Jennifer Roberson – Das Vermächtnis des Schwerts (Cheysuli 3)

Krieg der Gene, Opfer der Prophezeiung

Im dritten Band ihres Cheysuli-Zyklus lässt Jennifer Roberson die alte Generation, die in den ersten Romanen die Hauptrollen spielte, ablösen durch die Generation Donals, der voller Zweifel das Vermächtnis der Prophezeiung von Homana annehmen und umsetzen soll. Diese verlangt, dass eines Tages ein König herrscht, der das Blut von vier Ländern in sich vereinigt: Homana, Cheysuli, Atvia und Solinde.

Die Prophezeiung der Cheysuli lautet: „Eines Tages wird ein Mann allen Blutes vier kriegführende Reiche und zwei magische Völker in Frieden vereinen.“ Die magischen Völker sind die Cheysuli und ihre Feinde, die Ihlini. Die kriegführenden Völker sind Homana, Atvia, Solinde und Erinn.

Die Autorin

Jennifer Roberson wurde 1953 in Kansas City, Missouri, geboren. Die studierte Historikerin arbeitete zunächst als Journalistin, bevor sie sich 1985 als Schriftstellerin selbständig machte. Sie begann mit den Arbeiten am Cheysuli-Zyklus, der sie weltberühmt machte. Innovativ ist auch der Schwerttänzer-Zyklus um die zwei Schwertkämpfer Tiger und Del.

Der Cheysuli-Zyklus, der mit „Wolfsmagie“ eröffnet wird, umfasst neun Bände, die alle bei Heyne erschienen (s.u.). Zusammen mit ihrem „Schwerttänzer“-Zyklus und einem Robin-Hood-Roman „Herrin der Wälder“, Goldmann) bildet der Cheysuli-Zyklus Robersons Hauptwerk, und ein sehr unterhaltendes dazu. Sie wurde damit zu einer der erfolgreichsten Fantasy-Autorinnen.

Die Autorin von mehr als 20 Romanen und zahlreichen Kurzgeschichten zählt laut Verlag zu den bedeutendsten Vertreterinnen moderner Fantasy. Sie war eng mit Marion Zimmer Bradley befreundet und lebte zuletzt in der Nähe von Phoenix, Arizona.

Der Cheysuli-Zyklus in Einzelbänden

Der in den neunziger Jahren von Heyne veröffentlichte Zyklus umfasste ursprünglich auf neun Bände verteilte Romane. Sie wurden später zu vier Bänden zusammengefasst, völlig zurecht, wie ich finde.

1) Wolfsmagie
2) Das Lied von Homana
3) Das Vermächtnis des Schwerts
4) Die Fährte des weißen Wolfs
5) Die Ehre des Prinzen
6) Die Tochter des Löwen
7) Der Flug des Raben
8) Ein Gobelin mit Löwen
9) Löwenmagie

Handlung

König Carillon, der in Band 2 den Thron von Homana eroberte, altert offenkundig weit vor seiner Zeit, nachdem ihn der Fluch des Ihlini-Zauberers Tynstar um 20 Jahre seines Lebens beraubte. Carillon und sein Vertrauter Rowan bereiten Prinz Donal, den Sohn Duncans und Alix‘, auf die baldige Thronfolge vor. In Donal mischt sich das Blut eines Cheysuli mit dem eines Menschen (Alix).

Tabu-Bruch

Um für einen Erben vorzusorgen, holt Donal seine Braut Aislinn von der Insel, auf die ihre Mutter Electra, die Frau König Carillons, verbannt wurde, zurück in die Hauptstadt Homanas. Doch Electra, so muss er entdecken, hat ihre von Tynstar erworbenen Zauberkünste dazu verwendet, ihrer Tochter Aislinn einen posthypnotischen Befehl einzupflanzen, der dieser den Beischlaf mit einem Cheysuli sprich: Donal verwehrt. Dies hat für Aislinn, die Donal wirklich liebt, furchtbare Folgen: Um einen Erben zeugen zu können, muss er sie praktisch geistig vergewaltigen.

