Hohlbein, Wolfgang – Buch der tausend Tode (Der Hexer von Salem 5)

[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)

Es geht weiter, die Hälfte ist geschafft. Mit „Buch der tausend Tode“ liegt der mittlerweile fünfte Sammelband der „Hexer von Salem“-Reihe aus der Feder von Wolfgang Hohlbein vor, neu lektoriert und nachbearbeitet. Was höchstens ein akribischer Sammler bemerkt, der die älteren Buchausgaben oder sogar die Heftromane zum Vergleich heranzieht, sind die leichten Veränderungen, die diese – finale, endgültige oder wie auch immer zu bezeichnende – Fassung erfahren hat. Alle anderen Leser werden dankenswerterweise in einem der Vorworte in diesem Sammelband darauf hingewiesen.

Zum Verständnis und Lesefluss nicht notwendig sind die Anekdoten über die Entstehungsgeschichte des Hexers, in diesem Fall einmal mehr von Frank Rehberg, aber sehr aufschlussreich und unterhaltsam. So gibt er etwa in diesem Band Einblicke in die Arbeit um die Neuausgabe, die sich nah an den Originalmanuskripten zu halten versuchte, um die später eingefügten Änderungen nicht einfach zu übernehmen. In vielen Fällen sei dies jedoch nicht möglich gewesen, so Rehberg, durch das damalige, sehr anfällige Speichermedium Diskette. Viele der Disketten seien im Laufe der Zeit nicht mehr lesbar gewesen, das Originalmanuskript für immer dahin. Dennoch, spätere Änderungen seien, soweit dies möglich war, noch einmal unter die Lupe genommen, abgesegnet oder revidiert worden. Das erkläre die Tatsache, dass einige Episoden in „Buch der tausend Tode“ und den übrigen Neuausgaben sogar um einige Zeilen kürzer ausgefallen seien, da Hohlbein die später von Lektoren oder Redakteuren hinzugefügten Passagen zum Teil wieder gestrichen habe.

Wie weit man diesem, für den normalen Leser im Grunde kaum noch nachvollziehbaren Entwicklungsprozess einzelner Hexer-Abenteuer auch folgen möchte, der Blick hinter die Kulissen bietet zumindest einen guten Einstieg in die insgesamt neun Einzelepisoden, die sich in diesem Sammelband finden. Und auflockern können die Vorworte allemal, da auch der fünfte Sammelband mit über 730 Seiten wieder ein dicker Wälzer geworden ist. Eines der darin enthaltenen Kapitel stellt dabei „Necron – Legende des Bösen“ dar und lässt die Auseinandersetzung zwischen dem Hexer und seinem Erzrivalen auf einen vorläufigen Höhepunkt zusammenlaufen.

_Inhalt_

Es hat lange gedauert, doch Robert Craven hat es endlich geschafft, die legendäre Drachenburg zu finden: jenen Ort, an dem sich sein Rivale Necron verschanzt haben soll. Sein Ziel so nah vor Augen, gerät der Hexer jedoch in eine Falle. Das Schutzschild, das die Burg vor feindlichen Eindringlingen bewahren soll, gaukelt Craven eine unheilvolle Vision vor und raubt ihm kurzzeitig die Orientierung. Glücklicherweise können ihn seine Begleiter Shadow und der Indianer Sitting Bull retten – Letzterer ist im Übrigen eine weitere Person, die real existiert hat und der Hexer-Serie trotz der starken Fiktionalität einen realistischen Bezug verschafft.

Endlich wieder bei klarem Verstand, steht Craven nun so kurz davor, Necron endlich gegenüberzutreten. Der Schutzschild mutet jedoch unüberwindbar an. Eher zufällig findet der Hexer dann aber doch noch eine Möglichkeit, in das Anwesen einzudringen. Denn die Templer, die durch eine Täuschung in Craven einen Feind sehen und eine kurzfristige Allianz mit Necron eingehen, können problemlos in die Burg gelangen: über eine unsichtbare Brücke, die nur hält, sofern man an sie glaubt. Einer der Templer verliert diesen Glauben, stürzt in den Abgrund und zeigt Craven, der diesen Sturz mitverfolgt, wie die Drachenburg zu erreichen ist.

