Rick Riordan – Die rote Pyramide (Die Kane-Chroniken 1)

Die Kane-Chroniken-Trilogie:

01 „Die rote Pyramide“
02 „Der Feuerthron“
03 „Der Schatten der Schlange“

Die Handlung:

Ein Besuch im Museum? An Heiligabend? Eine bescheuerte Idee, findet Sadie. Sie sieht ihren Vater, den berühmten Ägyptologen Dr. Julius Kane, ja ohnehin nur zweimal im Jahr – und dann muss er sie und ihren Bruder Carter ausgerechnet ins British Museum schleppen. Aber ihr Vater will ihnen gar keine verstaubten Sarkophage zeigen – er plant nicht weniger, als den ägyptischen Gott Osiris zu beschwören. Doch das geht schief, und er wird von einem unheimlichen glutroten Kerl entführt. Um ihn zu befreien, müssen Sadie und Carter es mit der gesamten ägyptischen Götterwelt aufnehmen. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Rick Riordan, der Erfinder von Percy Jackson … kann der auch was anderes als griechische Götter? Er kann! Ägyptische! Und davon gibts gleiche eine ganze Handvoll in dieser Geschichte.

Die Protagonisten sind der 14-jährige Carter und seine 12-jährige Schwester Sadie. Nach dem Tod ihrer Mutter, über dessen Umstände ihr Vater nicht sprechen will, wachsen sie getrennt voneinander auf. Carter reist mit dem Vater um die Welt, während Sadie bei den Großeltern aufwächst. Aus diesem Grund gibts in diesem Roman nicht nur einen Handlungsfortschritt, sondern auch eine Charakterentwicklung zu erleben. Da die beiden sich selten sehen, müssen sie auch erst lernen, als Team zusammenzuarbeiten. Und da beide Nachfahren von zwei Pharaonen sind und durch den Unfall im Museum auch noch Wirte von zwei ägyptischen Göttern werden, macht es die Sache für die beiden noch komplizierter, für den Hörer aber noch viel spannender und vor allem actionreicher. Haben die beiden doch dadurch besondere Fähigkeiten bekommen, die sie im Kampf gegen den bösen Set einsetzen müssen, der ihren Vater entführt hat … der wiederum Wirt des Gottes Osiris geworden ist. Klingt hier vielleicht verwirrend zu lesen, ist es aber nicht, da Riordan die Erlebnisse und die ägyptischen Infos alle nach und nach und nachvollziehbar ablaufen lässt.

Und so geht es in diesem ersten Teil der „Kane-Chroniken“-Trilogie vornehmlich darum, Set zu stoppen, die neuen Kräfte zu beherrschen und sich in dieser für sie völlig neuen veränderten Welt zurechtzufinden. Nebenbei finden die Geschwister auch noch heraus, was wirklich mit ihrer Mutter passiert ist, ob ihr Vater noch zu retten ist und noch so einiges Actiongeladenes mehr. Es gibt viel zu erleben für die Geschwister.

Was die „Percy Jackson“-Romane an Interesse für die griechische Mythologie geweckt haben, das gelingt Rick Riordan hier mit den „Kane-Chroniken“ auf die ägyptische Art. All die Götter und die magischen Fähigkeiten halten nicht nur Carter und seine Schwester Sadie auf Trab, sondern auch das Interesse des Hörers enorm hoch. Und obwohl dies der erste Band einer Serie ist, kann er absolut allein dastehen und endet nicht in einem Haufen unbeantworteter Fragen, sondern mit einem Ausblick darauf, was noch Spannendes vor Carter und Sadie liegt.

Das Hörerlebnis:

Stefan Kaminski macht den Anfang … aus Sicht des 14-jährigen Carter. Anfangs liest er wie ein Märchenonkel, der zu Kleinkindern spricht, was nicht so ganz zur Zielgruppe passt und auch nicht zu einem 14-Jährigen Protagonisten. Als er es aber mit zunehmend größeren Anteilen an wörtlicher Rede und verschiedenen Charakteren zu tun bekommt, dreht er richtig auf. Sowohl die Dynamik zwischen den Jugendlichen als auch die Auseinandersetzung mit dem Vater-entführenden Bösewicht kommt so lebendig und authentisch ins Ohr des Hörers, dass man schnell vergisst, dass hier tatsächlich nur ein einziger Sprecher am Werk ist. Kaminski gibt ein One-Man-Stimmenorchester, das den Hörer schnell und intensiv an die Story fesselt. Besonders kommt dies dem Hörer zugute, wenn im Kopf von Carter auf einmal eine fremde Stimme zu hören ist. Kaminski macht sogar Katzengeräusche, wenn Sadies „Katze“ Muffin zu hören ist und gibt jedem Charakter seine eigene Stimmfarbe.

