Anna Downes – Gewittermädchen

Inhalt

Emily erhält von ihrem Chef Scott ein großartiges Angebot: Er lädt sie ein, in sein Familienanwesen an der französischen Küste zu ziehen. Dort soll sie Scotts Ehefrau Nina als Kindermädchen für Aurelia zur Hand gehen. Überbordender Luxus erwartet Emily auf Querencia, die anmutige Nina betört mit ihrem Charme und laue Abende am Pool verstreichen in sommerlicher Unbeschwertheit. Doch der perfekte Schein trügt. Zunächst verschließt Emily die Augen vor den Ungereimtheiten, die nicht ins Bild der makellosen Familie passen wollen. Aber im Haus geht Unerklärliches vor sich. Scott und Nina verbergen etwas. Aurelia ist kein normales Kind. Emily beginnt Fragen zu stellen – und erkennt zu spät, welche Rolle sie in diesem heimtückischen Spiel hat … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Emilys Leben in London ist ein Scherbenhaufen: die möchte-gern Schauspielerin ist vollkommen pleite, sie hat gerade ein demütigendes Vorsprechen hinter sich, dann verliert sie zu allem Überfluss noch ihren Brot-Job als Empfangsmitarbeiterin. Sie versucht trotzdem beharrlich das Beste aus dem deprimierenden Tag zu machen, scheint jedoch kläglich zu scheitern. Aber der Schein kann trügen, denn ihre Bemühungen werden anerkannt und belohnt, wenn auch anders als gedacht…

Emily ist Scott, ihrem ehemaligen Chef aufgefallen, und dieser hat einen Plan: sie soll das Mädchen für alles seiner Ehefrau Nina, die mit der gemeinsamen Tochter in Frankreich lebt, werden. Emily wundert sich über das Jobangebot, für das sie eigentlich nicht geeignet ist, freut sich aber über den Neustart und genießt schließlich das traumhafte Umfeld sowie ihr Gästehaus. Doch warum spricht ihr männlicher Kollege kein Wort mit ihr? Wieso darf sie das Familienhaus nicht betreten? Weshalb verhält sich die kleine Tochter so merkwürdig? Mal ist sie still und reglos wie eine Puppe, dann plötzlich wild und aggressiv wie eine Raubkatze. Und warum besucht Scott seine Familie so gut wie nie?

Die Erzählung wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit sowie zwischen drei Perspektiven: Emilys, Scotts, Ninas. Da diese Dramaturgie für häppchenweise Enthüllungen sorgt, die allerdings mehr Fragen aufwerfen, als Antworten bieten, bleibt es durchweg spannend. Zudem entfacht der atmosphärische, plastische Schreibstil einen bildstarken Sog. Emily ist trotz ihrer flatterhaften Art sehr sympathisch, und das Geschehen ist unheimlich geheimnisvoll gestaltet.

Der Kontrast zwischen der Idylle, die das himmlische Anwesen am Meer mit sich bringt, und den unterschwelligen Beklemmungen, die aufgrund von düsteren Vermutungen über allem schweben, ist faszinierend verstörend sowie mitreißend. Nach und nach bahnen sich verborgene Traumata, Ängste und Sehnsüchte an die Oberfläche, sodass ein brutaler Befreiungsschlag letztendlich unvermeidbar wird. Die Frage ist nur: Wer kämpft sich wovon genau frei, und wer hat das Nachsehen?

Die Autorin

Anna Downes ist in Sheffield, Großbritannien, geboren und aufgewachsen. Nach ihrem Schauspielstudium war sie bereits im TV und auf der Theaterbühne erfolgreich, ehe sie sich dem Schreiben zuwandte. Ihre Erfahrungen als Haushälterin auf einem abgelegenen französischen Landgut haben sie zu »Gewittermädchen« inspiriert. Heute lebt die Autorin mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern an der Küste von New Wales in Australien. (Verlagsinfo)

Fazit:

„Gewittermädchen“ ist ein fesselnder, ausdrucksstarker Spannungsroman, mit interessanten Charakteren und unerwarteten Wendungen. Diese bittersüße Geschichte von Menschen, die von ihrer Vergangenheit einholt werden ist ein beeindruckendes Erstlingswerk, ein paar Elemente hätte ich mir allerdings ausführlicher aufgeklärt bzw. bedeutungsvoller gestaltet gewünscht.

E-Book: 448 Seiten
Originaltitel: The Safe Place
Aus dem Englischen von Nicole Hölsken
ISBN-13: 978-3-641-28043-7

www.penguinrandomhouse.de

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