Jennifer Roberson – Das Lied von Homana (Cheysuli 2)


Schwerter und Zauberei: Gestaltwandler zwischen den Fronten

Alix ist die etwa 20 Jahre alte Tochter aus der folgenschweren Verbindung zwischen menschlichen Homana und gestaltwandlerischen Cheysuli. Die Cheysuli waren vor den Homana auf der Erde und verfügen noch über die drei alten Kräfte, darunter Gestaltwandel. Sie werden stets von einem Lir begleitet, einem Geistgefährten. Die Cheysuli sind vom neuen Herrscher des Landes für vogelfrei erklärt und geächtet worden. Also muss sich auch Alix in Acht nehmen, mit wem sie Bekanntschaft macht…

Band 2 ist die Fortsetzung von „Wolfsmagie“ und setzt zeitlich fünf Jahre später ein. Nach fünf Jahren im Exil, wo er sich mit seinem Gefolgsmann Finn als Söldner durchschlug, kehrt Prinz Carillon, Alix‘ erster Geliebter, heimlich nach Homana, in seine Heimat, zurück, um den Thron zurückerobern…

Die Prophezeiung der Cheysuli lautet: „Eines Tages wird ein Mann allen Blutes vier kriegführende Reiche und zwei magische Völker in Frieden vereinen.“ Die magischen Völker sind die Cheysuli und ihre Feinde, die Ihlini. Die kriegführenden Völker sind Homana, Atvia, Solinde und Erinn.


Die Autorin

Jennifer Roberson wurde 1953 in Kansas City, Missouri, geboren. Die studierte Historikerin arbeitete zunächst als Journalistin, bevor sie sich 1985 als Schriftstellerin selbständig machte. Sie begann mit den Arbeiten am Cheysuli-Zyklus, der sie weltberühmt machte. Innovativ ist auch der Schwerttänzer-Zyklus um die zwei Schwertkämpfer Tiger und Del.

Der Cheysuli-Zyklus, der mit „Wolfsmagie“ eröffnet wird, umfasst neun Bände, die alle bei Heyne erschienen (s.u.). Zusammen mit ihrem „Schwerttänzer“-Zyklus und einem Robin-Hood-Roman „Herrin der Wälder“, Goldmann) bildet der Cheysuli-Zyklus Robersons Hauptwerk, und ein sehr unterhaltendes dazu. Sie wurde damit zu einer der erfolgreichsten Fantasy-Autorinnen.

Die Autorin von mehr als 20 Romanen und zahlreichen Kurzgeschichten zählt laut Verlag zu den bedeutendsten Vertreterinnen moderner Fantasy. Sie war eng mit Marion Zimmer Bradley befreundet und lebte zuletzt in der Nähe von Phoenix, Arizona.

Der Cheysuli-Zyklus in Einzelbänden

Der in den neunziger Jahren von Heyne veröffentlichte Zyklus umfasste ursprünglich auf neun Bände verteilte Romane. Sie wurden später zu vier Bänden zusammengefasst, völlig zurecht, wie ich finde.

1) Wolfsmagie
2) Das Lied von Homana
3) Das Vermächtnis des Schwerts
4) Die Fährte des weißen Wolfs
5) Die Ehre des Prinzen
6) Die Tochter des Löwen
7) Der Flug des Raben
8) Ein Gobelin mit Löwen
9) Löwenmagie

Handlung

Nach fünf Jahren im Exil, wo er sich mit seinem Gefolgsmann Finn als Söldner durchschlug, kehrt Prinz Carillon heimlich nach Homana, in seine Heimat, zurück. Er schart ein Guerillaheer um sich und beginnt die Truppen des Thronräubers Bellam von Solinde anzugreifen. Bald sind dessen Männer durch Carillon und seine Cheysulikrieger so dezimiert, dass sich Bellam zur offenen Feldschlacht stellen muss – die Carillon gewinnt. Bellam, der nur durch den Rückhalt seiner Ihlinizauberer so grausam herrschen konnte, verbrennt zu Asche.

Carillon nimmt, wie zuvor angedroht, Bellams magiebegabte Tochter Electra zur Gattin – ein schwerer Fehler, wie sich bald herausstellt. Er tut es, um die beiden Reiche Homana und Solinde miteinander zum Frieden zu zwingen. Finn entdeckt anlässlich einer heilenden Handlung bei Electras erster Niederkunft, dass Electras Geist vom Erzfeind, dem bösen Zauberer Tynstar, beherrscht wird. Finn wird beinahe getötet und versucht seinerseits, Tynstar zu töten.

Es gelingt Carillon mit knapper Not, Finn und Electra zu retten. Leider muss er Finn aus seinen Diensten verstoßen. Um die Tragödie perfekt zu machen, gesteht ihm seine geliebte Schwester Tourmaline, dass sie Finn liebt, ein Kind von ihm erwartet und mit ihm in die Verbannung gehen werde. Da Electra bald wieder ein Kind erwartet, das von Tynstar ist, schickt Carillon auch sie in die Verbannung.

Als seine ehemalige Geliebte Alix von Tynstar geraubt wird, jagen Carillon und Alix‘ Ehemann, der Cheysuli-Häuptling Duncan, den Zauberern nach, bis sie in deren Festung Valgaard eindringen und Alix befreien können. Eine weitere Tragödie enthüllt sich: Duncans Lir, ein Geistesverbündeter in Tiergestalt, wurde von Tynstar getötet, und Duncan kann nicht ohne ihn weiterleben. Die trauernde Alix enthüllt dem entsetzten Carillon, dass sie von Tynstar ein Kind erwartet. Carillon wird Alix‘ siebenjährigen Sohn – er selbst ist ja ohne männlichen Erben geblieben – als Thronerben einsetzen und mit seiner einzigen Tochter verloben.

Mein Eindruck

Spielt Carillon die Rolle des Königs Artus und Electra eine zwielichtige Guinevere, so entspricht Finn, der getreue Recke, wohl Sir Lanzelot – der den Kontakt mit Electra beinahe mit dem Leben bezahlt, sie fast tötet und daher vom Hof verbannt werden muss. Man sieht: Die Muster wiederholt sich, allerdings mit gewichtigen Variationen.

Dieser zweite Band überrascht den leser mit einem Abschied von Alix, der Sympathieträgerin des ersten Bandes. Aber die Autorin kennt genauso wenig Erbarmen mit ihren Figuren wie George R.R. Martin mit seinen in „Ein Lied von Eis und Feuer“ alias „Game of Thrones“. Das köntne so manche Leserin, die sich auf ein Wiedersehen mit Alix gefreut hat, frustrieren.

„Das Lied von Homana“ bringt verschiedene Handlungsstränge zu Ende und beginnt neue, von daher ist er ein typischer Mittelband. Dennoch ist die Lektüre recht befriedigend, denn es ist durchaus spannend und nicht ohne Überraschungen, wie sich die persönlichen Schicksale der Hauptfiguren gestalten – allen voran das von König Carillon, der von sich selbst erzählt.

Ein spannendes Finale liefert die Erstürmung der Burg der Zauberer und ihr tragischer Ausgang. Man möchte am liebsten gleich wissen, wie es mit den Gestaltwandlern weitergeht. Diese Geschichte wird in „Das Vermächtnis des Schwerts“ mit anhaltend hohem Tempo erzählt.

Taschenbuch: 462 Seiten
Originaltitel: The Song of Homana – Chronicles of the Cheysuli: Book Two, 1995;
Aus dem US-Englischen übertragen von Karin König
ISBN-13: 978-3453121621

www.heyne.de

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