Berndorf, Jacques – Eifel-Kreuz

_Die Handlung_

Berndorfs aktueller Krimi „Eifel-Kreuz“ konfrontiert den Journalisten Siggi Baumeister mit einem absurden Mord, denn in einer verlassenen Villa entdeckt Baumeister einen jungen Mann namens Sven Dillinger, der wie Jesus Christus gekreuzigt wurde. Fast zeitgleich wird die ermordete Gabriele Sikorkski in der Nähe entdeckt. Die Polizei stellt fest, dass die beiden Fahrzeuge der Ermordeten nebeneinander abgestellt wurden. Ein Zusammenhang scheint deutlich und wird dadurch bewiesen, dass beide Toten auf einem Foto einer Radarfalle erkannt werden. Beide saßen im Porsche der Gabriele Sikorski.

Schnell stellt Siggi Baumeister fest, dass der tote Schüler Sven Dillinger an seiner von Patres geführten katholischen Schule als Querulant galt, der die biblischen Überlieferungen immer wieder anzweifelte. Baumeister stellt zudem fest, dass der Tote den Geistlichen wegen seiner Führungsrolle unter den Schülern ein Dorn im Auge war. Bald stellt sich Baumeister die Frage, ob die Lehrer der Schule so weit gehen würden, den Schüler durch eine Kreuzigung zu bestrafen …

_Das Thema_

Der mittlerweile 70-jährige Autor Jacques Berndorf scheut sich nicht, Strukturen der katholischen Kirche in seinem Roman „Eifel-Kreuz“ zu kritisieren. Das Verschweigen von kirchlichen Skandalen und auch den Missbrauch von jungen Schulkindern durch Geistliche, wie es immer wieder bekannt wurde, stellt Berndorf in den Mittelpunkt. Besonders erschreckend wirkt, wie Rat suchende junge Menschen immer wieder an einer Mauer des Schweigens scheitern.

Stilistisch dreht Berndorf richtig auf. Seine 70 Lebensjahre haben seine literarischen und inhaltlichen Qualitäten nicht verändert. Berndorf vermischt Offenheit für die Kirche und deren Historie mit harscher Kritik an Geistlichen, die weltfremd und herrisch ihren Glauben vertreten. Privat erlebt Berndorfs Titelheld Siggi Baumeister ein „Coming-out“ – seine Tochter offenbart sich als lesbisch. Doch mit ihrer Homosexualität haben Gesellschaft, Kirche und Freunde offenbar mehr Probleme als der weltoffene Siggi Baumeister.

Die Geschichte von „Eifel-Kreuz“ ist spannend, atmosphärisch und zugleich auch sehr kritisch. Berndorf greift Kritiken an der katholischen Kirche auf, die spätestens durch Dan Browns Verfilmung des Romans [„Sakrileg“ 1897 im Jahr 2006 zu heißen Diskussionen führten. Er scheut sich nicht, den Finger in diese Wunde zu legen.

Ohne Zweifel berührt er ein sehr sensibles Thema – vor allem in der erzkatholischen Eifel. Man mag gespannt sein, wie die Leser darauf reagieren. Aber: Er greift nie die Gläubigen an, nein, er greift die „Instrumente“ der Kirche an, die unter Umständen ihre Macht missbraucht.

Berndorf begibt sich in flache Gewässer, traut sich einiges. Und im Grunde spricht er Skandale an, die in den Medien immer wieder ein Thema sind. Dies paart er mit einer äußerst spannenden Kriminalgeschichte. Gelungen!

_Der Autor_

Jacques Berndorf, der eigentlich Michael Preute heißt, feierte am 22. Oktober seinen 70. Geburtstag und lebt in der Eifel. Geboren wurde er in Duisburg, bis er sich Anfang der achtziger Jahre in der Eifel niederließ.

Seine Wege als Journalist führten ihn um zwei Drittel unseres Planeten, und Michael Preute war vor allem auch Berichterstatter aus Krisenregionen. Zu seinen wohl namhaftesten Arbeitgeber gehörten die deutschen Magazine „Stern“ und „Der Spiegel“. Neben zahlreichen Veröffentlichungen als Journalist begann Michael Preute, damals noch nicht unter seinem Pseudonym Jacques Berndorf, auch Bücher zu schreiben, von denen – zwanzig Jahre und älter – viele vergriffen sind.

Heute kaum noch bekannt und doch 1977 ein sicher erfolgreiches Taschenbuch, war eine Biografie über den verstorbenen „King Of Rock ’n‘ Roll“ Elvis Presley. Neben Romanen sah sich Michael Preute auch bei Sachthemen als „Lieferant“ interessanter Fakten. Sein erster Roman jedoch erschien bereits 1970 und hieß „Magnetfeld des Bösen“.

Politik, und dies auch in Verbindung mit Krimis, prägt verschiedene Phasen des Schreibens bei Jacques Berndorf. In den 80er Jahren – der Journalist war mittlerweile in die Eifel gezogen und lebt heute in dem kleinen Südeifeler Ort Dreis-Brück – widmete er sich seiner Kultfigur Siggi Baumeister, einem freien Journalisten, der immer wieder in rasante Storys mit Mord- und Totschlag inmitten der Eifel stürzt.

Seine politischen Erfahrungen als Journalist verarbeitete Preute immer wieder. Bestes Beispiel ist der Krimi „Eine Reise nach Genf“ (1993/2001). Dort arbeitet der Autor eine Legende um den mysteriösen Tod eines deutschen Politikers auf und präsentiert eine spannende Idee, wie es vielleicht war … vielleicht aber auch nicht. Oder „Der letzte Agent“: Nach dem Zusammmenbruch der DDR führen letzte Wege zu Stasi-Spionen im „Westen“, die ihre Machenschaften noch nicht aufgegeben haben, aber natürlich nicht auffliegen wollen.

Bekannt und beliebt ist das Urgestein aber vor allem durch seine Eifel-Krimis, die im |Grafit|-Verlag seit 1989 erscheinen. Über drei Millionen Exemplare der Romane um seinen Helden Siggi Baumeister, den in der Eifel lebenden Journalisten mit der Spürnase für mörderische Fälle, wurden bislang verkauft. Jede neue Story um seinen Helden Siggi Baumeister hat Pfiff und bietet ganz neue Aspekte. Vor allem ist ein freier Journalist als Held der Geschichten eine gute Alternative zu den üblichen Kripobeamten in deutschen Krimis. Seine Recherchen sind daher weitgehend glaubwürdig, und immerhin hat er ja einen Kriminalrat a. D. namens Rodenstock als guten Freund, der ihm bei festgefahrenen Situationen mit guter Spürnase hilft.

http://www.jacques-berndorf.de/
http://www.grafit.de/

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