Larry Niven & David Gerrold – Die fliegenden Zauberer. SF-Parodie

Zauberer wie UFOs

Ein Astronaut stürzt auf einer Welt ab, wo er es mit seltsamen Eingeborenen zu tun bekommt: Sie glauben noch an Magie. Und oh Wunder: Sie funktioniert! Kann er mit Technik und Wissenschaft dagegenhalten? Was passiert, wenn eine absolut naturwissenschaftlich orientierte Zivilisation mit einer völlig an der Magie orientierten zusammenprallt? Und es sich zeigt, dass sie einander gewachsen, ja sogar aufeinander angewiesen sind? Lest selbst!

Die Ausgabe, die in der Heyne SF-Bibliothek erschien, wurde von Mark van Oppen mit Illustrationen versehen.

Die Autoren

Der Mathematiker Larry Niven (*1938) ist einer der wichtigsten Vertreter der naturwissenschaftlich orientierten Science Fiction. Zu seinen wichtigsten Werken gehört der „Ringwelt“ Zyklus (ab 1971). Seine bekannteste Kooperationsarbeit mit Jerry Pournelle ist der Katastrophenroman „Luzifers Hammer“, aber auch „Der Splitter in Gottes Auge“ ist sehr beliebt. Niven ist ein Spezialist im Austüfteln und Schildern fremder Welten. Seine These: Technischer Erfindergeist erweist sich letztlich als vorteilhaft.

Ringwelt-Zyklus

• The World of Ptavvs (1968)
o Deutsch: Die Welt der Ptavv, auch: Kinder der Ringwelt, auch: Das Doppelhirn. 1977, ISBN 3-404-24279-3.
• A gift from Earth (1968)
o Deutsch: Ein Geschenk der Erde, auch: Kinder der Ringwelt, auch: Planet der Verlorenen. 1977, ISBN 3-404-24284-X.
• Ringworld (1970)
o Deutsch: Ringwelt. 1972, ISBN 3-404-24238-6.
• Protector (1973)
o Deutsch: Der Baum des Lebens, auch: Brennans Legende. 1975, ISBN 3-404-24258-0.
• Planetenträume. 1994, ISBN 3-404-21209-6 (Sammelband).
• A World out of time (1977)
o Deutsch: Wie die Zeit vergeht. 1983, ISBN 3-404-22055-2.
• The Patchwork Girl (1980)
o Deutsch: Ein Mord auf dem Mond. 1983, ISBN 3-404-23028-0.
• The Ringworld Engineers (1980)
o Deutsch: Die Ringwelt Ingenieure. 1982, ISBN 3-404-24239-4.
• The Ringworld-Throne (1987)
o Deutsch: Ringwelt-Thron. 1998, ISBN 3-404-24236-X.
• Ringworld’s Children (2004)
o Deutsch: Hüter der Ringwelt. 2006, ISBN 3-404-24352-8.

David Gerrold schrieb eine Reihe von Star-Trek-Romanen, doch von größerer Bedeutung sind seine zwei Romane um die Alien-Invasion der Chtorr auf Erden. Noch bekannter dürfte er für das Drehbuch der lustigsten Star-Trek-Episode sein: „The Trouble with Tribbles“.

Handlung

Ein Erkundungspilot mit geologischen und anthropologischen Kenntnissen macht eine Notlandung auf einem rückständigen Planeten. Die Eingeborenen nennen ihn „Purpur“. Seine Nutzung der Wissenschaft erscheint den Einheimischen wie Magie – getreu dem Axiom von Arthur C. Clarke, dass eine ausreichend fortgeschrittene Wissenschaft für den Betrachter nicht mehr von Magie unterscheidbar sei. Nichtsdestotrotz verlangt es „Purpur“ danach, wieder von dieser primitiven Welt runterzukommen. Leichter gesagt als getan.

Rivalen

Vor Ort gerät Purpur in Konflikt mit einem mächtigen Zauberer namens Shoogar, der in dem Fremdling einen unerwünschten Konkurrenten sieht und ihm gleich zeigen will, wer hier der Herr ist. Purpur wird argwöhnisch von Lant beobachtet, der im Laufe der Ereignisse zum Sprecher und Häuptling seines Volkes avanciert. Shoogar zerstört das eiförmige Landungsboot Purpurs, was zu einem Atomexplosion führt, in deren Folge viele Stammesangehörige sterben oder verletzt werden. Die geflohenen Überlebenden, darunter Lant, halten Purpur für tot.