Nach einer halben Stunde erfährt der Hörer dann auch, warum sich der Verlag dazu entschlossen hat, zwei Sprecher zu verpflichten, denn jetzt wechselt die Erzählperspektive hin zur 12-jährigen Sadie und Lotte Ohm bekommt ihren Einsatz. Leider fällt ihre Leistung gegenüber der Vorlage von Kaminski so stark ab, dass der Hörspaß trotz anhaltender Spannung erheblich abnimmt. Vom bunten und spannenden Kopfkino wird der Hörer jetzt direkt ins sterile Studio katapultiert. Ohm startet auch, als würde sie als Mutter an der Bettkante sitzend ihrem Kleinkind eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen, aber leider bleibt sie auch bei diesem Stil. Sie klingt bemüht, aber bleibt steril. Ihr ganzer Vortrag klingt abgelesen, farblos und ohne Leben. Ob sie beschreibenden Text oder wörtliche Rede liest, manchmal ist es bei ihr schwer zu unterscheiden, weil sie die Emotionen der Charaktere selten lebendig vermitteln kann. Selbst wenn ein Satz auf „schrie ich“ endet, gibt es kaum bis keinen Einsatz vor dem Mikro zu hören, Ohm liest das Gebrülle einfach nur runter, als würde sie aus einem Sachbuch vorlesen, was sehr schade ist, denn der Text ist eigentlich wirklich spannend. Wenn sie für den kleinen Marshmallow ihre Stimme verstellt, dann tut das fast in den Ohren weh, weil sie abgebrochen hoch krächzend klingt. Und wenn sie dem obersten Vorlesepriester einen französischen Akzent verpasst, dann verdreht der Hörer die Augen. Meist aber verleiht sie den von ihr gesprochenen Charakteren keine wiedererkennbaren Eigenheiten, sondern liest nüchtern vor, was im Skript steht.

Wenn das Team Carter-Kaminski dann wieder mit dem Erzählen dran ist, geht im Kopf sofort die Surround-Kino-Anlage wieder an und die Kopfkinoleinwand leuchtet. So erlebt der Hörer also zusätzlich zur und abgesehen von der Geschichte eine Sinuskurve beim Hörspaß. Kaminsiki ist überzeugend packend, Ohm liest bemüht, aber nüchtern.

Der Autor:

Rick Riordan (* 5. Juni 1964 in San Antonio, Texas) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller, der vor allem für seine Romane um den Halbgott Percy Jackson bekannt wurde. Er war auch mit seiner Krimi-Buchreihe „Tres Navarre“ erfolgreich. (Wikipedia)

Die Sprecher:

Stefan Kaminski, geboren 1974, schloss sein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch ab. 1996 begann er seine Laufbahn als Sprecher und Schauspieler. Er betreibt die beliebte Live-Hörspielreihe Kaminski on Air und ist seit 2001 am Deutschen Theater Berlin zu sehen. Für seine Hörbuch- und Hörspielproduktionen wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik und dem Ohrkanus 2009. (Verlagsinfo)

Lotte Ohm (* 1975 in Lübbecke) ist eine deutsche Schauspielerin. Ihr Filmdebüt gab sie 2002 mit Meier, das Schwein. In dem Film W wie Viktor der Filmakademie Ludwigsburg spielte Lotte Ohm unter der Regie von Ben von Grafenstein die Hauptrolle. 2006 wirkte Lotte Ohm als Eva in der Serie „Verrückt nach Clara“ mit. Sie spielte außerdem Episodenrollen in den Produktionen „Fürchte Dich nicht“, „Wilde Jungs“, „Tatort“, „Polizeiruf 110“ und „SOKO Wismar“. Seit 2009 arbeitet sie freiberuflich für Theater, Film und Fernsehen. (Wikipedia)

Die Ausstattung:

Die sechs mit warmen Rosttönen und einer Pyramide bedruckten CDs stecken in einer Multibox. Auf den Innenseiten der Box gibts ein Foto des Autors zu sehen und Infos zu ihm und den beiden Sprechern zu lesen. Zusätzlich finden wir hier die Technik-Credits. Auf der Rückseite der Multibox sehen wir dann auch die beiden Sprecher und eine Kurzinfo zum Inhalt der Geschichte.

Mein Fazit:

Ägyptische Mythologie, verpackt in ein Jugendabenteuer unserer Zeit. Zwei Geschwister, die sich zusammenraufen müssen und mit „Götterpower“ als Team gegen einen ägyptischen Gott kämpfen. Das weckt Interesse am alten Ägypten und unterhält spannend.

Die Idee, einen weiblichen und einen männlichen Sprecher zu verpflichten ging nicht auf. Während Stefan Kaminski lebendig, authentisch und facettenreich den Hörer an die Story fesseln kann, gelingt dies Lotte Ohm leider überhaupt nicht. Zu abgelesen klingen ihre Sprecheinsätze. Obwohl sie sich hörbar Mühe gibt, springt der Funke bei ihr nicht über.

6 Audio-CDs
Spieldauer: 8:01 Std.
Tracks: 132
Originaltitel: The Red Pyramid (The Kane-Chronicles 1)
Gelesen von Stefan Kaminksi und Lotte Ohm
Vom Verlag empfohlen ab 11 Jahren
ISBN: 978-3-86742-115-7
www.silberfisch-hoerbuch.de