Hubert Haensel – Die letzte Transition (Perry Rhodan 2882)

Sie sind die Eroberer des Universums – aber nur in ihrer eigenen Wahrnehmung.

Im Januar 1519 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) veränderte sich die Situation in der heimatlichen Milchstraße grundlegend: Die Herrschaft des Atopischen Tribunals, das aus der Zukunft agiert, wurde abgeschüttelt. Gleichzeitig endete der Kriegszug der Tiuphoren, die aus der Vergangenheit aufgetaucht waren. Als eine Folge dieser Ereignisse werden die Milchstraße und die umliegenden Sterneninseln künftig frei sein, was den Einfluss von Superintelligenzen und anderen kosmischen Mächten angeht.

Der Mausbiber Gucky ist mit dem Raumschiff RAS TSCHUBAI auf der Spur der Tiuphoren, die der „Ruf zur Sammlung“ in deren Heimat Orpleyd zurückbeordert hatte – und mit ihnen Perry Rhodan. Tatsächlich ist Perry Rhodan zusammen mit der Larin Pey-Ceyan der Gewalt der Tiuphoren entkommen. Behilflich dabei war ihnen der Leiter des TLD und Gestaltwandler Attilar Leccore. Gemeinsam sind die drei nun auf dem Weg zur Ursprungswelt der Tiuphoren. Nun naht DIE LETZTE TRANSITION…
(Verlagsinfo)

Nach den Geschehnissen um Gucky und die jugendlichen Abenteurer Lua und Vogel von eher durchwachsenem Unterhaltungswert, fokussiert Hubert Haensel wieder auf den Namensgeber der Serie, Perry Rhodan. Selbstverständlich gelang ihm die Flucht aus dem feindlichen Raumschiff, doch nun treibt er in seiner kleinen Yacht in einer neuerlichen Odyssee antriebslos durch die fremde Galaxis, auf Tod oder Leben auf die Hilfe fremder Intelligenzen angewiesen. Ein Abenteuer im kleinen Kreis, die uns wohlig in Nostalgie schwelgend an die frühe Vergangenheit der Serie erinnert. Nur dreht Haensel diesmal den Spieß um und lässt Rhodan und seine Freunde als Vertreter einer technisch überlegenen Zivilisation in Kontakt mit einem aufstrebenden Raumfahrervolk treten …


Es ist natürlich etwas dick aufgetragen, was Haensel da an ironischer Rückschau in den Kontakt mit dem gerade in den Weltraum vorgestoßenen Volk legt. Sie sind größenwahnsinnig, überheblich, furchtlos und voller Tatendrang. Sie stoßen mit einem zerbrechlich wirkenden Raumfahrzeug ohne hinreichende Navigationsmöglichkeit in die Galaxis vor und fantasieren von ihrer anbrechenden Herrschaft über alle Welten und Völker. Sie negieren die Existenz weiter entwickelter Technik. Sie fliegen unberechenbare Manöver und halten in ihrer Massenpsychose den ärgsten Gegner der freien Völker dieser Galaxis für einen wertvollen Partner.

Ganz so rasant verlief die Entwicklung der rhodanschen Erdenbürger nun nicht, jedoch lassen sich Parallelen entdecken. Mit ähnlicher Verstocktheit verschloss sich Rhodan einst der Erkenntnis, ein kleiner Fisch im galaktischen Haifischbecken zu sein – und brachte sich und die Menschen als eine führende Gesellschaft in die Zukunft. Haensel gelingt es trotz oftmals naiver Selbstüberschätzung, ein ein augenzwinkerndes Spiegelbild zu entwerfen.

Dabei verblassen die eingangs schön ausformulierten Mängel, denen die Technik und der Fortschritt des Fremdrassenvolks noch unterliegen, im Verlauf der Handlung zusehends, womit mehrere Aspekte den abenteuerlichen Eindruck überschatten: Das Volk der Baconbal, ungeübt und ungelenk im Umgang mit der ihnen fremden künstlichen Schwerkraft, haben doch erstaunlich wenig Schwierigkeiten mit ihr im weiteren Verlauf. Gleichfalls beherrschen sie keinerlei höhergradige Waffentechnik, was eine Gruppe Gefangener an Bord des feindlichen Schiffes der Gyanli nicht daran hindert, sich gegen diese martialische Bande durchzusetzen. Ja, ihnen gelingt sogar die Flucht mit einem Beiboot – was gänzlich absurd sein muss. Da hilft auch die Erklärung via Hackerattacken durch den Agenten des Mechanischen Ordens nicht, der mit seinen wie nebenbei bewerkstelligten Übergriffen beträchtliche Verwirrung und Zerstörung bei den Gyanli anrichtet.

Diese Ereignisse jedenfalls bewahren die Baconbal noch einmal vor der Herrschaft der Gyanli, die jede sternfahrende Zivilisation der Galaxis Orpleyd unterdrücken und im Zaum halten. Noch ein Spiegel der terranischen Geschichte, in der es Rhodan durch diverse Kniffe gelang, die Erde vor dem Zugriff der weit überlegenen Zivilisationen, allen voran der Arkoniden, zu schützen.

Da Haensel dieses Zwischenspiel gegen Ende seines Romans eher beiläufig beendet, kann man wohl davon ausgehen, die Baconbal im nimmersatten Schlund der Serienvergessenheit verschwinden zu sehen. Wichtiger scheint nun der Mechanische Orden zu sein, dessen Vertreter Duxaluk aus dem Volk der Wuutuloxo nun mit Rhodan und seinen Begleitern auf dem Weg in ein geheimes Sternensystem des Ordens ist mit dem Versprechen, ihr Raumschiff zu reparieren und aufzurüsten. Hier erwarten uns also einige neue Aspekte der Serientechnik, die getreu klassischer Tradition in den Fundus der Terraner übergehen könnten. Außerdem scheint diese Organisation über andere Informationen zu verfügen. Häppchenweise arbeiten wir uns voran, denn noch ist kaum ein Schritt geschafft auf dem Weg durch die »Sternengruft« …

Das Titelbild zeigt einen pokalförmigen Raumer der Baconbal, kommt aber der Beschreibung im Roman nur ungefähr nahe. Jedoch immerhin gibt sich Arndt Drechsler diesbezüglich bemühter als seinerzeit der hochverehrte Johnny Bruck.

Der Leser Andreas Laurenz Maier liefert eine solide Leistung ab. Er transportiert gut die alle Objektivität ausblendende Selbstüberhöhung der Baconbal, wird allerdings auch weder stilistisch noch dramatisch vor besondere Herausforderungen gestellt.

Insgesamt ein Roman/Hörbuch von hohem Unterhaltungswert. Es vermittelt die Abenteuerstimmung der frühen Rhodan-Serie und schert sich nur beiläufig um die Glaubwürdigkeit des Erfolgs einzelner Aktionen. Im Vordergrund stehen der Spaß an Thema und Einzelabenteuer Rhodans sowie die Einführung einer wohl noch wichtig werdenden Organisation.

(Mehr zu den Hintergründen der Perry-Rhodan-Serie in der Perrypedia.)

Hörbuch
gelesen von Andreas Laurenz Maier.
Spieldauer: 3 Stunden und 47 Minuten
Ungekürzte Ausgabe
Verlag: Eins A Medien GmbH

http://www.perry-rhodan.net/

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