Millar, Mark (Autor) / Land, Greg (Zeichner) – ultimativen Fantastischen Vier, Die – Band 1: Präsident Thor

_Story_

Ben Grimm fühlt sich in Gestalt des Dings seit langer Zeit nicht mehr wohl. Während die übrigen Superhelden auch als Menschen anerkannt werden, fristet er in der Gestalt des versteinerten Mutanten eine beständige Einsamkeit, für die sich Reed Richards verantwortlich fühlt, dem einst ein großer Fehler unterlief, der zum Teleportationsunfall mit diesem Ausmaß führte. Mithilfe von Zeitsprüngen versucht Richards nun, die Geschichte wieder in den Fluss zu bringen und den Unfall ungeschehen zu machen.

Ein Jahr später scheint dies auch gelungen; die ganze Menschheit ist dank der Pillen, die das außerirdische Volk der Skrulls als Präsent mit zur Erde gebracht hat, zu Superhelden geworden. Lediglich Ben hat auf dieses Geschenk verzichtet und erfreut sich seiner wiedererlangten menschlichen Natürlichkeit. Doch die Skrulls verfolgen finstere Pläne, so dass es an Grimm liegt, die Menschheit als letzter Überlebender vom Aussterben ihrer Art zu retten. Erneut reist er in die Vergangenheit, in der er wiederum das Ding ist. Reed ist verzweifelt; seine Versuche scheinen zum Scheitern verurteilt, und nun ist auch noch Johnny infiziert und droht, in einer Woche zu sterben …

_Meine Meinung_

Fans der „Fantastischen Vier“ sind in den vergangenen Monaten und Jahren gleich vor mehrere härtere Proben gestellt worden. Ständig wurde die Serie auf dem deutschen Markt unterbrochen, wieder neu gestartet und dann sogar das Ende verkündet. Allen Befürchtungen zum Trotz erscheint nun aber doch wieder ein neuer Band mit den vier mutierten Superhelden, dieses Mal jedoch als 96-seitiges Paperback mit den amerikanischen Heftnummern 27-30 von „Die ultimativen Fantastischen Vier“.

Dieses Verwirrspiel macht es für den Leser folglich auch nicht gerade leicht, auf Anhieb den Durchblick zu bekommen. Man darf zwar voraussetzen, dass der Großteil der Leserschaft bereits mit der Hintergrundstory um besagten Unfall vertraut ist, aber man darf auch nicht außer Acht lassen, dass es sich bei dieser Juni-Ausgabe um eine neue Nr. 1 handelt und potenzielle Neueinsteiger sicher auch gerne einiges über die Vorgeschichte erfahren würde, bevor sie in die Story einsteigen. Und diesbezüglich liefert man weder im Vorwort noch in der seltsamen Nachrede, die dieses Mal aus einem Frage/Antwort-Spiel der Leserbrief-Redaktion stammt, wirkliche Aufklärungsarbeit. Keine gute Lösung!

Inhaltlich ist die Geschichte jedoch auch auf eher bescheidenem Niveau angesiedelt und teilweise auch viel zu verwirrend konstruiert. Es wird zwar in groben Zügen klar, dass Reed sich Bens Schicksal angenommen hat und mit aller Macht versucht, die Folgen des Unfalls rückgängig zu machen, doch entwickeln sich die Zeitreisen der Fantastischen Vier zu einigen losgelösten Strängen, bei denen man irgendwann nicht mehr weiß, in welcher Zeit, wo und vor welchem Hintergrund man sich befindet. Zwar ist der Action-Anteil recht hoch und treibt auch das Erzähltempo permanent an, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die eigentliche Story eher oberflächlich und berechenbar ist.

Spätestens mit dem erneuten Auftauchen des echten Ben Grimms in der ’neuen Welt‘ wird dem Leser allzu deutlich, dass der versteinerte Mutant im Kampf gegen die Skrulls die einzige nützliche Waffe sein kann, deswegen aber auch die erwünschte Rehabilitation nicht erfahren wird. Das Drumherum untermalt dieses Drama zwar ganz ordentlich, aber da die Spannung sich hier auf verhältnismäßig niedrigem Niveau festsetzt und die farbenfrohe Umsetzung sich nur auf das äußere Erscheinungsbild, nicht aber auf den flachen Inhalt bezieht, kommt hier selten die erhoffte Atmosphäre eines typischen „Die Ultimativen Fantastischen Vier“-Comics auf und bringt die vermeintlichen Superhelden nicht in die Rolle, die ihnen eigentlich gebührt. Und das ist insbesondere in einer Geschichte, deren Protagonisten zu den gefeierten Action-Helden des |Marvel|-Universums zählen, schon verheerend.

Die künstlich inszenierten emotionalen Momente verfehlen ihre Wirkung schließlich auch. Das Ding in der Opferrolle bzw. als stetig heulendes, von Suizid-Gedanken geplagtes Geschöpf wirkt kaum authentisch, wenn man an die Einsätze in früheren Storys denkt. Doch all diese Eindrücke harmonieren letztendlich mit dem Schlussgedanken, dass diese hier illustrierte Mini-Serie inhaltlich weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Zu undurchsichtig die als bekannt vorausgesetzten Hintergründe, zu platt die eigentliche Story: „Präsident Thor“, der Schlusspunkt der Ära Millar/Land, ist ein alles andere als überzeugender Einstieg in die neue Serie.

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