Christian Montillon – Die Schiffbrüchigen der Ewigkeit (Perry Rhodan 2890)

Sie wollen die Technolution – eine Superintelligenz entsteht.

Im Jahr 1522 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) befindet sich Perry Rhodan fernab der heimatlichen Milchstraße in der Galaxis Orpleyd. Dort liegt die Ursprungswelt der Tiuphoren, eines Volkes, das unendliches Leid über viele Welten gebracht hat, ehe der ominöse „Ruf der Sammlung“ sie dorthin zurückbeorderte. In Orpleyd muss Perry Rhodan erkennen, dass die Galaxis seltsamen, nicht vorhersehbaren Zeitabläufen unterliegt – manchmal vergeht die Zeit innerhalb der Sterneninsel langsamer als im restlichen Universum. Zudem herrschen dort die Gyanli nicht nur über die Tiuphoren – sie arbeiten auch auf ein nebelhaftes Ziel hin.

Allmählich kristallisiert sich für Rhodan die Vermutung heraus, dass aus Orpleyd eine Materiesenke entstehen soll – eine Entwicklungsstufe, von der gemeinhin angenommen wird, sie liege zwischen jener der Superintelligenzen und der der Chaotarchen. Ein Name taucht dabei auf: KOSH, das Lot. Die mysteriösen Pashukan arbeiten aktiv auf dieses Ziel hin. Perry Rhodan gelingt ein Sieg gegen die Pashukan Pushaitis, während ­Gucky Tellavelys Kerker entkommt. Zurück bleibt ein Artefakt und dessen Informationen über DIE SCHIFFBRÜCHIGEN DER EWIGKEIT…
(Verlagsinfo)

Dies ist einer der Romane, die ein Charakteristikum der Perry-Rhodan-Serie darstellen: Im Gewand einer Erinnerung, eines Buches, eines Datenkristalls – oder, ganz direkt, als Zeitraffer aus Sicht einer Person erzählt – wird dem Zuschauer die Geschichte eines Volkes oder einer Institution nahe gebracht. Hier ist es die Geschichte einer besonderen Superintelligenz, die Christian Montillon aus der Sicht eines ihrer Geburtshelfer erzählt.


Doch welche Superintelligenz blickt schon auf eine »normale« Entstehungsgeschichte zurück? Hier ist offenbar jede einzelne Geburt ein besonderes Phänomen, eine normale Evolution scheint es nicht zu geben. »Kosh, das Lot« – wie diese spezielle Wesenheit sich nennt – hat allerdings ein exquisites Alleinstellungsmerkmal: Sie entsteht aus den Bestrebungen einer Völkergemeinschaft heraus, die perfekte Maschine zu erschaffen.

Inhaltlich bietet der Roman also eine faszinierende Besonderheit. Wieder einmal muss man der Tatsache danken, dass dieser Handlungsabschnitt auf 25 Romane ausgelegt ist, so bleibt kein Raum für ausufernde Beschreibungen. So ist diese sich über Äonen erstreckende Entwicklungsgeschichte kondensiert und beschränkt sich auf die prägenden Details. Handlungsrelevante Informationen gelangen über diesen Weg natürlich schön strukturiert und aufbereitet an den Mann. Zusammenhänge ergeben sich. Und Ansatzpunkte für das weitere Vorgehen der Odyssonauten aus der Milchstraße zeigen sich.

Was für sich gesehen sehr unwahrscheinlich klingt, wurde von Verena Themsen im letzten Roman jedoch perfekt vorbereitet und mit einem selbstironischen Augenzwinkern inszeniert, denn diese Informationen sind im wahrsten Wortsinn ein »Deus ex machina«, der Maschine durch den Überall-Zugleich-Töter Gucky entwunden. Eine schöne Sache.

Fehlt jetzt nur noch die Geschichte der Pashukan, der drei ausführenden Geister, die der Superintelligenz den Rest geben wollen. Wie sie die Gyanli zu dem machten, was sie jetzt sind, und wo sich hier die selbstzerstörerische Seite offenbart, wo Rhodan ansetzen und den tragischen Plan ins Gegenteil umkehren kann.

Während Montillon also einen für seine Verhältnisse ruhigen Roman voll Universum und Wunder schreibt, befleißigt sich der Sprecher Tom Jacobs einer ebenso unaufgeregten Interpretation. Manche Stimmung würde ich mir als Leser anders vorstellen, doch insgesamt bringt er den Ton der Geschichte gut zu Datei.

Insgesamt ein hörenswertes Stück Rhodan-Historie, die der blutrünstigen und bestialischen Tiefe der letzten 90 Romane einen weiteren tragischen Grundton verpassen, erwachsen aus dem altbekannten Dilemma: Wie manifestiert sich Ethik und Moral künstlicher Intelligenzen? Woraus entsteht sie? Und sollte sie je die Macht erhalten, selbstständig zu entscheiden?

(Mehr zu den Hintergründen der Perry-Rhodan-Serie in der Perrypedia.)

Hörbuch
gelesen von Tom Jacobs.
Spieldauer: 3 Stunden und 17 Minuten
Ungekürzte Ausgabe
Verlag: Eins A Medien GmbH

http://www.perry-rhodan.net/

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)