Salvatore, R. A. / Dabb / Seeley / Semeikis – silbernen Ströme, Die (Die Saga vom Dunkelelf 5)

Band 1: [„Heimatland“ 2498
Band 2: [„Exil“ 2843
Band 4: [„Der gesprungene Kristall“ 4440

_Story_

Drizzt, Bruenor, Wulfgar und Regis begeben sich auf die Suche nach der sagenumwobenen Zwergenfestung Mithrilhalle, Bruenors Geburtsort und gleichzeitig der Scheideweg seiner Ahnen, die hier im Kampfe starben. Doch ihre Reise ist erneut von unzähligen Hindernissen und vor allem Hassempfindungen dem Drow gegenüber gezeichnet. Schon in der Händlerstadt Luskan begegnet man ihm feindselig, obwohl man ihn aber insgeheim dennoch bestaunt. Doch seine Ankunft hier macht den Magier Dandybar neugierig, der bereits seit einiger Zeit auf der Suche nach dem Kristall ist, der sich in Regis‘ Besitz befindet, und den er nun mit einem teuflischen Schlag gegen den Dunkelelfen und seine Gefährten zurückerobern will.

Er schließt daher einen Pakt mit dem zweifelhaften Mörder Artemis Entreri, setzt seinen neuen Verbündetem mit einem Golem und einer Schar seiner Männer auf Drizzt und seine Freunde an und verfolgt sie bis nach Silbrigmond. Gleich mehrfach entkommen der Dunkelelf und die übrigen Helden ihren Häschern, ohne dabei von ihrer Existenz zu wissen. Erst als Bruenor endlich seine alte Heimat wiederentdeckt und dort einen Schauplatz des Grauens auffindet, kommt es zum überfälligen Schlagabtausch …

_Persönlicher Eindruck_

Bereits im letzten Band kündigte sich ein deutlicher Wandel in der „Saga vom Dunkelelf“ an, nun wird er auch formal voll und ganz vollzogen. „Die silbernen Ströme“ versprüht nämlich erstmals das Gefühl einer klassischen Rollenspiel-Quest, die in diesem Fall zwar durch Salvatores Romanvorlage vorgegeben ist, insgesamt aber mehr den Charakter eines klassischen Heldenabenteuers besitzt als den einer epochalen Fantasy-Geschichte.

Letzteres ist in der Tat bedauerlich, alleine schon deshalb, weil der fünfte Band der Comic-Reihe so gerade einmal das Mindestmaß an Spannung bereithält, im Gegensatz zu den vorangegangenen Storys jedoch nicht mehr so atemberaubend und düster gestaltet wurde, wie man es von den Epen aus den Vergessenen Reichen gewohnt ist. Bezeichnend ist hierfür die Degradierung der Hauptfigur zum Mitläufer, auch wenn Drizzt im Prinzip (wenn auch passiv) Mittelpunkt der Handlung bleibt. Der Dunkelelf ist Aufhänger für Konflikte das Zünglein an mancherlei Waage in „Die silbernen Ströme“, jedoch keineswegs mehr die treibende Kraft. Diese Aufgabe hat er bereits in „Der gesprungene Kristall“ zu gewissen Teilen an Wulfgar übertragen, wohingegen es nun zum ersten Mal der berüchtigte Artemis Entreri, eine der beliebtesten und markantesten Persönlichkeiten dieser Fantasy-Saga, ist, der das Zepter bzw. den Fortschritt der Handlung an sich reißt. Ein passionierter Bösewicht mit undurchschaubaren Motiven und klarer Bestimmung, eben ganz so wie die klassische Drow-Variante, jedoch insgeheim noch mächtiger und tückischer – hier bahnt sich in der Prioritätenskala ein Wandel an, welcher zwar für Salvatores Genie bei den individuellen Charakterzeichnungen spricht, der Handlung hingegen zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich weiterhilft. Hierfür geschieht aber auch in diesem Buch viel zu wenig Nennenswertes.

Das schwerwiegendste Problem ist sicherlich, dass man den größten Teil des Verlaufs schon zu Beginn der Story absehen kann. Es scheint selbstverständlich, dass der wieder erstarkte Bruenor in seine Heimat zurückkehren kann, auf das Duell zwischen Artemis und Drizzt kann man sich nach einer kurzen Einleitung auch schon mal gefasst machen, und auch die ablehnende Haltung dem Protagonisten gegenüber ist nicht mehr sonderlich originell, auch wenn hier kurzzeitig versucht wird, über die emotionale Schiene und mit Selbstzweifeln von Drizzts Seite her diesem Aspekt noch ein wenig mehr Dramaturgie zu schenken. Die erhoffte Funktionalität indes ist nicht gegeben.

So kommt es, wie es leider kommen musste; auch wenn die Story an sich nicht schlecht ist und ein gewisses Potenzial birgt, fehlt es ihr doch letztendlich an markanten, einschneidenden Ereignissen, die das Interesse auf Anhieb steigern könnten. Ähnlich wie im gleichnamigen Rollenspiel-Segment schreitet das Abenteuer erbarmungslos schnell voran, bleibt aber aufgrund des fehlenden Einflusses Dritter mitsamt der etwas steifen Handlung lediglich im unteren Mittelfeld der Salvatore-Adaptionen stecken. Oder anders gesagt: Der Plot vermisst Flexibilität und Überraschungen und dadurch bedingt auch, ganz wichtig, die zumeist ausbleibende Spannung.

Selbst die Zeichnungen von Val Semeikis lassen diesen prägenden, düsteren Touch vermissen, der die ersten Comic-Publikationen auszeichnete und der Serie auch im illustrierten Bereich einen Start nach Maß bescherte. Aus diesem Grund darf man letztendlich auch von einer kleinen Enttäuschung sprechen, die nach dem sehr gelungen umgesetzten Umschwung der Reihe im vorherigen Band derart noch gar nicht abzusehen war. Die Hoffnung auf einen einmaligen Zwischenfall stärkt aber dennoch den Optimismus, dass die bald veröffentlichte sechste Ausgabe „Der magische Stein“ hier wieder Besserung gelobt. Bis dato zehrt die Serie noch von der eindringlichen Erhabenheit ihrer ersten vier Geschichten …

http://www.paninicomics.de/vergessene-reiche-s10333.html

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