Vertreibung und Rückkehr

Donal selbst befindet sich in einer Zwangslage: Er hat mit seiner Cheysuli-Gespielin Sorcha bereits zwei Kinder. Während Donal im Krieg ist, vertreibt Aislinn, die um ihre Stellung als künftige Königin bangt, Sorcha aus der Cheysuli-Siedlung. Sorcha nimmt sich schließlich das Leben. Die Wirkung auf Donal kann man sich vorstellen. Er dringt in Aislinn, die nach Monaten seiner Abwesenheit im Krieg gegen die Ihlini-Zauberer inzwischen hochschwanger ist, geistig ein, um die Wahrheit zu erfahren. Unabsichtlich löst er jedoch die Wehen aus. Das Kind lebt, ein Sohn, dem der Name Niall gegeben wird.

Krieg und Vermächtnis

König Carillon muss gegen die von Tynstar angestachelten Fürsten des unterworfenen Solinde Krieg führen. Da kommt die Nachricht, dass Prinz Osric aus Atvia ebenfalls mit einem Heer in Homana gelandet ist, so dass Carillon sein Heer teilen muss. Carillon tötet Tynstar und Electra, stirbt aber wenig später durch einen Pfeil Osrics.

Carillons magisches Schwert gibt Osric an Tynstars Sohn Strahan weiter. Dieser nimmt Donal sechs Monate lang gefangen, bis er von seinem Onkel Finn befreit wird. Er bringt das magische Schwert mit und tötet damit Osric. Das Heer von Solinde wird ebenfalls besiegt. So lösen sich seine Probleme der Reihe nach, und er kann den Thron von Homana als unumschränkter Herrscher besteigen. Dies heißt nicht, dass Donal ein Tyrann wäre; im Gegenteil: Er wollte die Königswürde eigentlich nicht, doch der Prophezeiung Homanas zuliebe nimmt er die Bürde auf sich.

Die Prophezeiung verlangt, dass eines Tages ein König herrscht, der das Blut von vier Ländern in sich vereinigt. Homana, Cheysuli und Solinde sind bereits in Niall vereinigt. Um auch die Blutlinie von Atvia zu erhalten, vermählt Donal seine Schwester Bronwyn gegen ihren Willen mit Osrics Sohn Alaric. Sollte Bronwyn eine Tochter haben, würde sie Niall heiraten können. Der geweissagte Herrscher könnte dann schon in greifbarer Nähe liegen. Aber macht sie dieses genetische Spiel mit?

Mein Eindruck

Bene Gesserit

Wie man sieht, geht es in Robersons Cheysuli-Zyklus nicht nur um das Herrschen über Homana, mit oder ohne Cheysuli-Kräfte. Es geht auch um eine Politik der Gene, hier „Blutlinien“ genannt. Das macht die ganze Sache ein wenig unappetitlich so als ob die Bene Gesserit aus „Der Wüstenplanet“ ein großes Zuchtprogramm durchführen würden, um den Kwisatz Haderach, den Übermenschen, zu erzeugen. Die Frauen werden dementsprechend häufig lediglich als Zuchtmaterial verwendet, um nicht zu sagen, „missbraucht“. Die Prophezeiung jedoch rechtfertigt jede entsprechend dienliche Maßnahme: der Zweck heiligt die Mittel, auch wenn diese bis zur Vergewaltigung reichen.

Lose Fäden

Die Autorin hatte in Band 2 noch einige lose Fäden übriggelassen. Diese Handlungsstränge werden kurz und brutal zu Ende geführt: Duncan und Alix sterben ebenso unter traurigen Umständen, wie Electra und Tynstar unter dramatischen Umständen getötet werden. Als auch Donals Onkel Finn von Tynstars Sohn Strahan getötet wird, ist die gesamte ältere Cheysuli-Generation ausgelöscht.

Kein Wunder, dass sich Donal ganz allein auf weiter Flur wähnt und als ein Opfer. Die zwielichtige Aislinn ist der einzige Mensch, der ihm nahesteht. Seine einzige Hoffnung dürfte sein Sohn Niall sein. Dessen Geschichte erzählt der nächste Band des Zyklus: „Die Fährte des weißen Wolfs“.

Taschenbuch: 525 Seiten
Originaltitel: Legacy of the sword, 1986
Aus dem Englischen von Karin König;
ISBN-13: 978-3453119826

www.heyne.de

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