gealtert ist und eine Affäre mit ihrem Nachbarn Octavius unterhält. Bei diesem kommen die beiden Vampirinnen unter und erhalten sogleich einen mysteriösen Auftrag.

Den Weg ins serbische Gebiet zu den Ursprüngen der Cognatio unternimmt auch Dominic de Marat, der bei Scyllas Halbbruder Marek in die Lehre geht. Auch Dominic hat seinen Weg noch nicht gefunden und entdeckt erst nach und nach seine besonderen Kräfte.

Wie all diese Figuren zusammen hängen und wie Theresia eine Tochter übersehen konnte, verrät uns Markus Heitz erst auf den allerletzten Seiten …

_Langer Atem_

Die Welt der verschiedenen Vampirwesen, die Markus Heitz in seinem ersten Band eröffnet hat, ist komplex und hat viele Berührungspunkte mit der Welt der Dämonen und Werwölfe. Wer wie ich die entsprechenden Bücher nicht kennt, kann hier durchaus manchmal ein wenig den Überblick verlieren. Denn schon die Welt der Vampire ist Heitz-typisch komplex, so begegnet uns eine Vielzahl unterschiedlicher Vampire, die durch verschiedene Stärken und Schwächen gekennzeichnet sind. Glücklicherweise erläutert Heitz im Einstieg zum vorliegenden Buch die unterschiedlichen Vampirarten, sodass man hier eine Art Vampirlexikon an die Hand bekommt, das im weiteren Verlauf des Buches mehr als hilfreich wird.

Er knüpft nahtlos an die Ereignisse aus „Kinder des Judas“ an und führt die Ereignisse in der Gegenwart fort, die sich in Theresia Sarkowitz‘ Dunstkreis in Leipzig abspielen. Und schon nach rund 50 Seiten erwartet uns das erste Blutbad, das eine rachsüchtige Vampirin am Silvesterabend in Emma Karkows Wohnung anrichtet. Sie ist wegen Theresia da und behauptet, ihre Tochter zu sein. Doch wie kann das sein, wenn diese doch gewissenhaft ihre Nachkommenschaft bis auf zwei Ausnahmen ausgelöscht hat? Diese Frage beschäftigt einen nahezu das gesamte weitere Buch über, denn Markus Heitz verlangt eine gehörige Portion Geduld von seinen Lesern: Statt einer Auflösung stellt er uns zunächst in gewohnt epischer Breite zahlreiche andere Figuren vor, die natürlich alle Vampire sind, teilweise auch Kinder des Judas, doch wie ihre Verbindung zu Scylla bzw. Theresia ist, bleibt bis kurz vor Schluss im Dunkeln.

Keine der Geschichten wird dabei langweilig, obwohl Heitz sich teilweise viel Zeit lässt, um seine Charaktere vorzustellen und sie in den historischen Kontext zu betten. Dadurch erlangt sein Buch eine atmosphärische Tiefe, die ihresgleichen sucht. Den langen Atem hält man bei Heitz gerne bereit, zumal er mit seinem Cliffhanger zu Beginn gekonnt dafür gesorgt hat, dass man als Leser bei der Stange bleibt und sich so schnell wie möglich durch die historischen Geschichten liest, um endlich wieder in die Gegenwart zu gelangen. Und am Ende präsentiert Heitz uns schließlich einen Showdown, der es in sich hat und der bereits mehr als neugierig auf den folgenden Band „Judastöchter“ macht, der Ende dieses Jahres erscheinen soll.

_Figurenvielfalt_

In diesem Buch ist nicht länger Theresia die Hauptfigur, auch wenn sie weiterhin Dreh- und Angelpunkt der gesamten Handlung bleibt. Denn wie wir am Schluss erkennen müssen, haben alle anderen Hauptcharaktere auch eine Verbindung zu Scylla. Auch dieses Mal dreht sich alles um die Kinder des Judas. Wir dringen weiter in die Geschichte dieser besonderen Sorte Vampir ein und erfahren, dass es einen Weg zu geben scheint, um die Verbindung zu seinem Dämon zu lösen. Doch diese Geschichte wird wohl erst im nächsten Buch ihre Auflösung finden.

Wir begegnen in diesem Buch einer wahren Flut von Charakteren, die zu zahlreichen unterschiedlichen Arten von Wesen gehören. Über allem aber steht stets Theresia Sarkowitz, die mit ihrem Ausbruch aus der Cognatio die gesamte Vampirwelt durcheinander gewirbelt hat und die dadurch zu einer Legende geworden ist. Nach wie vor trachtet Marek danach, die Formel für die Unsterblichkeit zu erlangen. Diese Gier ist so groß, dass die Cognatio auch in diesem Buch ein falsches Spiel treibt, um die entscheidende Formel in die Hände zu bekommen.

Etwas schade fand ich, dass einige interessante Charaktere, die uns Markus Heitz im Laufe des Buches präsentiert, ein mehr oder weniger schnelles Ende finden und wir uns wieder von ihnen verabschieden müssen. Zwar ist dies unerlässlich für die weitere Handlung, doch fällt es nicht immer leicht, sich von manch einer Hauptfigur zu trennen. Ausgesprochen gut gefallen hat mir, dass Heitz ganz unterschiedliche Charaktere – männliche wie weibliche – ins Feld führt, die alle ihre Reize haben, sodass jeder Leser einen Favoriten bzw. eine Identifikationsfigur finden dürfte.

_Rache einer Tochter_

Unter dem Strich gefällt das vorliegende Buch ausgesprochen gut. Der Spannungsbogen ist nahezu perfekt gelungen, da Markus Heitz bereits früh einen Cliffhanger setzt, der einen bis zum Schluss bei der Stange hält. Darüber hinaus bergen sämtliche Geschichten ihre ganz eigenen Reize und ihre ganz eigenen Hauptfiguren, die durch die Bank zu überzeugen wissen. Heitz setzt jedoch einige Kenntnisse aus der Welt der Vampire, Werwölfe und Dämonen voraus, was manchmal etwas verwirren kann, wenn man diese Informationen nicht präsent hat. Allerdings hat dies den Vorteil, dass er nicht mehr in epischer Breite ausholen muss, um den Lesern sein Fantasy-Universum zu erklären. So ist das Buch trotz des großen Umfangs von knapp 700 Seiten sehr kurzweilig geraten.

Zum Schluss fügt Heitz all seine Handlungsstränge geschickt zusammen und klärt einige offene Fragen auf. Aber natürlich lässt er auch welche offen, die sich hoffentlich im Dezember klären werden, wenn mit „Judastöchter“ das dritte Vampirbuch auf den Markt kommt.

|Taschenbuch: 686 Seiten
ISBN-13: 978-3426652251|

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_Markus Heitz auf |Buchwurm.info|:_

[Interview mit Markus Heitz]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56
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