Koontz, Dean / Anderson, Kevin J. – Frankenstein: Das Gesicht

_Handlung_

Deucalion hat nach über 200 Jahren der Verfolgung in einem buddhistischen Kloster im Himalaja seinen Frieden gefunden. Von den dortigen Mönchen wird er respektiert und vor allem akzeptiert. Doch als ein Bote eine Nachricht ins Kloster bringt, ist die Ruhe vorbei: Der Brief enthält ein Bild seines Schöpfers, der nach all der Zeit immer noch am Leben ist …

Eine schreckliche Mordserie erschüttert New Orleans. Allen Mordopfern fehlen bestimmte Teile des Körpers. Detective Carson O’Connor und ihr Partner ermitteln in dem Fall, der immer merkwürdiger wird, als ein narbengesichtiger Mann auftaucht und behauptet, dass sein Schöpfer an der Mordserie Schuld sein soll.

_Die Autoren_

Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren und lebt heute mit seiner Frau in Kalifornien. Seine zahlreichen Romane – Thriller und Horrorromane – wurden sämtlich zu internationalen Bestsellern und in über 30 Sprachen übersetzt. Weltweit hat er bislang über 250 Millionen Exemplare verkauft. Seine letzten Veröffentlichungen waren „Der Wächter“, die „Frankenstein“-Reihe, „Die Anbetung“ und „Trauma“. Im März 2007 erscheint „Todesregen“.

Kevin J. Anderson, geboren 1962 und studierter Physiker, ist einer der populärsten amerikanischen Science-Fiction-Autoren. Er wurde durch seine Star-Wars-Romane und -Anthologien international bekannt. Seine High-Tech-Thriller und Akte-X-Romane stürmen die Bestsellerlisten. Die Romanreihe um die „Young Jedi Knights“ schrieb er gemeinsam mit seiner jungen Ehefrau Rebecca Moesta. Zudem schrieb er die „Saga der sieben Sonnen“ sowie einige |Wüstenplanet|-Romane zusammen mit Brian Herbert.

_Mein Eindruck_

Eigentlich klingt ein Remake von Mary Shelleys „Frankenstein“ nicht besonders spannend. Zu oft wurde der Stoff verfilmt, durch den sprichwörtlichen Kakao gezogen und veralbert. Doch Dean Koontz wäre nicht Dean Koontz, wenn er dem Stoff nicht eine völlig neue Sichtweise hinzufügen könnte: Was wäre, wenn ein Viktor Frankenstein die technischen Möglichkeiten unserer heutigen Zeit zur Verfügung hätte? Und genau hier wird der Stoff langsam richtig interessant. Der Frankenstein in Koontz‘ Roman hat es geschafft, sich über die 200 Jahre am Leben zu erhalten, und lebt mittlerweile in New Orleans. Dort ist er ein reicher Mann und betreibt seine Studien. Er gräbt zwar keine Leichenteile oder ähnliches aus, aber er bedient sich der Möglichkeiten der modernen Wissenschaft: Klonen und Genmanipulation.

Hier schlägt Dean Koontz eine ähnliche Richtung ein wie in seinem Roman „Die zweite Haut“: Er befasst sich mit der ethischen Problematik des Klonens und beschreibt, dass ein Mensch mehr ist als die Anzahl seiner Gene. Und diese Botschaft verstärkt sich noch, indem er das allseits bekannte frankensteinsche Monster als geläuterte Person darstellt, die ihrem diabolischen Erschaffer das Handwerk legen will.

Selbstverständlich ist dieser Roman keine wissenschaftlich-ethische Abhandlung, sondern ein spannender und sehr lesenswerter Horror-Roman, wie man sie von Dean Koontz nur zu gut kennt. Die Handlung ist rasant, es gibt einige sehr unerwartete Wendungen, und das Tempo ist hoch. Das liegt auch daran, dass einige Handlungsstränge nebeneinander herlaufen. Da die Kapitel sehr kurz sind, springt der Leser von Strang zu Strang, was eine ungeheure Spannung aufbaut. Dem Tempo merkt man an, dass die Reihe eigentlich eine Serie fürs Fernsehen werden sollte, mit keinem Geringeren als Martin Scorsese als Executive Producer. Da dies aber nicht zustande kam, hat sich Koontz entschieden, sein Projekt in Buchform zu verwirklichen. Und das hat er wie gesagt sehr gut gemacht. Der Roman hat zwar schon ein gewisses Tempo, doch sind die Beschreibungen und die Ausgestaltung der Personen nicht von fersehtypischer Konturlosigkeit geprägt. Die Charaktere sind sehr interessant gestaltet, auch wenn mich Detective O’Conner doch sehr an andere Protagonistinnen aus früheren Romanen des Autors erinnert. Sie ist stur, selbstbewusst, ein wenig bärbeißig aber nichtsdestotrotz attraktiv. Hier wühlt er mir ein wenig zu tief in Klischees oder eben in seinen älteren Romanen wie „Unheil über der Stadt“ oder „Drachentränen“, die sehr ähnliche Polizistinnen präsentieren. Ansonsten sind die Charaktere aber sehr interessant gestaltet und die Dialoge teilweise äußerst amüsant geworden.

„Frankenstein: Das Gesicht“ ist kein abgeschlossener Roman, sondern nur der Auftakt zu einer Frankenstein-Trilogie, die sich mit „Frankenstein: Die Kreatur“ fortsetzt. Wenn sich die Qualität in diesem Band auch auf die nachfolgenden Bände erstreckt, können wir einer sehr gelungenen Reihe entgegenblicken.

_Fazit_

Nicht umsonst ist Dean Koontz neben Stephen King einer der wenigen Horror-Autoren, die regelmäßig die US-Bestsellerlisten anführen. Hier zeigt er mal wieder, wie es geht. Dass er sich mit Kevin J. Anderson einen starken Autor an seine Seite geholt hat, bringt einige sehr interessante und frische Ansätze in den Roman. Bester Popcornlesegenuss, bei dem man das Buch am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte. Man darf auf die Fortsetzung gespannt sein

|Originaltitel: Dean Koontz‘ Frankenstein 1: Prodigal Son
Aus dem Amerikanischen von Ursula Gnade
Taschenbuch, 384 Seiten|

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