Obwohl es dem Hexer zusammen mit Shadow und Sitting Bull gelingt, bis in den Innenhof vorzudringen, scheitert die Stürmung ein weiteres Mal. Die kleine Gruppe wird von Necron bereits erwartet, der sie, wie auch die Templer, die nicht so recht wissen, auf welcher Seite sie nun stehen, mit mächtigen Zaubern in den Wahnsinn treibt. Die Templer, die nunmehr Craven wie auch Necron als Feind gegenüberstehen, werden kurzerhand vernichtet. Craven, geschwächt und ausgelaugt, wird hingegen verschont und als Gefangener in die Burg gebracht. Anstatt den Hexer zu töten, hat Necron jedoch einen perfideren Plan ausgeheckt. Er will seinen Rivalen auf seine Seite ziehen und ihn dazu bewegen, den Großen Alten zu dienen. Zusammen wären sie mächtiger als jeder Feind, der sich ihnen in den Weg stellen würde. Craven hat kaum eine Wahl zwischen der Option zu sterben oder sich seinen Feinden unterzuordnen, doch mit einer letzten verzweifelten Aktion setzt er alles auf eine Karte und riskiert dabei nicht nur sein eigenes Leben.

Nach einer großen Schlacht kehrt in den folgenden Episoden wieder etwas mehr Ruhe ein. Das Böse findet jedoch immer einen Weg und versucht mit neuen Mitteln, den Hexer zu vernichten. Besondern hervor stechen dabei die Folgen „Der Koloss von New York“, in dem mit Herman Melville, dem Autor von [„Moby Dick“, 1144 eine weitere reale Person einen kurzen Gastauftritt erhält.

Noch einen Schritt weiter geht die letzte Geschichte in diesem Sammelband. „Das Hirn von London“ wartet mit einer Hommage an Sir Arthur Conan Doyle auf, denn Craven wird in Ereignisse verwickelt, die direkten Bezug auf den heute als Klassiker zu bezeichnenden Krimi [„Der Hund der Baskervilles“ 1896 nehmen.

_Bewertung_

Auch der Sammelband „Buch der tausend Tode“ wartet wieder mit einigen Höhepunkten, aber auch einigen schwächeren Einzelfolgen auf. Wer Wert legt auf die Vollständigkeit der gesamten Reihe – und darauf ist diese Neuauflage ja ausgerichtet -, wird sich darum eh weniger scheren. Alle anderen dürften bereits vorher abgesprungen sein, denn der Zenit der Serie ist bereits überschritten. Obwohl kurze Gastauftritte zeitgenössischer Persönlichkeiten immer wieder überraschen und zum Schmunzeln anregen, eben weil sich der Hexer nicht ganz so ernst nimmt, wirkt die Handlung mittlerweile arg konstruiert und mehr und mehr konfus. Da jede einzelne Kurzgeschichte in einen großen Zyklus eingebettet ist, leidet zwangsläufig die Übersicht darunter. Zentrale Folgen wie das titelgebende „Buch der tausend Tode“, in dem sich Craven und Necron endlich gegenüberstehen, räumen zwar bei Freund und Feind kräftig auf, die Neuordnung der Verhältnisse geht aber nicht tief genug. Die vielen Verweise auf frühere Geschichten oder auf früher eingeführte Charaktere bringen die alte Komplexität zurück. Die immer häufigeren Zeitsprünge tun ihr Übriges, dass man als Leser schon einmal den Faden verliert.

An der literarischen Qualität hat sich natürlich nichts geändert. Man merkt dem Hexer stets an, dass die Vorlage eine Heftroman-Reihe gewesen ist, daran ändert auch die Überarbeitung nichts. Dies sollte aber nicht als grundlegende Kritik verstanden werden, denn das Ziel des Sammelbandes ergibt sich bereits aus dessen Namen. Hier geht es nicht um neue Hexer-Abenteuer, sondern um die alten im neuen Gewand, und dies ist wie bei allen vier vorherigen Bänden auch mit diesem fünften hervorragend gelungen. Dazu trägt neben den leicht revidierten Texten und den interessanten Vorwörtern auch die einheitliche Buchgestaltung bei. Beginnend in einem blauen Farbton, hat sich jeder Teil im Vergleich zum vorigen farblich leicht verändert (dieser Band ist bräunlich-rot), was im Bücherregal schon jetzt, trotz der Paperback-Ausgabe, einen hübschen Gesamteindruck ergibt.

Man kann den Hexer lieben oder hassen, die Sammelausgabe ist für echte Fans eine wahre Fundgrube. Darauf zielt diese Ausgabe ab, und damit kann sie eindeutig punkten.

http://www.bastei-luebbe.de

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