Kobayashi, Yasuko (Autorin) / Sumita, Kazasa (Zeichnerin) – Witchblade 1

_Story_

Die junge Highschool-Schülerin Ibaraki Takeru gerät Nacht für Nacht wieder mit denselben fürchterlichen Visionen aneinander. In einem anliegenden Lagerhaus stößt sie während ihres Alptraums auf Bilder und Erscheinungen von Dämonen und grausamen Wesen. Als sie eines Tages ins Haus ihrer Großmutter zurückkehrt, erfährt Takeru die ganze Wahrheit hinter diesen Nachtmahren.

Tatsächlich hält Seishu in der Lagerhalle ein mythisches Geheimnis verborgen, eine Waffe, deren Missbrauch verheerende Ausmaße annehmen kann. Während ihrer ersten Konfrontation wird Takeru bereits von der Witchblade übermannt und sieht einem Schicksal als Dämonin entgegen. Lediglich ihr Schulfreund Minamoto Kou steht ihr in diesen schweren Zeiten zur Seite. Doch ausgerechnet er ist der Nachfahre einer Familie von Dämonenjägern und dazu gezwungen, die Traditionen seines Ursprungs pflichtbewusst aufrechtzuerhalten.

_Persönlicher Eindruck_

Comic-Liebhabern wird der Titel „Witchblade“ längst ein Begriff sein, wurde doch die gleichnamige US-Serie mit wachsendem Erfolg auch hierzulande schon seit Jahren als Hochglanz-Werk über den |Infinity|-Verlag herausgegeben. Allerdings sollte man sich von den dadurch geschürten Erwartungen nicht blenden lassen, denn inhaltlich liegt die nun aufgelegte Manga-Reihe bei weitem nicht so nahe am etablierten Originalstamm wie zunächst vielleicht sogar erhofft. Zwar ist Yasuko Kobayashi erotischen Elementen ebenso wenig abgeneigt wie der zügellosen Darstellung von Gewalt und blutigen Kämpfen, jedoch behält die Autorin sich das Recht vor, vollkommen typische Nuancen der asiatischen Comic-Kultur in die Handlung einfließen zu lassen, und erzielt dabei eine recht große Distanz zur Vorlage. Trotz entscheidender Parallelen – und das sollte als wohl wesentlicher Standpunkt festgehalten werden – funktioniert die nun via |Panini| herausgebrachte neue Serie also völlig unabhängig.

In der Debüt-Ausgabe hat Kobayashi jedoch noch einige Schwierigkeiten bei der Kreation eines flüssigen Plots. Vor allem die Übergänge von zwischenmenschlichen, vermehrt emotionalen Abschnitten zu den kampfbetonten Auseinandersetzungen mit den Dämonen sind nur mäßig gelungen, während die Schöpfung einprägsamer Charaktere ebenfalls einigen Problemen unterliegt. Es mag zwar legitim sein, einen Mythos um die Protagonistin zu erschaffen, allerdings wäre gerade in den wechselseitigen letzten Episoden ein bisschen mehr Transparenz dringend vonnöten, um wenigstens die elementarsten Hintergründe zu durchschauen.

Indes ist „Witchblade“ definitiv kein komplexer, im weitesten Sinne anspruchsvoller Manga. Die Geschichte schreitet bereits im ersten Teil stringent voran und verschwendet auch keine Zeit mit übermäßig langen Einführungen. Dies erschwert aber andererseits auch den Einstieg, denn bereits mit dem Beginn des ersten Kapitels wird man direkt allen wichtigen Personen anvertraut, erhält jedoch kaum die Gelegenheit dazu, sich individuell ein genaueres Bild zu verschaffen. Gerade im Bezug auf Takeru erschiene dies jedoch sinnvoll, da diese bereits früh einer massiven Anzahl von Actionszenarien ausgeliefert wird, der Leser unterdessen aber kaum etwas zur Person erfährt. Es ist sicher möglich, dass der diesbezügliche Nachholbedarf noch in den nächsten Ausgaben gedeckt wird, doch zum jetzigen Zeitpunkt ist die Bestückung von entscheidenden Background-Informationen zu Charakteren und Handlung noch ein wenig dürftig.

Action-Liebhaber sollten sich dementgegen recht zügig in der ersten Folge zurechtfinden. Zeichnerin Kazasa Sumita nutzt jede Vorlage der Autorin, um den Mythos namens „Witchblade“ effektreich in Szene zu setzen, sei es nun in der ständigen Konfrontation mit den dämonischen Gegnern oder doch in der Wahl ihrer offensiven Grundgesinnung. Dies in Kombination betrachtet, macht Band eins der Manga-Reihe alles in allem sicherlich zu einem kurzweiligen Vergnügen, dem aber bis dato der erforderliche Anspruch fehlt. Mal sehen, wie sich die ebenfalls gerade herausgegebene Anime-Serie im direkten Vergleich schlägt – in der Hoffnung, dass ein Stück des verlorenen Bodens wieder gutgemacht werden kann. Auch wenn der Gesamteindruck weitestgehend zufriedenstellend ist, so konnten die berechtigt hohen Erwartungen an den Manga nicht ganz erfüllt werden.

http://www.paninicomics.de

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