Gestrandet

Die Stammesangehörigen sammeln sich schließlich auf einer fruchtbaren Halbinsel, welche mit der Ankunft des Sommers rasch zu einer Insel wird. Dank seiner zwei Sonnen entwickelt der Planet eine variables Klima, das das Eis an den Polen schmelzen lässt. Doch es gibt bereits einen Stamm in dieser Gegend und dieser lehnt die Neuankömmlinge ab. Diese sind bestürzt, als sie erfahren, dass auch Purpur hier ist. Er dient den Einheimischen als lokaler Zauberer, nachdem er den vorhandenen Zauberer Dorthi erschlagen hat, indem er mit seinem Schutzanzug aus dem Himmel auf ihn fiel.

Purpur wird von Lants Leuten gefürchtet, doch sie können ihre Insel nicht mehr verlassen. Lant avanciert zu ihrem Sprecher. Indem er mit dem Sprecher der Einheimischen verhandelt, kann er ihn überreden, dass die beiden Zauberer Purpur und Shoogar einen Friedenspakt abschließen.

Das Luftschiff

Purpur kann sein Mutterschiff erreichen, damit es ihn abholen kommt, aber dafür muss er zurück zum alten, nunmehr zerstörten Dorf reisen. Um zu diesem geografischen Punkt zu gelangen, muss der Forscher die Eingeborenen dazu bewegen, sich in seinen Dienst zu stellen, wobei er ein Tabu nach dem anderen bricht und seinen mittlerweile verbündeten Kollegen Shoogar zur Weißglut treibt. Aber weil sie in Wahrheit begierig danach sind, ihn endlich loszuwerden, helfen sie ihm, seinen verrückten Plan in die Tat umzusetzen: Er will eine Flugmaschine bauen.

Wandel

Es gelingt ihm schließlich, ein mit Pedalen angetriebenes, von Wasserstoff mit Auftrieb versehenes Luftschiff zu konstruieren, wobei er sein ganzes Können einsetzen muss, um den Sabotageversuchen des neidischen Kontrahenten Shoogar zu entgehen. Durch seinen Einsatz von Wissenschaft und Technik hat er das Leben der Eingeborenen und Lants unwiderruflich verändert. Er hat Probleme mit Verbrechen, Umweltverschmutzung und -zerstörung hervorgerufen. Ja, er hat sogar das Verhältnis zwischen den beiden Geschlechtern verändert, und nicht zum Guten. Das Schlimmste aber hat er mit der Einführung von Geld und Währung begangen.

Der Abflug

Purpur, Shoogar, Lant und dessen zwei Söhne fliegen zum alten Dorf ab. Als sie ankommen, ist Purpur in der Lage, das Mutterschiff herbeizurufen. Er kann es betreten und damit abfliegen. Im Epilog wird von Lant berichtet, dass eine viel größere Flugmaschine gebaut werden soll – die Industrie dafür ist ja bereits vorhanden, und am Konstruktionswillen mangelt es nicht. Die industrielle Revolution, die Purpur angefangen hat, wird also fortgeführt werden.

Mein Eindruck

Es gibt leider nur wenige lustige Romane in der Science Fiction. Mit „Die fliegenden Zauberer“ ist dem Autorengespann Niven/Gerrold einer der herrlichsten Romane geglückt, die es in der Science Fiction gibt. Mit einem Augenzwinkern belehren sie selbst die störrischsten Puristen der exakten Naturwissenschaften, dass Wissenschaft und Magie nur zwei Arten der Betrachtung ein und derselben Sache sind: der Wirklichkeit. Und dass beide ihre Berechtigung und ihre Vor- und Nachteile haben.

Dies ist vielleicht nur ein reiner Unterhaltungsroman humoristischer Ausrichtung, vielleicht auch mehr: eine Betrachtung der Folgen der Einführung von Wissenschaft, Technik und vor allem Industrie. Aber innerhalb dieser Grenzen ist „Die fliegenden Zauberer“ ein gelungener, humorvoller Roman.

Hinweise

Der Originaltitel „The flying sorcerers“ ist eine Verballhornung von „The flying saucers“, die fliegenden Untertassen. Und da UFOs die Leute von der NASA so oft genarrt haben, ist dieses Buch den NASA-Jungs gewidmet: „Wir verstehen ihre Probleme nur zu gut“, meinen die Autoren.

