Diverse – Indianermärchen

Die Märchen aus dem europäischen Kulturkreis haben in den letzten Jahren ein wenig an Bedeutung verloren. Dies liegt jedoch nicht daran, dass sie nach all den Jahren weniger interessant wären, sondern einfach nur daran, dass sich die belesenen Märchenkenner über die Grenzen der eigenen Kultur hinaus weiter umsehen. Neben den orientalischn Geschichten, die besonders im letzten Jahrzehnt Hochkonjunktur hatten, und den weisen japanischen Erzählungen sind diesbeüglich auch die lehrreichen Sagen der Indianer sehr beliebt. Der |Patmos|-Verlag hat dies auch erkannt und sieben solcher Kurzgeschichten auf eine CD gepresst, die bereits 2003 als Kassette auf den Markt gekommen ist und nun auch mein Interesse geweckt hat.

Das schlicht „Indianermärchen“ (nicht zu verwechseln mit dem etwas bekannteren „Indianermärchen aus Nordamerika“) betitelte Werk enthält dabei jeweils kurze Märchengeschichten von sechs verschiedenen Stämmen sowie eine recht lustige Geschichte über die eigenwillige Namensfindung der Indianer von Richard Melach.

Abgehandelt werden hierbei unter anderem Themen, die besonders indianische Kinderherzen beschäftigt haben müssen. So werden unter anderem der Ursprung des Feuers und die Herkunft der Büffel in einem kurzen Märchen erzählt. In „Der Geist, der so gerne tanzte“, einer alten Sage der Arikara, beschäftigt man sich hingegen mit dem Mystischen, das ja in der Indianerkultur ebenfalls eine gewichtige Rolle spielte. Der Beitrag des Stammes der Lakota hingegen besteht aus einer lustigen Heldengeschichte, die von einem jungen Mann handelt, der sich vor gar nichts fürchtete. Den sonderbarsten, gleichzeitig aber auch humorvollsten Plot liefern indes die Irokesen in Form von „Blauwolke und der fliegende Riesenkopf“. Bleibt noch die schönste Geschichte, und die entstammt dem Volke der Cree. „Der Windigo am Ende der Fährte“ beschreibt die Geschichte eines Jungen, der mit seinem neuen Gefährten gegen einen bösen Geist vorgeht und für das Gute einsteht.

Alle sieben Geschichten sind natürlich in erster Linie für ein kindliches Publikum geschrieben und werden dementsprechend auch sehr langsam, dennoch aber lebhaft von den beiden Sprechern Anja und Volker Niederfahrenhorst erzählt. Es sind allesamt kleine Lehren, teils gespickt mit einem moralischen Aspekt, teilweise aber auch nur unterhaltsam und fröhlich und trotzdem in ihrer Art sehr eigenwillig. Der Ursprung der gänzlich andersartigen Kultur der Indianer ist schnell erkennbar, gleichermaßen aber auch die Tatsache, dass sich die verschiedenen Stämme in ihren Wurzeln noch einmal stark voneinander unterscheiden. Natürlich kann man von diesen Kurzgeschichten nicht auf ein ganzes Volk schließen, aber es sind schon einige kleine Unterschiede, die sich in den Ansätzen von beispielsweise „Der Geist, der so gern tanzte“ und „Wie das Feuer auf die Erde kam“ gut herausfiltern lassen.

Doch die Märchen sind nun nicht dazu gedacht, irgendetwas Tiefsinniges zu analysieren. Sie sollen unterhalten und dem nach unten hin altersmäßig uneingeschränkten Zielpublikum Freude bereiten. Und genau dies ist, vor allem durch die beruhigenden Erzählstimmen der beiden Niederfahrenhorsts, absolut der Fall. Wer seinen Kleinen mal eine Freude machen möchte, ist mit diesem kurzweiligen Hörbuch bestens beraten.

_Übersicht_

1. Wie die Büffel in die Welt kamen (Märchen der Comanchen)
2. Der Geist, der so gern tanzte (Märchen der Arikara)
3. Sonne-über-dem-Kürbis (von Richard Melach)
4. Der Windigo am Ende der Fährte (Märchen der Cree)
5. Blauwolke und der fliegende Riesenkopf (Märchen der Irokesen)
6. Wie das Feuer auf die Erde kam (Märchen der Cherokee)
7. Der Junge, der vor nichts Angst hatte (Märchen der Lakota)

Hörproben gibt es übrigens [hier.]http://www.patmos.de/title/23/349124071/mode/quick/singleBook.htm

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