Kim Newman – Das Quorum

Teufelspakt mit dem Medientycoon

1978. Mark Amphlett, Michael Dixon und Mickey Yeo sind jung und ehrgeizig. Und sie bekommen ein unwiderstehliches Angebot: Der Medientycoon Derek Leech bietet ihnen Ruhm, Glamour und Reichtum. Natürlich nicht umsonst. Denn alles hat seinen Preis, und Leechs Preis heißt Qual. Und es ist klar, wer ihn zahlen soll: Neil Martin, der keine Ahnung hat, welchen Handel seine Freunde hinter seinem Rücken abschließen. Doch diese wissen schon, was sie ihm bereiten werden – die Hölle auf Erden. (Verlagsinfo)

Der Autor

Kim Newman, geboren 1959, ist ein britischer Schriftsteller, Kritiker und Radiosprecher, der früher mal im Kabarett auftrat. Zum einen verfügt Newman über ein umfassendes Wissen über phantastische (Horror etc.) Filme, zum anderen über einen bissigen Humor. Und selbstverständlich kennt er alle wichtigen Genre-Autoren in seinem Land, von Clive Barker über Neil Gaiman bis hin zu Paul McAuley. „The Man Who Collected Clive Barker“ erschien 1990.

Romane

The Night Mayor (1989)
Bad Dreams (1990)
Jago (1991)
==> The Quorum (1994)
Life’s Lottery (1999)

Anno Dracula Serie:

Anno Dracula (1992)
The Bloody Red Baron (1995)
Dracula Cha Cha Cha (also published as „Judgment of Tears: Anno Dracula 1959“) (1998)
Johnny Alucard (2013)
One Thousand Monsters (2017)
Anno Dracula 1999: Daikaiju (2019)

Time and Relative (2001)
An English Ghost Story (2014)
The Secrets of Drearcliffe Grange (2015)
Angels of Music (2016)
Something More Than Night (2021)

Short story Sammlungen:

The Original Dr. Shade, and Other Stories (1994)
Famous Monsters (1995)
Back in the USSA (1997) (with Eugene Byrne)
Seven Stars (2000)
Where the Bodies are Buried (2000)
Unforgivable Stories (2000)
Dead Travel Fast (2005)
Diogenes Club Series
The Man from the Diogenes Club (2006)
The Secret Files of the Diogenes Club (2007)
Mysteries of the Diogenes Club (2010)
The Man From the Diogenes Club (2017)
Moriarty: The Hound of the D’Urbervilles (2011; ISBN 9780857682833)

(Quelle: Wikipedia.de)

Handlung

Vier Studenten bilden schon an der Uni das „Quorum“, einen Diskussions- und Aktionszirkel, der auf ihrer Freundschaft basiert. Aber so weit ist es mit der Freundschaft nicht her. Als sich drei von ihnen im Schneesturm in Surrey verirren, begegnen sie einem unheimlichen Typen in einer warmen Hütte, der ihnen nicht nur den Rückweg in die Zivilisation, sondern auch einen faustischen Pakt anbietet: Die drei sollen fortan nur noch Erfolg haben, solange sie ihrem Vertragspartner Gelegenheiten verschaffen, sich an menschlicher Qual zu ergötzen.

Und da es nicht ihre eigene Qual sein muß, sollten sie doch dafür sorgen, daß es dem vierten in ihrem Bunde, Neil Martin, nicht besonders gut geht. Wenn auch ein wenig das Gewissen schlägt und Zweifel an diesem Typen aufkommen, warum denn nicht? Klingt wie ein Spiel, bei dem man nicht verlieren kann.

Während Michael, Mickey und Mark ab 1978 Erfolg haben und zu den Spitzenverdienern ihrer Sparten aufsteigen – TV-Gameshowleiter, Comiczeichner, Schriftsteller – vereiteln sie jeden von Neils Versuchen, im Leben ein Bein auf den Boden zu bringen, beruflich wie auch privat.

Bis die Privatdetektivin Sally Rhodes, die sie engagierten, um Neil zu überwachen, ihnen 1993 auf die Schliche kommt. In einer apokalyptischen Szene, die den furiosen Höhepunkt des Romans bildet, scheitert der alljährliche Versuch des Trios, Neil an den Abgrund des Wahnsinns zu treiben.

Von da an geht es mit ihrem Glück steil bergab, denn sie haben den Pakt nicht erfüllt. Sie wissen zwar, daß es den Medienzar Derek Leech oder sein Agent war, in dessen Dienste sie getreten waren, aber an ihn selbst kommen sie nicht mehr heran. Nun folgt der Sturz ins Bodenlose…

Mein Eindruck

Kim Newmans Roman ist sowohl eine Faust-Parabel als auch ein bitterböser Kommentar auf die Thatcher-Ära. Denn die Kritik am Thatcherismus ist unübersehbar und recht treffsicher. Aber Newman geht noch weit über das sachlich Vertretbare hinaus, er macht aus seiner Schilderung des Schicksals des Quorums tatsächlich ein „morality play“ à la Dr. Faustus. Der Bösewicht ist übertrieben gezeichnet: Entstiegen den dreckigen Wellen der Themse, geformt aus dem Schlick ihrer Ufer, besteigt Derek Leech (von engl. „leech“ = der Blutegel!) die Bühne seines künftigen, diabolischen Schaffens, bis er als Medientycoon die Gedanken der Massen beherrscht. Die „absolut unautorisierte Biografie von [Medienmogul] Robert Maxwell“ (Burns/Vito), wie uns das Nachwort suggeriert? Mag durchaus sein – inklusive Verschwörungstheorie und Hiob-Auftritt.

Was aber in diesem Buch nach Moralin riecht, das kommt immerhin in einem rasenden Tempo und mit einer cleveren scharfzüngigen Sprache daher, die der Zeit entspricht. Das Lesen macht einfach Spaß, besonders wenn man die Schadenfreude für die schönste Freude hält.

Taschenbuch: 447 Seiten
Originaltitel: The quorum, 1994
Aus dem Englischen von Ute Thiemann, Nachwort von Cliff Burns und Robert Vito
ISBN-13: 9783442081318

www.penguinrandomhouse.de

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