Jennifer Roberson – Dämonenkind (Cheysuli 1 und 2)

Spannende und moderne Fantasy

„Dämonen! Gestaltwandler!“, ruft man ihnen höhnisch hinterher. Einst standen die Cheysuli, magiebegabte Gestaltwandler, an der Seite des Königs von Homana. In Gestalt von Wölfen oder Falken dienten sie ihm mit ihrer Magie. Doch dann beging einer von ihnen einen schrecklichen Fehler und sie wurden zu Gejagten im eigenen Land. Bis eine junge Frau auftaucht und mit ihr die Hoffnung auf Frieden: Alix, die Tochter aus einer schicksalhaften Verbindung zwischen Cheysuli und Mensch …


Die Autorin

Jennifer Roberson wurde 1953 in Kansas City, Missouri, geboren. Die studierte Historikerin arbeitete zunächst als Journalistin, bevor sie sich 1985 als Schriftstellerin selbständig machte. Sie begann mit den Arbeiten am Cheysuli-Zyklus, der sie weltberühmt machte. Wichtig ist auch der Zyklus um die zwei Schwertkämpfer Tiger und Del. Die Autorin von mehr als 20 Romanen und zahlreichen Kurzgeschichten zählt laut Verlag zu den bedeutendsten Vertreterinnen moderner Fantasy. Sie war eng mit Marion Zimmer Bradley befreundet und lebt heute in der Nähe von Phoenix, Arizona.

Der in den neunziger Jahren von |Heyne| veröffentlichte Zyklus umfasste auf neun Bände verteilte Romane. Aber nun wird der Zyklus in neuer Zusammenstellung wiederveröffentlicht:

1) Dämonenkind (umfasst die Bände „Wolfsmagie“ und „Das Lied von Homana“)
2) Wolfssohn (umfasst die Bände „Das Vermächtnis des Schwerts“ und „Die Fährte des weißen Wolfs“)
3) Tochter des Löwen (umfasst die Bände „Die Ehre der Prinzen“ und „Die Tochter des Löwen“)

Handlung von „Wolfsmagie“

Dies ist die Geschichte von Alix, der etwa 20-jährigen Tochter aus der folgenschweren Verbindung zwischen menschlichen Homana und gestaltwandlerischen Cheysuli. Die Cheysuli waren vor den Homana auf der Erde und verfügen noch über die drei alten Kräfte, darunter Gestaltwandel. Jeder Cheysuli hat ein Tier zum Seelengefährten, einen Lir. Wird ein Lir getötet, geht der Cheysuli in den Freitod – so eng ist die Verbindung. Stirbt hingegen ein Cheysuli, sucht sich der Lir einen neuen Gefährten.

Die Cheysuli sind vom Herrscher des Landes, dem Muhjar Shaine, für vogelfrei erklärt und geächtet worden. Einst galten sie als die Getreuesten des Königs von Homana. In Gestalt von Wölfen und Falken dienten sie ihm mit ihrer Magie und verteidigten seinen Thron. Doch als Shaines Tochter Lindir mit einem Cheysuli, Hale, durchbrannte und den ausländischen Prinzen verschmähte, kannte Shaines Zorn keine Grenzen. Hale und Lindir starben.

Alix entdeckt, wie mühelos sie mit den Lirs Verbindung aufnehmen kann. Sie ist die Tochter von Lindir und Hale! Als Baby wurde sie von Shaine verstoßen, und nur einer seiner Getreuen erbarmte sich ihrer und zog sie in Abgeschiedenheit auf. Sie verliebte sich in den Prinzen Carillon.

Als mit der Hilfe der Cheysuli und Alix‘ Prinz Carillon ein neuer Herrscher den Thron besteigt, wird er sogleich von den Invasionstruppen der Zauberer, der Ihlini, verjagt. Shaine stirbt. Alix gibt die Hoffnung nicht auf, dass Carillon den Cheysuli, die ihn vor dem Tod durch die Ihlini retteten, zu Ehren und Ansehen verhelfen wird. Doch erst einmal geht er ins Exil.

Handlung von „Das Lied von Homana“

Nach fünf Jahren im Exil, wo er sich mit seinem Gefolgsmann Finn als Söldner durchschlug, kehrt Prinz Carillon heimlich nach Homana, in seine Heimat, zurück. Er schart ein Guerillaheer um sich und beginnt die Truppen des Thronräubers Bellam von Solinde anzugreifen. Bald sind dessen Männer durch Carillon und seine Cheysulikrieger so dezimiert, dass sich Bellam zur offenen Feldschlacht stellen muss – die Carillon gewinnt. Bellam, der nur durch den Rückhalt seiner Ihlinizauberer so grausam herrschen konnte, verbrennt zu Asche.

