Schwindt, Peter – Gwydion 02 – Die Macht des Grals

Band 1: [„Der Weg nach Camelot “ 2556

_Story_

Der einstige Bauernbursche Gwydion ist dank der fürsorglichen Anteilnahme seines neuen Weggefährten Ritter Humbert mittlerweile zum Knappen am Hofe geworden, ringt indes aber mit seinem Ehrgefühl. Die vorangegangenen Schlachten gegen die Sachsen und auch der Verrat des grausamen Mordred haben ihm ein ganz anderes Ritterbild vermittelt als jenes, das er sich in seiner Kindheit ausgemalt hat. Nach den Grausamkeiten, die er auf Camelot erlebt hat, zieht es Gwyn zurück in seine Heimat, wo er sich zumindest für kurze Zeit ein friedlicheres Leben erhofft. Auf dem Weg dorthin trifft er auf einen seltsamen, schwer kranken Einsiedler, der dem Jungen irgendwie vertraut erscheint. Erst später offenbart er sich als der einst verstoßene Ritter Lancelot, der vor mehr als 13 Jahren Opfer einer höflichen Intrige wurde und aufgrund einer Vergiftung dem Tod langsam aber sicher ins Auge blicken muss.

Gwyn befindet sich in einem Zwiespalt, denn einerseits würde er gerne in der Obhut seines Vaters Ruhe finden, andererseits sieht er sich auch in die Pflicht genommen, dem angeschlagenen Lancelot in seiner Not beizustehen. Auf Geheiß Merlins beschaffen Gwyn und Rowan dem Ritter, der einst auszog, um den heiligen Gral zu finden, einige Heilkräuter. Doch ihre Reise soll nicht ohne Folgen bleiben. Mordred ist ihnen dicht auf der Spur und hat es besonders auf Gwyn abgesehen; wie der nämlich bald realisieren muss, ist er ganz spezieller Herkunft und eventuell sogar die letzte Hoffnung für ganz Britannien.

_Meine Meinung_

Nach dem recht harten Ende des letzten Buches kehrt in „Die Macht des Grals“ zunächst einmal Ruhe ein; Gwyn ist geschafft und enttäuscht von den Vorgängen am Hofe Camelots und kann seine Erfolge gar nicht richtig genießen. Zu tief sitzt der Schmerz ob der jüngsten Geschehnisse und zu mysteriös erscheint ihm das Rätsel um seine Herkunft, als dass er seinem Knappendasein mit voller Konzentration gerecht werden könnte.

Mit der Heimreise verspricht er sich zunächst Ruhe, aber auch Klarheit über seinen Ursprung, denn nach wie vor nagt der Schmerz der Ungewissheit an ihm. Während Gwyn für eine längere Rast kaum Zeit findet, offenbart sich ihm schließlich auch Schritt für Schritt die Vergangenheit. Dabei muss er jedoch auch erfahren, dass sein geliebter Vater nicht der leibliche Erzeuger ist. Er war lediglich zum rechten Zeitpunkt am richtigen Ort, nämlich als seine Mutter Valeria, eine einst flüchtige Dame römischer Herkunft, einen Unterschlupf suchte und ihn fand. Die Bedeutung all dessen wird Gwydion aber erst klar, als er sich auf den Weg zur Festung von Goon Desert begibt, der Burg, in welcher der Heilige Gral der Legende nach aufbewahrt werden soll. Erst dort versteht er die Prophezeiung und seine Aufgabe im königlichen Ränkespiel; doch der Druck auf seinen Schultern ist urplötzlich unheimlich groß, und selbst der tapfere Gwyn hat seine Zweifel, ob er den Anforderungen gewachsen sein wird.

Im zweiten Teil der „Gwydion“-Saga arbeitet Peter Schwindt mit einem Schlag sehr viele bislang ungewisse Hintergründe um die jugendliche Titelfigur auf, hält jedoch die Spannung durch die Einführung neuer Geheimnisse konsequent auf einem hohen Niveau. Selbst wenn die Bestimmung Gwydions nunmehr klar ist, so liegt doch noch ein weiter Weg vor ihm, und schließlich muss er auch ständig um sein Leben fürchten, denn seine offensichtlichen Gegner werden immer zahlreicher. Doch während die Zukunft des jungen Knappen erst mal nur spekulativ zu betrachten ist, kann man über das hier Geschriebene zum wiederholten Male ein paar sehr positive Worte loswerden; der Autor versteht es einfach, immer neue Spannungskurven in den abenteuerlichen Plot einzufügen, und schafft durch die Schicksale, die Gwydion auf seinen Reisen erleiden muss, eine totale Identifikation mit der Hauptfigur. Weiterhin ist es ihm zum wiederholten Male sehr schön gelungen, seine Geschichte nah an die Artus-Sage anzulehnen, sich in entscheidenden Punkten aber auch wieder von ihr zu differenzieren. So funktioniert auch „Die Macht des Grals“ im weitesten Sinne als unabhängiger Roman innerhalb eines vertrauten Settings mit vielen bekannten alten Heroen.

Bereits in der Rezension zum ersten Band habe ich die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt noch notwendig ist, weitere Bücher um die Artus-Sage zu schreiben, schließlich kann man mittlerweile auf einen Fundus zurückgreifen, dessen Quantität wohl ausreicht, um mehrere Bibliotheken auszufüllen. Schwindt beantwortet diese Frage jedoch auch mit seinem zweiten Buch aus der „Gwydion“-Reihe ganz eindeutig: Ja, solange das Ganze so erfinderisch erzählt, so liebevoll bearbeitet und so spannend dargestellt wird wie in diesem Fall, darf die Legende aus dem alten Britannien gerne weiter ausgeschlachtet werden! Eine weitere dicke Empfehlung meinerseits für diese herrlich schöne Serie!

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