Michelle Stern – Im Herzen der Macht / Der programmierte Planet (Perry Rhodan 2891/2892)

Sie wurden von der RAS TSCHUBAI entführt – und entdecken das Trallyomsystem.

Im Jahr 1522 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) befindet sich Perry Rhodan fernab der heimatlichen Milchstraße in der Galaxis Orpleyd. Dort liegt die Ursprungswelt der Tiuphoren, eines Volkes, das unendliches Leid über viele Welten gebracht hat, ehe der ominöse „Ruf der Sammlung“ sie dorthin zurückbeorderte. In Orpleyd muss Perry Rhodan erkennen, dass die Galaxis seltsamen, nicht vorhersehbaren Zeitabläufen unterliegt – manchmal vergeht die Zeit innerhalb der Sterneninsel langsamer als im restlichen Universum.

Zudem herrschen dort die Gyanli nicht nur über die Tiuphoren – sie arbeiten auch auf ein nebelhaftes Ziel hin. Perry Rhodan erhält Beweise dafür, dass in Orpleyd eine Materiesenke entstehen soll – ohne Beeinflussung oder Kontrolle durch die Chaotarchen. Die dafür verantwortliche Superintelligenz ist KOSH, das Lot. Farye Sepheroa, Rhodans Enkelin, wurde zusammen mit etlichen anderen Besatzungsmitgliedern der RAS TSCHUBAI entführt. Ihr Ziel liegt IM HERZEN DER MACHT…
(Verlagsinfo)

Doppelromane haben ihre Vorteile, aber auch Nachteile. Diesmal ist es Michelle Stern, die sich den Abenteuern von Perry Rhodans Enkelin Farye annimmt und auf diesem Weg die Aufgabe angeht, weiteres Licht ins Dunkel der aktuellen Geschehnisse zu bringen. Dabei lernen wir die Zentralwelt der Gyanli, des tyrannischen Unterdrückervolks einer ganzen Galaxis, kennen – und kratzen weiter an der Schicht der alles überdeckenden Ungereimtheiten dieser merkwürdigen Gegend.


Vorteilhaft ist es vermutlich aus Autorensicht, wenn man zwei direkt aufeinanderfolgende Serienromane schreiben kann. Meist behandelt so ein Doppelband ein gemeinsames Thema, das sich vorzugsweise als zu umfangreich darstellt, um es in einem Einzelroman zu bearbeiten. Ist ein Autor also einmal im Thema, schreibt er – so unsere Hoffnung – den zweiten Teil konsistenter als das vielleicht ein Teamkollege vermöchte.

Aus Konsumentensicht kann es auch Vorteile geben, zum Beispiel in der Möglichkeit, einzelne Charaktere intensiver ausarbeiten zu können oder einen Spannungsbogen über zwei Romane aufzubauen. Doch allzu oft kommt es uns inzwischen vor, als verberge sich in einem Doppelband eine unnötig aufgeplusterte Geschichte oder ein Thema, was nicht ganz für zwei Romane reicht und deshalb eigentlich eher kompakter zu behandeln sein sollte. So entsteht in viel zu vielen dieser Doppelbände ein langsamer, ausschweifender Aufbau der Situation, gefolgt von einer Auflösung im zweiten Band, die dann oft im Verhältnis hopplahopp geschieht.

So muss man auch den vorliegenden Band als unbefriedigend in dieser Hinsicht einstufen: Betreffs der Detailiertheit, mit der die Zentralwelt der Gyanli eingeführt wurde, erscheint ein Doppelband nicht zu viel – andererseits gelingt es Stern hier nicht befriedigend, das Thema spannend über zwei Romane zu gestalten. Das beginnt schon im ersten Teil mit Faryes Erlebnissen an Bord eines absolut fremdartigen Raumschiffs, dessen Fremdartigkeit über möglichst wenig fassbare Sinneseindrücke nahe gebracht zu werden versucht wurde. Natürlich braucht es einigen Raum, die Zerrissenheit der Protagonistin heraus zu arbeiten und glaubwürdig zu gestalten – das gelingt hier aber nur unzureichend, dem verfügbaren Raum zum Trotz erscheint ihre Faszination beinahe beliebig.