Ein weiterer Aspekt dürfte heute eher unbekannt sein. Wie vom Science Fiction Autor Wilson Tucker vorgemacht, haben Niven und Gerrold einen Rekord von Tuckerizations ((https://en.wikipedia.org/wiki/Tuckerization)) eingebaut: Anspielungen und Verballhornungen auf Persönlichkeiten des Genres. Es lohnt sich bei der Lektüre auf die englischsprachige Wikipediaseite des Buches zurückzugreifen und sich die einzelnen Hinweise bzw. Querverweise und Anspielungen erklären zu lassen.

Sonnen

• Virn – The red-giant sun – Jules Verne.
• Ouells – The bluish white-dwarf sun – H.G. Wells.

Götter
• Blok god of violence – Robert Bloch, author of Psycho.
• Brad god of the past – Ray Bradbury, for his butterfly effect short story „A Sound of Thunder“.
• Caff god of dragons – Anne McCaffrey, known for her Dragonriders of Pern series.
• Eccar the Man – Forrest J. Ackerman, „the man who served the gods so well that he was made a god himself“ – a reference to Ackerman’s vast involvement with science fiction fandom.
• Elcin god of thunder and lightning – Harlan Ellison, known for a stormy personality, and short stature (the god is described as „tiny“).[4]
• Filfo-mar god of rivers – Philip José Farmer, known for his Riverworld series.
• Fineline god of engineers – Robert A. Heinlein, who was an aeronautical engineer.
• Fol god of distortion – Frederik Pohl; a teasing allusion to his extensive work as an editor.
• Furman god of „fasf“ – Edward L. Ferman, longtime editor of The Magazine of Fantasy and Science Fiction (often abbreviated as „F&SF“).
• Hitch god of birds – Alfred Hitchcock, directed The Birds.
• Klarther god of the skies & seas – Arthur C. Clarke, who wrote many works dealing with space travel („skies“) and oceanic adventures („seas“)
• Kronk god of the future – Groff Conklin, who edited forty science fiction anthologies.
• Leeb god of magic – Fritz Leiber, for his sword-and-sorcery stories.
• Musk-Watz wind god – Sam Moskowitz, known for his loud voice and long speeches.[6]
• Rotn’bair god of sheep – Gene Roddenberry, creator of Star Trek.[5]
o Lant mentions that Rotn’bair’s sign is the horned box, i.e., a TV set with a rabbit-ears antenna on top.
• Nils’n god of mud creatures – Nielsen ratings, arch-enemy of Rotn’bair (Star Trek had poor ratings).
o Lant explains that the sign of Nils’n is a diagonal slash with an empty circle on either side, i.e. „%“.
• N’veen god of tides & map makers – Larry Niven wrote about tides in „Neutron Star“ and maps in Ringworld.
• Pull’nissen god of duels – Poul Anderson, a founding member of the Society for Creative Anachronism; he was a Knight of the SCA, therefore skilled in one-on-one combat.
• Po god of decay – Edgar Allan Poe, for his morbid stories.
• Sp’nee ruler of slime – Norman Spinrad, for his controversial writing, and his giving of irritation and offense to many.
• Tis’turzhin god of love – Theodore Sturgeon, who wrote many stories about variations of love and sex.
• Tukker god of names – Wilson „Bob“ Tucker, who playfully used names of friends as some of the character names in his fiction.
• Yake god of what-if – Ejler Jakobsson, the penultimate editor of If magazine.

Charaktere und andere Bewohner

• Purple/Purpur – The literal translation of „as a mauve“ (in full, this is „as a color, shade of purple-grey“) – Isaac Asimov.
• Wilville and Orbur – Bicycle makers who build the first flying machine – Wright brothers.
• Dorthi – A wizard killed by Purple falling on him from the sky – A reference to Dorothy from the „Wizard of Oz“.

Verschiedenes

• Cathawk – The first flying machine, recalling the Wright brothers‘ flight at Kitty Hawk.
• Smith’s Son’s Clearing – Where the Cathawk is on display – The Smithsonian Institution.
• filk-singer flute – Magical tool Shoogar’s apprentices didn’t pack – Science fiction fans do Filk Music Singing.

TB: 448 Seiten,
O-Titel: The Flying Sorcerers, 1971;
Heyne 1997, Nr. 06/7022, München; zuerst 1976, dann 1982.
Aus dem US-Englischen übertragen von Yoma Cap; illustriert von Mark van Oppen.
ISBN-13: 978-3453128194

www.heyne.de

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