Cotterill, Colin – Tote im Eisfach, Der (Dr. Siri 5)

_|Dr. Siri:|_

1 „Dr. Siri und seine Toten“
2 „Dr. Siri sieht Gespenster“
3 „Totentanz für Dr. Siri“
4 „Briefe an einen Blinden“
5 _“Der Tote im Eisfach“_

_Mit stolzen 73 Jahren_ ist Dr. Siri Paibun, Protagonist von Colin Cotterills skurriler Laos-Krimi-Reihe, nicht mehr der Jüngste. Doch als einziger Leichenbeschauer in ganz Laos kann sich der kauzige und zynische Alte noch längst nicht zur Ruhe setzen und wird in „Der Tote im Eisfach“ von der Regierung dazu verdonnert, an einer politischen Konferenz im Norden des Landes teilzunehmen. Auf dem Weg dorthin wird Dr. Siri allerdings von dem Bergvolk der Hmong überfallen und entführt. Diese halten ihn nämlich für die Reinkarnation eines angebeteten Schamanen und brauchen seine Hilfe bei der Austreibung eines mysteriösen Dämonen. Unterdessen hält Siris Assistentin Dtui in der Hauptstadt Vientiane die Stellung, als sich in der Leiche eines toten Soldaten eine Bombe findet, die offenbar für Dr. Siri gedacht war …

_Colin Cotterills Laos-Romane_ sind gleich in mehrerer Hinsicht einzigartig. Nicht nur, dass ein 73-Jähriger Leichenbeschauer die Hauptrolle in den Geschichten spielt, auch Zeit und Ort des Geschehens, das Laos der 70er Jahre, sind nicht unbedingt typisch für Krimis. Doch nicht grundlos hat sich der Autor für diesen Schauplatz entschieden, denn stets setzt sich Cotterill in seinen Werken mit der politischen Situation in Laos und ihrer Entwicklung auseinander, übt subtil Kritik an Gesellschaft und Regierung und macht den sarkastischen Dr. Siri zu seinem Sprachrohr. So schildert er in diesem Roman z. B. vordergründig das Schicksal des laotischen Bergvolks der Hmong, das in der Geschichte des Landes unterdrückt, aus seiner Heimat vertrieben und gezwungen wurde, für das Land in den Krieg zu ziehen. Doch so offenkundig Cotterills Absichten und Ansichten auch sind, so gelingt es ihm dennoch, um diesen ernsten Kern Realität eine außergewöhnliche Geschichte zu spinnen, die vor Humor, Sarkasmus und Skurrilität nur so strotzt. Und dadurch gelingt es ihm, dass dem Leser nach der Lektüre nicht nur die Geschichte, sondern auch die darin enthaltene Botschaft im Gedächtnis bleiben.

Allerdings liefert „Der Tote im Eisfach“ durchaus aus Grund zur Kritik. Für einen eigentlich als Krimi angepriesenen Roman ist dieses Werk nämlich äußerst schwach, was Spannung und Nervenkitzel angeht. Wer also nur auf Action aus ist, der ist hier ganz falsch. Auch wirkt die Geschichte etwas episodenhaft und uneins, insbesondere die Geschehnisse in Vientiane, aus denen sich sogar der Titel des Werks ableitet, wirken wie eine nachträglich eingeflochtene Nebenhandlung, um den Spannungsbogen zumindest hin und wieder etwas anzuspannen.

_Dennoch kann ich denjenigen,_ die 08/15-Krimis leid sind und einen Hang zum Außergewöhnlichen haben, durchaus empfehlen, sich mal mit Colin Cotterill und seinen Laos-Romanen auseinanderzusetzen.

|Gebunden mit Schutzumschlag, 288 Seiten
Originaltitel: Curse of the Pogo Stick
Ins Deutsche übersetzt von Thomas Mohr
ISBN-13: 978-3442546817|
http://www.randomhouse.de/manhattan

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