Carillon nimmt, wie zuvor angedroht, Bellams zauberische Tochter Electra zur Gattin – ein schwerer Fehler, wie sich herausstellt. Er tut es, um die beiden Reiche Homana und Solinde miteinander zum Frieden zu zwingen. Finn entdeckt bei einer heilenden Handlung bei Electras erster Niederkunft, dass Electras Geist vom Erzfeind, dem bösen Zauberer Tynstar, beherrscht wird. Finn wird beinahe getötet und versucht seinerseits, Tynstar zu töten. Es gelingt Carillon mit knapper Not, Finn und Electra zu retten. Leider muss er Finn aus seinen Diensten verstoßen. Um die Tragödie perfekt zu machen, gesteht ihm seine geliebte Schwester Tourmaline, dass sie Finn liebt, ein Kind von ihm erwartet und mit ihm in die Verbannung gehen werde. Da Electra bald wieder ein Kind erwartet, das von Tynstar ist, schickt Carillon auch sie in die Verbannung.

Als seine ehemalige Geliebte Alix von Tynstar geraubt wird, jagen Carillon und Alix‘ Ehemann, der Cheysuli-Häuptling Duncan, den Zauberern nach, bis sie in deren Festung Valgaard eindringen und Alix befreien können. Eine weitere Tragödie enthüllt sich: Duncans Lir, ein Geistesverbündeter in Tiergestalt, wurde von Tynstar getötet und Duncan kann nicht ohne ihn weiterleben. Die trauernde Alix enthüllt dem entsetzten Carillon, dass sie von Tynstar ein Kind erwartet. Carillon wird Alix‘ siebenjährigen Sohn – er selbst ist ohne männlichen Erben geblieben – als Thronerben einsetzen und mit seiner einzigen Tochter verloben.

Mein Eindruck

Spielt Carillon die Rolle des Königs Artus und Electra eine zwielichtige Guinevere, so ist Finn, der getreue Recke, Sir Lanzelot – der den Kontakt mit Electra beinahe mit dem Leben bezahlt, sie fast tötet und daher vom Hof verbannt werden muss. Man sieht: Die Muster wiederholt sich, allerdings mit gewichtigen Variationen.

Der zweite Band bringt verschiedene Handlungsstränge zu Ende und beginnt neue, von daher ist er ein typischer Mittelband. Dennoch ist die Lektüre recht befriedigend, denn es ist durchaus spannend und nicht ohne Überraschungen, wie sich die persönlichen Schicksale der Hauptfiguren gestalten – allen voran das von Carillon, der von sich selbst erzählt. Ein spannendes Finale liefert die Erstürmung der Burg der Zauberer und ihr tragischer Ausgang.

Die Übersetzung und Neubearbeitung

Karin König gehört zu den besten Fantasy-Übersetzerinnen hierzulande. Ich konnte keine Fehler entdecken. In dieser Wiederveröffentlichung wurde der Text überarbeitet.

Positiv ist die Überarbeitung der Landkarte zu werten. Während die alte Version zwar vollständig war, so wirkte sie doch nur wenig übersichtlich. Das hat sich nun gründlich geändert. Der Zentralkontinent mit seinen Königreichen verfügt nun über eine plausible Topografie mit Gebirgen, Ebenen und Flüssen, ohne dass die Grenzen dabei unsichtbar geworden wären. Die Inseln sind besser zu sehen, und weitere Symbole in den Ecken der Karte sind hinzugekommen. Hier hat sich der Verlag Mühe gegeben.

Das Einzige, was noch fehlt, ist ein Personenregister. Es ist zu hoffen, dass, wie in der alten Ausgabe, die Folgebände eine Zusammenfassung des bisher Geschehenen liefern. Denn ziemlich schnell wird das Personal ein wenig unübersichtlich, sobald andere Königreiche als Homana und Ellas einbezogen werden.

Unterm Strich

„Dämonenkind“ bietet wunderbar spannenden und befriedigende Lektüre, wenn man Fantasy mag. Es hat alles, was das Herz begehrt: Humor, sich entwickelnde fein gezeichnete Charaktere, einen komplexen Hintergrund und zahlreiche zu lösende Konflikte. Da dies alles in Fantasymanier mit Magie und Gestaltwandlung angereichert wurde, ist eine perfekte Mischung entstanden. Das Buch liest sich in wenigen Tagen.

Taschenbuch: 735 Seiten
Originaltitel: Chronicles of the Cheysuli: Shapechangers; The Song of Homana, 1984/85
Aus dem US-Englischen von Karin König
ISBN-13:9783453523920

www.heyne.de

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