Preuß, Dietmar – Hohenhag (Das Schwarze Auge 96)

_Inhalt_

Hohenhag ist ein kleiner Wehrhof an der Grenze zur Orklandsteppe und damit zum Territorium der Orks. Als diese eines Tages Hohenhag angreifen, entführen sie zwei Kinder: Beolf und Sidra. Die beiden sind fortan gezwungen, als Sklaven der Orkenhorde mit deren Sippe durch die Steppe zu ziehen.

Fünf Jahre später, die beiden sind mittlerweile erwachsen geworden, gelingt ihnen die Flucht. Fortan sinnen sie auf Rache an den Orks und scharen die „Unsichtbare Rotte“ um sich, mit denen sie ihren Heimathof wieder aufbauen und den Orks in Guerillamanier empfindliche Verluste zufügen. Doch ein Schatten hängt über Beolf und Sidra: Die beiden haben sich ineinander verliebt, wissen jedoch nicht, ob sie vermutlich Halbgeschwister sind …

_Meine Meinung_

Dietmar Preuß wendet sich in seinem Roman einer Region Aventuriens zu, die in der DSA-Romanreihe bisher nicht allzu häufig besucht wurde, nämlich dem Orkland und den Orks.

Nachdem im ersten Abschnitt das Leben auf dem Wehrhof Hohenhag beschrieben und die Hauptpersonen eingeführt wurden, erhält man im zweiten Teil des Romans einen interessanten Einblick in das alltägliche Leben einer Orksippe. Dies ist gleichzeitig auch die stärkste Passage des Buches, denn hier nimmt man quasi am täglichen Leben der Schwarzpelze teil und ertappt sich sogar manchmal dabei, Sympathien für den ein oder anderen von ihnen zu entwickeln. Auf der anderen Seite wird aber auch die sehr kriegerische Grundausrichtung und doch recht raue Art der Orks teils recht plastisch geschildert. So gelingt es Preuß sehr gut, zum einen das Klischee des Orks als „Schlachtvieh“ zu umgehen, zum anderen aber auch eine klare Abgrenzung zu den Menschen zu schaffen.

Die Geschichte gewinnt schließlich mit der Flucht der beiden Protagonisten an Tempo. Man bezieht den verlassenen Hof wieder, macht ihn wehrhaft und geht „auf Orkjagd“. Glich die erste Hälfte des Romans noch mehr einer Gesellschaftsstudie, so geht es doch jetzt eher actionlastig zu. Des Weiteren würzen Konfliktsituationen zwischen den Mitgliedern der „Unsichtbaren Rotte“ – hier vor allem zwischen dem „Helden“ Beolf und seinem „Gegenspieler“ Ermenrich – die Geschichte.

Hier zeigen sich allerdings auch die Schwachstellen des Romans. Die Hauptfiguren sind zu stereotyp angelegt, lassen letztendlich eine gewisse Tiefe vermissen. Hier wird mit zu vielen Klischees geliebäugelt, sei es der gemütliche, starke, jedoch etwas tumbe Handwerkerssohn, der seine erste große Liebe verliert, oder der durchtriebene Nebenbuhler des einsamen Helden, der keinen Winkelzug auslässt, um diesem zu schaden und ihm seine Braut auszuspannen. Dadurch wirken die Charaktere austauschbar und sind in ihren Handlungen zu sehr vorhersehbar.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Beschreibung der Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten. Die Idee von der eventuellen „verbotenen Liebe“ ist zwar sehr reizvoll und bietet einen interessanten Spannungsbogen, jedoch erinnert die teils recht pornografische Beschreibung dieser Beziehung doch eher an einen Groschenroman und wird dem Anspruch des Romans nicht gerecht.

Alles in allem ist „Hohenhag“ eine sehr interessante Geschichte mit viel Potenzial, das man allerdings weitaus besser hätte ausschöpfen können.

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