Slott, Dan / Caselli, S. – Rächer, Die – Die Initiative 1: Grundausbildung

_Story_

Nach dem Ende des |Civil War| werden die Fronten in den Reihen der Superhelden enorm verhärtet. Die Befürworter des Registrierungsgesetzes unterstehen nicht bloß der Führung durch Iron Man Tony Stark, sondern müssen sich auch dem Militär unterordnen, an dessen Seite sie nun neue Rekruten zu echten Superhelden ausbilden. Eine ganze Armada potenzieller Rächer soll durch die Initiative unter Gauntlets Leitung die Tücken des Superheldendaseins kennenlernen und die neuen Fähigkeiten in ersten Missionen erproben.

Doch das Training wird von einigen bitteren Zwischenfällen überschattet, die das strenge Gefüge gehörig zum Wanken bringen. Nicht nur die Methoden stehen im Kreuzfeuer der Kritik, auch die Hintermänner machen durch zweifelhafte Anspielungen nicht gut von sich reden. Auch wenn es gelingt, einen Anschlag auf den Präsidenten zu verhindern, steigen im Laufe der Zeit die Zweifel an der Rechtschaffenheit mancher Vorgesetzter.

_Persönlicher Eindruck_

Das Potenzial des „Civil War“ scheint schier unerschöpflich, wenn man nur mal einen kurzen Blick auf die regelrechte Veröffentlichungsflut wirft, die im Zuge des |Marvel|-Mega-Crossovers losgetreten wurde. Zwar scheinen die Fronten ganz klar abgesteckt und der Umschwung im |Marvel|-Universum längst beschlossene Sache, doch auch auf unterster Ebene ist die Geschichte samt ihren Folgen noch lange nicht zu Ende erzählt, sodass monatlich neue Serien aus dem Boden gestampft werden, die sich in kurzen Episoden mit Teilsträngen des Hauptszenarios beschäftigen.

Im Zuge dessen wurde nun auch eine neue Rächer-Serie etabliert, die inhaltlich mehr oder weniger als Überleitung zu den Ereignissen nach dem Civil War fungieren soll. Um seine Position und die des Staates zu stärken, ruft Tony Stark potenzielle Superhelden-Anwärter zusammen, um sie in einem speziellen Training schulen und ihre Fähigkeiten reifen zu lassen. Es sind zumeist gänzlich unbekannte Figuren, die sich hier unter der Fuchtel der B-Prominenz des |Marvel|-Katalogs ihr Handwerk erklären lassen, um möglichst bald im großen Action-Sumpf mitzumischen. Der erste Plot konzentriert sich dabei auf einige wenige Figuren, die sich durch ihre überraschende Individualität wohlwollend vom klassischen Helden-Schema abheben. Zunächst wäre da die etwas tollpatschige, auf Anhieb sympathische Cloud 9, die meist zur falschen Zeit am falschen Ort weilt, irgendwie aber immer im brisanten Hauptgeschehen präsent ist. Ihr Gegenpart ist der unberechenbare Trauma, ein beängstigender Gestaltwandler, von dem man sicher in Zukunft noch einiges hören wird, der aber an dieser Stelle schon ein paar beeindruckende Auftritte hat.

Unabhängig von den neuen Hauptcharakteren gewährt die Geschichte auch einen Blick hinter die Kulissen des Regierungsgefüges, welches nach wie vor nicht stabil scheint. Es scheint immer noch keine Einigkeit darüber zu herrschen, wer nach dem Ende des Bürgerkriegs nun welche Rolle einnimmt und wer künftig weiterhin oder neuerdings als Sympathieträger auftreten darf. Alte Recken wie Spider-Man, der im Übrigen einen kleinen Gastauftritt hat und sich währenddessen ganz klar gegen Stark ausspricht, mögen ihren Status behalten, doch wie’s insgesamt ausschaut, vermag auch der erste Band von „Die Rächer – Die Initiative“ nicht auszusagen.

Und genau deswegen hängt die gesamte Auftaktstory ein wenig in der Luft, ohne dabei an irgendeiner Stelle die erforderliche Transparenz zu gewähren. Es ist zwar interessant, die Entwicklung möglicher künftiger Helden von der ersten Stunden an mitzuverfolgen, jedoch fehlt im Erzählstrang ein gewisses Maß an Linearität, welches dementsprechend auch für ein Mindestmaß an greifbarer Spannung garantiert. Hier und dort wagt Autor Dan Slott zwar einige interessante Experimente, doch die einzelnen Fäden hängen noch zu lose zusammen, als dass sich hier eine begeisternde Geschichte entwickeln könnte.

Vielleicht ist ein vorläufiges Urteil über die neueste Initiative daher auch noch nicht angebracht, da der hier praktizierte Umschwung spürbar noch in der Entwurfsphase steckt. Allerdings ist noch einiges an Feinarbeit nötig, um das etwas verworrene Handlungsschema aufzulockern und die Geschichte in geordnete Bahnen zu lenken. Denn auch wenn die Abläufe in „Grundausbildung“ größtenteils sehr interessant sind, so ist der Comic in seiner Gesamtheit definitiv nicht in dem Maße ausgereift, wie er es zweifelsfrei hätte sein können. Harren wir also der Dinge, die nachfolgen werden – aber dass sich bei den neuen Rächern noch einiges wird tun müssen, kann man an dieser Stelle schon mal deutlich festhalten!

http://www.paninicomics.de/?s=initiative2

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