Die Ereignisse auf der fremden Welt selbst, die einen größeren Teil des ersten Romans und schließlich auch des zweiten Teils einnehmen, beginnen erst im zweiten Band, konkrete Formen anzunehmen, Fahrt und Spannung aufzunehmen, die Rätsel ins richtige Licht zu rücken und handlungsrelevant zu werden. Hier wäre es sicher von Vorteil gewesen, die Geschehnisse zu straffen und den Rotstift anzulegen. So bleibt der erste Teil, der Roman mit dem Titel »Im Zentrum der Macht«, auch deutlich unbefriedigender in Erinnerung, denn zumindest kommt es im zweiten Teil zu einer Bündelung der Ereignisse mit einer Auflösung dieses kleinen Spannungsbogens.

Insgesamt fällt doch auf, wieviel Raum mit Erklärungen und Wiederholungen vertan wird. Auf der anderen Seite kommt es einmal zur unerklärten Erwähnung »des Dicken«, wie Gucky den Freund Reginald Bull, ebenfalls ein Urgestein der Serie, liebevoll nennt. Der darselbst bereits seit langer Zeit im Serienkosmos verschollen ist und so eher auf Verständnisprobleme stoßen könnte als beispielsweise Details aus direkt voran gegangenen Romanen. Diese wiederum werden gern und ausführlich wiederholt, was sich vor allem bezüglich Entfernungen, Abmessungen oder sonstigen Daten großer Beliebtheit und ebenso großer Unnötigkeit erfreut.

Die handelnden Personen werden konzentriert in Szene gesetzt, wodurch vor allem Farye eine gewisse Entwicklung erfährt. Durch diese Konzentration auf einzelne Protagonisten, die allgemein positiv zu bemerken ist, werden natürlich andere Haupthandlungsträger in den Hintergrund gerückt. Das ist in einer solchen Serie nur natürlich, fällt in diesem Roman aber vor allem bezüglich Attilar Leccore und Pey-Ceyan auf, die in diesem Handlungsabschnitt bisher in führender Position inszeniert wurden und nun plötzlich als Nebencharaktere zurück stecken müssen.

Wirklich verärgert kann man allerdings über das Wiedersehen zwischen Farye und Perry Rhodan sein. Immerhin wurde hier nicht völlig vergessen, dass zumindest Farye noch nichts von Rhodans »Rettung« wissen konnte. Allerdings wurde das so knapp erwähnt, dass auch eine nachträglich durch das Lektorat eingefügte Bemerkung denkbar ist. Mit welcher Selbstverständlichkeit die Protagonisten auch davon ausgehen, von der »Ras Tschubai«, dem Schiff, das nach ihrem letzten Kenntnisstand in den Händen der feindlichen Gyanli sein sollte, gerettet zu werden, ist schon hart unglaubwürdig. Da wäre gerade vor dem Hintergrund des mit viel weniger Relevantem gefüllten Raums mehr möglich gewesen.

Zur Inszenierung durch die Sprecher dieser Hörbücher: Auch hier ist eine Steigerung vom ersten Teil zum zweiten zu verzeichnen, denn während Renier Baaken an der weitschweifigen Art des ersten Abschnitts wenig ändern konnte, bringt Florian Seigerschmidt den neuen Schwung im zweiten Band deutlicher zur Geltung. Dadurch gewinnt der Roman noch ein Quäntchen Unterhaltungswert und verbleibt nicht allzu schwach in Erinnerung.

Das über beide Romane zu ziehende Fazit ist eher zurückhaltend. Die Detailiertheit, mit der Stern die Erlebnisse Faryes und ihrer Gruppe zu beschreiben versucht, führt nur wenig zu einer Veranschaulichung der Fremdartigkeit oder auch der Rätselhaftigkeit dieser – immerhin das kommt rüber – merkwürdig künstlichen Welt. Durchaus interessant ist das Wesen der Veränderung, die Farye wiederfährt, als auch die Vermutungen, die sich bei der bisher abschließenden Beurteilung des künstlichen Systems aufdrängen. Nebensächlich erscheint die soziale Interaktion der Nebenfiguren, die weder hier zu gravierenden Folgen führen, noch in der Zukunft der Serie von Belang sein werden. Bleibt zu wünschen, dass man die Vergabe von Doppelromanen zu Gunsten von strafferen Spannungsbögen und relevanten Ineraktionen minimiert.

Zyklusübersicht: Sternengruft

(Mehr zu den Hintergründen der Perry-Rhodan-Serie in der Perrypedia.)

Hörbuch
gelesen von Renier Baaken und Florian Seigerschmidt.
Spieldauer: 3 Stunden und 40 Minuten / 3 Stunden und 55 Minuten
Ungekürzte Ausgaben
Verlag: Eins A Medien GmbH

http://www.perry-rhodan.net/

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