Verena Themsen – Im Kerker des Maschinisten (Perry Rhodan 2889)

In den Gewölben der Ewigkeit – Gucky hat unerwartete Begegnungen.

Im Jahr 1522 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) befindet sich Perry Rhodan fernab der heimatlichen Milchstraße in der Galaxis Orpleyd. Dort liegt die Ursprungswelt der Tiuphoren, eines Volkes, das unendliches Leid über viele Welten gebracht hat, ehe der ominöse „Ruf der Sammlung“ sie dorthin zurückbeorderte. In Orpleyd muss Perry Rhodan erkennen, dass die Galaxis seltsamen, nicht vorhersehbaren Zeitabläufen unterliegt – manchmal vergeht die Zeit innerhalb der Sterneninsel langsamer als im restlichen Universum. Zudem herrschen dort die Gyanli nicht nur über die Tiuphoren – sie arbeiten auch auf ein nebelhaftes Ziel hin.

Allmählich kristallisiert sich für Rhodan die Vermutung heraus, dass aus Orpleyd eine Materiesenke entstehen soll – eine Entwicklungsstufe, von der gemeinhin angenommen wird, sie liege zwischen jener der Superintelligenzen und der der Chaotarchen. Ein Name taucht dabei auf: KOSH, das Lot. Gemeinsam mit der Mannschaft der RAS TSCHUBAI will Perry Rhodan tun, was er kann, um diese Bedrohung zu eliminieren. Einer seiner wichtigsten Helfer befindet sich allerdings derzeit IM KERKER DES MASCHINISTEN…
(Verlagsinfo)

In diesem Roman überzeugt Verena Themsen wieder einmal mit einer starken Charakterzeichnung – und das bei einem der ewigen Mitspieler, dem auf dem Titelbild gezeigten Mausbiber Gucky. Beinahe nebenbei erzählt sie die Geschichte seiner Gefangenschaft und vermittelt ein paar neue Erkenntnisse.


Gucky ist beileibe kein einfacher Charakter. Einst wurde er speziell für den humorvollen Clark Darlton entwickelt, einem der beiden Gründungsschriftsteller der Serie. Darlton erfüllte ihn derart intensiv mit Leben, dass er aus der Serie bald nicht mehr wegzudenken war. Kaum einer der folgenden Autoren hat ihn je wieder so darstellen können – umso beeindruckender ist hier die Leistung der Autorin.

Die Geschichte wird zu größten Teilen aus der Sicht des Mausbibers erzählt. Das hat zur Folge, dass die wenigen anderen wichtigen Figuren im Kerker des Maschinisten nur beiläufig betrachtet werden, die volle Konzentration liegt auf Gucky. Das tut dem Geschehen aber keinen Abbruch, da es sich quasi um ein Ein-Mann-Abenteuer nach schöner klassischer Manier handelt. Die ersten Sequenzen muten noch etwas beliebig und erzwungen an, doch schnell macht Themsen deutlich, dass auch ihnen bereits ein Zweck im Sinne der Erzählungslogik innewohnt. Damit schafft sie etwas, was sich heute leider zu wenig in der Serie findet: Einen komplett durchdachten Spannungsbogen, dessen Details und Beschreibungen in direkter Beziehung zum Geschehen stehen. Allzu oft fühlt man sich sonst als Konsument hingehalten durch ausufernde Beschreibungen, Technikdatenblätter oder beliebige Actionszenen – das gibt es hier nicht. Jede Aktion, jede Beschreibung erfüllt einen Zweck.

Das Ganze wird noch gesteigert durch den Leser Andreas Laurenz Maier. Er bringt eine angenehme Variante der Interpretation der oft als lispelnd oder quieckig beschriebenen Stimme Guckys ein, was bei diesem auf den Mausbiber zentrierten Roman ein Segen ist – man stelle sich vor, drei Stunden unter einer nervtötenden Stimme leiden zu müssen! Hier zeigt sich wieder das Format des Lesers. Seine Darstellung der inneren Stimme ebenso wie die Selbstgespräche und Dialoge geben der Erzählung den letzten Schwung, es ist durchweg angenehm und unterhaltsam zu hören.

Inhaltlich fällt auf, dass Gucky für die sogenannten Pashukan, die mächtigsten bisher aufgetretenen Figuren der fremden Galaxie, von außerordentlichem Wert zu sein scheint – und trotzdem in diesem »Kerker« weitgehend unbehelligt bleibt, ja, Zugang zu wichtigen Einrichtungen und sogar zu möglichen Ausgängen hat. Das deutet entweder auf eine Weltfremdheit der Pashukan hin, was in den bisherigen Romanen nicht bemerkbar war – oder auf ein kleines Loch im Logikbauwerk der Handlung, denn unser Held braucht natürlich eine Möglichkeit zur Flucht.

Das fällt insgesamt wenig ins Gewicht. Gucky kann seine Stärken endlich mal wieder ausspielen, ohne dabei übermächtig zu wirken. Er wird seiner Bestimmung für die Serie entsprechend dargestellt, und das auf so angenehme Art, wie es lange nicht mehr zu beobachten war. Und seine »Entnahme« aus der Serienhandlung in den vorhergehenden drei Romanen, die seine Anwesenheit schnell auf einen Band zusammen gekürzt haben könnte, bekommt einen einigermaßen sinnvollen Zweck mit der Erklärung seines Wertes für die noch mysteriösen Pashukan. Insgesamt ein starker Roman, der alles richtig macht.

(Mehr zu den Hintergründen der Perry-Rhodan-Serie in der Perrypedia.)

Hörbuch
gelesen von Andreas Laurenz Maier.
Spieldauer: 3 Stunden und 33 Minuten
Ungekürzte Ausgabe
Verlag: Eins A Medien GmbH

http://www.perry-rhodan.net/

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