Palmatier, Joshua – Kämpferin, Die (Der Geisterthron 3)

_Der Geisterthron_
Band 1: [Die Assassine 6031
Band 2: [Die Regentin 6132

_Amenkor hat die_ Chorl zurück geschlagen. Aber der Geisterthron ist geborsten, seine Macht verschwunden. Varis spürt den Verlust umso deutlicher, da sie inzwischen die Gründe für die Angriffe der Chorl kennt und weiß, dass sie erneut angreifen werden. Neben dem Bemühen um den Wiederaufbau der Stadtbefestigung und ihrer Sorge um Erick, der sich noch immer nicht von seiner Gefangenschaft bei den Chorl erholt hat, muss sie sich nun auch noch mit Gesandten aus Venitte herum schlagen, die ganz offensichtlich etwas zu verbergen haben …

_Im Hinblick auf_ die Charakterzeichnung hat sich nicht mehr viel getan. Varis wird sich lediglich ihrer Zuneigung zu William bewusst, was aber lediglich ein Detail am Rande bleibt. Ansonsten ist sie noch immer die undiplomatische, direkte und pragmatische Person wie bisher.

Die Neuzugänge bei den Figuren, die nahezu alle aus Venitte stammen, erreichen nicht mehr Tiefe als die altbekannten aus Amenkor. Das fand ich besonders im Hinblick auf Ottul, die junge Begabte der Chorl, ausgesprochen schade. Von ihr hatte ich mir tiefere Einblicke in die Kultur der Chorl erhofft, aber leider waren die Informationen aus dieser Richtung sehr bruchstückhaft.

Das Hauptgewicht lag diesmal auf Venitte. Der erste der drei Teile des Buches spielt noch in Amenkor, schildert den Zustand der Stadt nach der Schlacht und die Maßnahmen zum Wiederaufbau sowie Varis‘ Bemühungen um Erick, einige Details um die junge Ottul und die Benutzung des Flusses. Aber schon während dieses ersten Teils fließen in Gestalt der Gesandten Aspekte der Stadt Venitte mit in die Handlung ein. Venitte wird als Ort von Intrigen und Machtkämpfen beschrieben. Vorerst bleibt es allerdings bei angedeuteten Differenzen zwischen den beiden Gesandten, insgesamt also ziemlich ruhiges Fahrwasser.

Mit dem Aufbruch Varis‘ nach Süden jedoch rückt Venitte rasch in den Mittelpunkt des Geschehens. Venitte wird im Gegensatz zu Amenkor von einem Rat regiert, der sich natürlich nicht einmal dann einig wäre, wenn es in Venitte keine Verschwörer und Ränkeschmiede gäbe. Die gibt es aber und das Komplott, das sie schmieden, geht noch weiter als das, welches Alendor in Amenkor geschmiedet hatte. Varis muss also sozusagen an zwei Fronten kämpfen. Kein Wunder, dass ihre Gegner ihr immer ein Stück voraus sind.

Die Tatsache, dass Varis keine Beweise zu fassen bekommt, mit denen sie den Verrätern das Handwerk legen könnte, sorgt zum einen dafür, dass Varis nicht ins Klischee der Überheldin abrutscht, die alles mit einem lässigen Fingerschnipsen erledigt. Zum anderen dreht sie gehörig an der Spannungsschraube. Die Indizien sind absolut eindeutig, die betreffenden Entscheidungsträger aber ausgesprochen stur und Varis nicht in der Position, sie zur Einsicht zu zwingen. Und der Verräter bleibt natürlich nicht untätig sitzen, sondern arbeitet eifrig daran, Varis in Verruf zu bringen.

Der Showdown seinerseits hatte wiederum viel Ähnlichkeit mit der Schlacht um Amenkor. Jede Menge Blut, jede Menge Feuer und jede Menge Explosionen.Die entscheidende Auseinandersetzung konnte allerdings mit dem Duell zwischen Varis und der Ochea aus dem zweiten Band nicht ganz mithalten, was natürlich daran lag, dass Varis in die eigentliche Konfrontation gar nicht verwickelt war. Das ließ die Angelegenheit recht glatt und unkompliziert, ja fast nebensächlich wirken.

Den Schluss schließlich fand ich enttäuschend. Die Entscheidung Varis‘ im Hinblick auf die Chorl ist bestenfalls ein Provisorium, was auch dadurch nicht besser wird, dass Varis sich dessen bewusst ist. Zu diesem ungelösten Problem kommt noch, dass die Fragen im Hinblick auf das Weiße Feuer – seinen Ursprung und seiner Bewandtnis – überhaupt nicht beantwortet wurden.

Irritiert hat mich auch die Rivalität zwischen den beiden Gesandten aus Venitte, denn bei der Ankunft dort stellt sich heraus, dass beide eigentlich auf derselben Seite standen. Eine Erklärung dafür wurde nicht gegeben, was den Verdacht aufkommen lässt, dass ihre Reibereien in Amenkor lediglich der Dramaturgie dienten.

So blieb Band drei trotz des gelungenen Komplotts und der durchaus vorhandenen Spannung ein wenig hinter Band zwei zurück. Zumindest eine endgültige Bereinigung der Beziehungen zwischen Einheimischen und Invasoren hätte ich erwartet. Das offene Ende, das der Autor hier angeboten hat, ist schlicht unbefriedigend.

_Insgesamt ist die_ |Geisterthron|-Trilogie eine eher handfeste Angelegenheit geworden. Die Darstellung von Kampfhandlungen jeglicher Art sowie die Beschreibung körperlicher Empfindungen waren deutlich und intensiv, ebenso alles, was mit der Anwendung der Magie zu tun hatte. Charakterzeichnung, Gedanken und Gefühle der Figuren sowie Ausarbeitung von Kultur und Historie sind da weit schwächer geraten. Eindeutig liegen die Stärken des Autors mehr auf der Handlungs- als auf der Gedankenseite, mehr bei der Action als bei der Ausstattung. Abgesehen von dem enttäuschenden Schluss fand ich die Trilogie ganz in Ordnung. Wer es allerdings gern tiefgründig oder üppig mag oder wer Probleme mit fließendem oder spritzendem Blut hat, sollte besser zu einem anderen Buch greifen.

_Joshua Palmatier ist_ eigentlich Dozent für Mathematik an der Universität von Oneonta im Staat New York, schreibt aber schon, seit er in der Schule eine fantastische Kurzgeschichte aufbekam. „Die Assassine“ ist sein erster Roman und der Auftakt zur |Geisterthron|-Trilogie, die auf Englisch bereits komplett erschienen ist. Der Autor schreibt derweil am seinem nächsten Zyklus, dessen erster Band „Well of Sorrows“ bereits im Mai 2010 veröffentlicht wurde, allerdings unter dem Pseudonym Benjamin Tate.

|Broschiert: 571 Seiten
ISBN-13: 978-3-785-76029-1
Originaltitel: |The Vacant Throne|
Deutsch von Michael Krug|
http://www.luebbe.de
http://www.sff.net/people/jpalmatier/index.html

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