Sebastian Fitzek – Das Paket

Zehn Jahre nach Sebastian Fitzeks Debütroman „Die Therapie“ liegt nun in den Bücherregalen ein besonderes „Paket“ zur Lektüre bereit – Fitzeks neuer Thriller, der als gebundenes Buch daher kommt und aussieht, als sei es in Packpapier verpackt. Natürlich musste ich dieses spannende Paket direkt öffnen und in den Inhalt abtauchen…

In einem Hotelzimmer entdeckt die junge Psychiaterin Emma Stein nach dem Duschen eine Warnung – die sich im Dunste auf dem Badezimmerspiegel abzeichnet. Auf ihren Schrei hin klingelt eine Zimmernachbarin, um sich zu erkundigen, was los ist. Recht schnell beruhigt sich Emma, doch plötzlich wird sie von einem unbekannten Mann überwältigt, vergewaltigt und geschoren.

Sie ist das erste Opfer des sog. Friseurs, das die Tat überlebt. Doch wagt sie sich daraufhin nicht mehr aus dem Hause. Emma ist völlig paralysiert und öffnet gerade einmal dem Briefträger die Tür. Eines Tages aber bittet er sie, ein Paket für einen Nachbarn anzunehmen – und von dem hat Emma noch nie etwas gehört, obwohl sie doch schon so lange in der Straße wohnt. Nur kurze Zeit später bemerkt Emma, dass ihr geliebter Hund offensichtlich vergiftet wurde. Es kostet sie unglaubliche Überwindung, das Haus zu verlassen, um mit dem Hund zum Tierarzt zu gelangen. Doch sie schafft es. Doch der Rückweg verläuft nicht so geradlinig – sie tritt das Haus des unbekannten Nachbarn und macht dort eine grausige Entdeckung…

Typisch Fitzek

Auch der neue Thriller von Sebastian Fitzek führt den Leser von vorne bis (fast) hinten hinters Licht. Sebastian Fitzek verliert sich in Andeutungen, gibt ein paar wenige Erklärungen, um aber schnell auch wieder alles zurückzunehmen: So zweifelt selbst Emmas Ehemann, ob sie überhaupt vergewaltigt wurde, schließlich ist es doch komisch, dass sie das einzige Opfer ist, das überlebt. Zudem gibt es das Zimmer im Hotel überhaupt nicht, in dem sie angeblich übernachtet hat. Und auch das Paket, das sie für den Nachbarn angenommen hat, ist plötzlich verschwunden, als Emmas Mann nach Hause kommt.

Was geht hier vor? Was ist wirklich geschehen? Ist Emma das Opfer eines Verbrechens oder ihrer blühenden Fantasie geworden? Antworten auf diese Fragen gibt es so schnell nicht. Sebastian Fitzek schürt lieber neue Zweifel an Emmas Glaubwürdigkeit, zumal sie in praktisch allen Situationen völlig absurd agiert. Natürlich hat sie einen furchtbaren Schicksalsschlag erlitten, der sie traumatisiert hat. Aber ich fand ihr Verhalten dennoch sehr übertrieben – beispielsweise dass sie es kaum geschafft hat, das Haus zu verlassen, obwohl es doch galt, das Leben ihres Hundes zu retten. Oder dass sie unüberlegt in das Haus des Nachbarn eingebrochen ist. Auch ihr Verhalten ihrem Mann fand ich nicht nachvollziehbar. Mit Emma bin ich dadurch bis zum Ende nicht warm geworden.

Abgedreht

Dem Buch ist auch recht schwer zu folgen, da es immer wieder in der Zeit springt und man sich dadurch häufig neu zurechtfinden muss. Das zusammen mit Emmas merkwürdigem Verhalten verlangte beim Lesen untypisch viel Konzentration für einen Thriller. Nein, dieses Buch kann man nicht so einfach „runterlesen“, sondern muss genau aufpassen, um nicht den Faden zu verlieren und sich in ähnlicher Verwirrung wiederzufinden wie Emma. Tatsächlich kommen auch noch Menschen ums Leben in diesem Buch, doch nicht unbedingt „absichtlich“. Auch dies – schwer nachvollziehbar. Was genau passiert ist, woher das viele Blut kommt, von dem Emma sehr früh erzählt, all das verrät uns Sebastian Fitzek nervenzehrend spät. Ganz langsam aufgedröselt werden die Geschehnisse in Gesprächen, die Emma mit ihrem Anwalt und guten Freund Konrad führt. Doch auch hier ist es nicht so, wie es scheint, denn es handelt sich bei den Gesprächen nicht etwa um vertrauliche Gespräche zwischen Anwalt und Mandantin, sondern um eine Befragung, die Emmas Psychologe anberaumt hat.

Die Auflösung schließlich war ab einem gewissen Punkt im Buch absehbar, aber sie überzeugte mich nicht. Die Wendung war mir zu abgedreht, die gesamte Geschichte zu konstruiert. Irgendwie passte in diesem Buch nichts wirklich zusammen, kaum etwas war logisch erklärbar – weder das Verhalten der Protagonisten noch die Aufklärung der Geschehnisse.

Schade, aber das kann Sebastian Fitzek wirklich besser. Sein neues Buch kennzeichnet zwar sein Jubiläum, nicht aber ein Highlight in seiner Karriere. Aus meiner Sicht ist „Das Paket“ vielleicht sogar das schwächste Buch von Fitzek bislang. Treue Fans werden sicherlich auch zu diesem Buch greifen, aber wer einfach neugierig ist auf Fitzek, sollte tunlichst zu einem seiner anderen Bücher greifen, nicht aber zu diesem!

Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
ISBN-13: 978-3426199206
www.droemer.de

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