Irtenkauf, Dominik – Teufel in der Tasche, Der. Ein Reisebegleiter in seine Welt

Nicht nur die Wege des Herrn sind unergründlich … auch eine Reise in die literarischen Welten des Teufels, wie sie Dominik Irtenkauf in seinem Reisebegleiter versucht, dem Leser näher zu bringen, scheint Verwirrung stiften zu können. Das Buch ist eine Mischung aus Sachtext und fiktiver Prosa. Ein Lesebuch, das die Textformen derart mischt, dass man sich beim Lesen häufiger fragt: „Ist das jetzt wirklich passiert oder nur Fiktion?“ Ein herrliches Wirrsal!

Der Teufel selbst kommt auch zu Wort, gegen Ende des Buches offenbart er die Autorschaft eines kleinen Aufsatzes über seine teuflische Telephonie. Er betont, dass alles, was die Menschen über ihn geschrieben haben (Irtenkauf führt einen wahren Werkkanon des Teufels an: Namen wie Dvorak, Freud, Baudelaire, LaVey, Byron usw. dürfen da nicht fehlen), doch nur unzureichende Beschreibungen dessen waren, was er wirklich sei. In Irtenkaufs Buch wird in der Tat ein facettenreiches Bild des Teufels gezeichnet: Mal ist er der kleine Kinimod, mal der galante Musketier, dann wieder ein Neurotiker, der seiner Mutter Briefe schreibt. Das vielfältige Bild des Teufels wird durch die Figuren deutlich, seine nichtduale Verkörperung, die Irtenkauf betont, allerdings nicht immer. Dies kritisiert des Teufels Mutter selbst: Ihr geliebter Sohn suche zwar, die Dualität aufzulösen, denke aber selbst in dualen Schablonen.

Ich will nicht kleinlich erscheinen, aber Irtenkauf versieht den Teufel mit einem maskulinen Gestus, und dies obgleich er ihn inhaltlich zwiegespaltenen Geschlechtes einführt. Die besagte Mutter räumt mit dieser kleinen Unzulänglichkeit zwar auf („Ohne uns Frauen seid ihr nur halb so viel wert.“), das Bild, welches die unterschiedlichen Texte jedoch hinterlassen, ist zu stark geprägt von einer Reduzierung des Weiblichen auf Äußerlichkeit und mangelnde Rhetorik. (Und dies, obgleich das Buch Eva, dem Prototyp der Frau, gewidmet wurde.) Der Einsatz der weiblichen Figuren bestärkt diese Behauptung: Die Frau tritt größtenteils als Hure, Mutter oder schutzbedürftiges Fräulein auf.

Hiervon einmal abgesehen, stellt „Der Teufel in der Tasche“ ein empfehlenswertes Lesebuch zum Kulturphänomen des Teufels dar. Irtenkauf gelingt es mit seiner ganz persönlichen Art und Weise, einem Thema, wie es umfassender nicht sein könnte, eine literarisch spannende Plattform zu verschaffen.

Den Leser erwarten: die Erzählung „Aus Satans Retorte“, der herausragende Essay und Selbstbekenntnis des Autors „Was ich vom Teufel halte?“, die Erzählung „Der Teufel steckt im Punkt!“, ein Adressbuch des Teufels, welches im Vergleich zu den anderen Texten inhaltlich und formal etwas hinterherhinkt, sowie der Briefzyklus „Briefe an meine Mutter“, eine sehr gelungene Anklage des Teufels gegen festgefahrenes Denken, gegen Dualismus und Stagnation. Nichts und niemand kommt ungeschoren davon – ein Rundumschlag, wie wir es vom Teufel ja gewohnt sind.

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