Birgid Hanke – Helena Rubinstein und das Geheimnis der Schönheit

Im Jahr 1965 ist die weltbekannte Helena Rubinstein 95 Jahre alt und blickt auf ihr bewegtes Leben zurück. Chaja Rubinstein wurde als älteste von acht Töchtern eines jüdischen Eisenwarenhändlers im Krakauer Stadtteil Kazimierz geboren. Da sie sich nicht verheiraten lassen möchte, wandert sie 1896 nach Australien aus und schuftet dort zunächst als Kindermädchen und Verkäuferin bei einem ihrer Onkel. Durch Zufall entdeckt sie die pflegende Wirkung von Wollfett. Zunächst denkt sie darüber nach, Cremes aus ihrer Heimat zu importieren, aber dann beschließt sie, diese doch selbst herzustellen. Später eröffnet sie unter dem Namen Helena Rubinstein ihren ersten Schönheitssalon – der Beginn einer beispiellosen Karriere.

Später siedelt Helena Rubinstein nach Amerika über, wo sie sich als Konkurrentin von Elizabeth Arden einen Namen macht. Weltweit eröffnet sie weitere Schönheitssalons, erweitert ihre Produktpalette und wird später zur reichsten Frau Amerikas.

Ein Mann hat in diesem Leben eigentlich gar keinen Platz, bis Helena Rubinstein sich überraschenderweise doch verliebt und heiratet. Doch wird sie neben ihrem beruflichen Erfolg auch privat glücklich?

Das Geheimnis der Schönheit

In den letzten Jahren boomen biografische Romane. Verschiedene Verlage publizieren ganze Reihen von Büchern, die immer eine bekannte weibliche Figur im Fokus haben und deren Lebensgeschichte in Romanform erzählen. Etliche dieser Bücher habe ich schon mit Begeisterung verschlungen und dabei immer auch interessante Facetten aus den Leben dieser Persönlichkeiten kennengelernt. So war ich auch gespannt darauf, mehr über Helena Rubinstein zu erfahren.

Tatsächlich wusste ich über sie nicht mehr, als dass sie eine der erfolgreichsten Kosmetikherstellerinnen war. So war ich überrascht zu lesen, aus welch bitterarmen Verhältnissen sie stammt und wie sie es mit viel Ehrgeiz, aber noch mehr Disziplin, harter Arbeit und Aufopferung zu einer erfolgreichen Unternehmerin geschafft hat. Dieser Weg ist durchaus bewundernswert, auch wenn sie dabei zu ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oft genauso hart gewesen ist wie zu sich selbst und diese nicht annähernd so gut bezahlt hat, wie sie es verdient gehabt hätten.

Als Figur ist Helena Rubinstein hochinteressant und trägt definitiv für diesen umfangreichen biografischen Roman. Allerdings habe ich mich immer wieder bei dem Gedanken ertappt, dass mir Helena Rubinstein bei der Lektüre nicht wirklich sympathisch geworden ist. Zu hart agiert sie gegenüber anderen Menschen, zu sehr hat sie ihren eigenen Weg im Fokus. Aber vermutlich ist dies nur allzu verständlich, wenn man berücksichtigt, dass sie sich aus bitterster Armut bis in die höchsten Kreise der New Yorker Gesellschaft heraufgearbeitet hat.

Ihre Karriere ist definitiv beispiellos und bewundernswert und vor allem hochinteressant, weil diese Karriere eingebettet ist in eine Zeit des weltweiten Umbruchs: Während des Ersten Weltkriegs emigriert Helena Rubinstein nach Amerika, später kann sie aus der Weltwirtschaftskrise sogar noch Gewinn schöpfen, weil sie einen bereits verkauften Firmenanteil zum Spottpreis zurückkaufen kann. Immer wieder trifft sie in ihrem Leben auf andere bekannte Persönlichkeiten, was unglaublich interessant ist zu lesen.

Verwirrspiel

Was mir allerdings nicht so gut gefallen hat, sind die Sprünge in der Zeit. Das Buch beginnt im Jahr 1965 mit der 95-jährigen Helena Rubinstein und springt dann zurück in die Vergangenheit. So weit, so gut. Aber dann ist die historische Erzählung immer wieder durchbrochen durch Passagen im Jahr 1965. Diese bringen die Handlung aber kein Stück voran, sondern stören den Lesefluss und verwirren unnötig. Zudem greifen diese Passagen häufiger auf Dinge vor, über die man als Leser noch gar nichts weiß. Das nimmt auch einen Teil der Spannung, da einiges zu früh verraten wird.

Ich hätte mir die Erzählung hier etwas stringenter gewünscht, die Passagen aus dem Jahr 1965 hätten die historische Erzählung wunderbar am Anfang und Ende einrahmen können, die Sprünge zwischendurch sind leider nur störend.

Eine schöne Geschichte

Die Biografie Helena Rubinsteins hat einen großen Reiz und war sehr interessant zu lesen. Einige Geschehnisse werden durch die Sprünge in das Jahr 1965 vorweggenommen, andere sind zudem recht vorhersehbar, was mitunter den Spannungsbogen etwas leiden lässt.

Ansonsten ist das Buch auf jeden Fall interessant, allerdings muss man sich darauf einstellen, dass einem die Hauptfigur beim Lesen nicht unbedingt sympathisch wird, auch wenn man ihr definitiv großen Respekt zollen muss.

Taschenbuch: 640 Seiten
ISBN-13: 978-3442491049
Goldmann Verlag

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