Way, Daniel (Autor); Dillon, Steve (Zeichner) – Supreme Power: Nighthawk

_Story_

Kyle Richmond setzt sich enorm für die Rechte der schwarzen Bevölkerung und ihre Gleichberechtigung ein. Deshalb reagiert er hinter der Maske seines Alter Egos Nighthawk auch allergisch auf jedwede Äußerung gegen dunkelhäutige Menschen und straft sie mit äußerster Brutalität und deutlichen Maßnahmen.

Einer, der ihm dabei besonders ins Auge gefallen ist, hört auf den Namen Steven Binst, ist vor etlichen Jahren wegen des Massenmords an einer schwarzen Familie und Plänen zur kompletten Ausrottung des Volks von Chicago angeklagt worden und durch eine geschickte Intrige nach jahrelanger Haft wieder aus dem Gefängnis ausgebrochen. Nun macht er sich daran, seinen Plan zu vollenden, indem er in seinem Geheimlabor neue giftige Mischungen braut und damit die gesamte Drogenszene aufmischt. Über Nacht sterben tausende Menschen an einem tödlichen Crack-Cocktail, und dies soll erst der Anfang sein.

Doch Nighthawk hat den als Clown getarnten Psychopathen bereits ins Visier genommen und mischt ihn inmitten des blutigen Schauplatzes auf, den er in nur wenigen Stunden hinterlassen hat. Allerdings endet das erste Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten nicht besonders glücklich für den kompromisslosen maskierten Rächer. Schwer verletzt kann er sich ins Hospital retten, wo er die Leiche seiner neuen Geliebten, Doktor Arredondo, auffindet. Erfüllt von tiefstem Hass, stürzt sich Nighthawk erneut auf die Straße, um den blutrünstigen Massenmörder endlich zu vernichten.

_Meine Meinung_

Daniel Way wird derzeit schon als neuer Stern am |Marvel|-Comic-Himmel gefeiert und hat hierzu auch einige viel versprechende Projekte wie beispielsweise „Wolverine: Origins“ zugesprochen bekommen. Außerdem hat der Mann schon Erfahrungen in Serien wie „Bullseye“ und „Punisher“ gesammelt, die ihm diesen aktuellen Status auch erst ermöglicht haben. Nun präsentiert uns Way auch den neuen „Supreme Power: Nighthawk“-Comic, kann aber, zumindest was die Storyline anbelangt, nicht die hohen Ansprüche an seinen Namen erfüllen. Der Inhalt ist einfach zu schlicht, zwar schon actionreich und lebendig, bisweilen sogar echt brutal, aber hinsichtlich der Spannung nicht wirklich ganzheitlich überzeugend.

Zu Beginn ist hiervon noch nichts zu spüren; der Autor erzählt in kurzen Abrissen die Geschichte des Massenmörders Steven Binst und berichtet von seiner spektakulären, doch anscheinend unbemerkten Flucht (zumindest kommt darauf im weiteren Verlauf nicht einmal die Rede). Gleichzeitig wird die korrupte Innenpolitik Chicagos durch einzelne Darstellungen der Gedankengänge des Bürgermeisters und eines schwarzen Richters dargestellt und in Wechselwirkung mit einigen diesbezüglichen Eingriffen Nighthawks analysiert. Und schon hier gibt es einiges zu bemängeln, denn obwohl man dem Autor ja gestatten kann, dass er die einzelnen losen Zusammenhänge zum Schluss zusammenführt, wirken manche Geschehnisse derart unabhängig voneinander, dass die Vorstellung, dass der Inhalt irgendwann einmal zu einem homogenen Konstrukt zusammenwachsen soll, schon völlig unrealistisch erscheint.

Auch durch die Schritt für Schritt gesteigerte Action kann man dieses Problem nicht beheben, auch wenn hier endlich mal die Spannungskurve nach oben zeigt. Die rasante Verfolgungsjagd kurz vor Schluss ist sogar echt stark und offenbart wenigstens in kurzen Etappen die Qualitäten des Autors, aber eben nicht in vollen Zügen. Das Ganze wirkt zu abgeklärt und irgendwie auch kalkuliert. Natürlich, dass es zum Showdown zwischen den Protagonisten der guten und bösen Seite kommen wird, liegt in der Natur eines solchen Comics und ist auch legitim, doch dass Daniel Way nur mittels überladener Action, ziemlich brutaler Inhalte und einer schwerpunktmäßigen Betonung solcher Effekte auf dieses ‚Ziel‘ hinarbeitet, spricht nicht gerade für die Souveränität dieses Mannes. Zumindest nicht in diesem Fall.

Andererseits: Action-Fans werden im vierten Band der „Supreme Power“-Reihe definitiv auf ihre Kosten kommen. Der Comic ist gezeichnet von ständigen (nicht selten heftigen) Auseinandersetzungen, straighten Fortschritten und kompromisslosen Handlungsabschnitten, und das wird demjenigen Leser, der nicht dringend nach Anspruch und komplexeren Inhalten sucht, ganz bestimmt auf Anhieb gefallen. Ich für meinen Teil hätte mir aber von einem renommierten Jungstar wie Daniel Way ein kleines bisschen mehr erwartet. Der Comic ist rasant, das sagte ich bereits, aber es fehlt eine gewisse Spritzigkeit und auch etwas mehr Einfallsreichtum. Meiner Meinung nach ist es nämlich nicht bloß damit getan, eine simple Actiongeschichte abzureißen, die zudem noch ziemlich vorhersehbar ausgefallen ist. Selbst die krassen Gewaltdarstellungen können einen nicht so recht aus der Reserve locken, denn genau dort stecken die konstruierten Effekte, die der Autor hier manchmal sehr bewusst einfügt.

Vom zeichnerischen Aspekt betrachtet ist „Supreme Power: Nighhawk“ ebenfalls nicht restlos überzeugend. Lediglich wenn das Szenario etwas blutiger wird, spielt Steve Dillon seine durchaus präsenten Fähigkeiten vollends aus, wohingegen die ’normalen‘ Charakterzeichnungen nicht mehr als guter Durchschnitt sind, bei dem man manchmal den Eindruck bekommt, als hätte der Zeichner nicht all sein Herzblut in diese Arbeit gesteckt.

Insgesamt komme ich so zu einem Resümee, bei dem sich positive und negative Eindrücke die Waage halten. „Supreme Power: Nighthawk“ ist ein arg zwiespältiges Unterfangen, ein Comic, den man sich zwischendurch mal gut und gerne einfahren kann. Aber da derartige Sammelbände ja auch ihren Preis haben, halte ich es für sinnvoller, den stolzen Betrag von immerhin 16,95 € besser für ein qualitativ hochwertigeres Produkt aus dem Hause |Marvel| zu investieren.

Softcover: 148 Seiten
http://www.paninicomics.de/

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