J. S. Monroe – Vergiss nie – ich weiß wer du wirklich bist

Inhalt

Eine junge Frau steigt in einem kleinen englischen Dorf aus dem Zug. Ihre Tasche wurde gestohlen und mit ihr ihre Identität. Sie kann sich an nichts mehr erinnern. Noch nicht einmal an ihren Namen. Nur eines weiß sie noch: wo sie wohnt. Jetzt steht sie vor Tonys und Lauras Tür. Sie behauptet, dort zu leben. Die beiden behaupten, sie noch nie zuvor gesehen zu haben. Einer von ihnen lügt – und die Wahrheit ist so schockierend, dass sie das Leben der drei für immer zerstören könnte … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Die Geschichte beginnt als Rätsel um eine Frau mit Gedächtnisverlust, verliert sich dann mehr und mehr in einer wilden Mischung aus psychiatrischen Problemen, sentimentalen Vatergefühlen, Verschwörungstheorien, verworrenen Ermittlungen, bizarren Verbrechen sowie dem Bedürfnis nach Vergeltung…

Die Charaktere sind interessant und machen neugierig, sie verhalten sich allerdings oft leichtfertig oder flatterhaft, so dass sie ein wenig wie Marionetten wirken, die dem jeweiligen Handlungsstrang dienen. Die Umstände und Erkenntnisse überschlagen sich regelmäßig, was einerseits für Nervenkitzel sorgt, andererseits manchmal willkürlich beziehungsweise konstruiert erscheint.

Zudem ist der Autor meiner Auffassung nach nicht ganz fair den Lesern gegenüber: Der Thriller ist teilweise aus der Sicht der Protagonistin geschrieben und diese serviert die Wahrheit sehr spät und scheibchenweise – wenn die Gedankengänge der Hauptfigur eine hundertachtzig Grad Wendung vollführen, verletzt das meiner Meinung nach die Integrität der Perspektive. Ich habe den Eindruck, dass der Autor die schlüssige psychologische Zeichnung der Charaktere zugunsten einer ausgeklügelten, aber gewollten Handlung opfert.

Jetzt zum Positiven: Das Setting ist perfekt gewählt, denn die ländliche Kleinstadt sowie die Tatsache, dass jeder alles über jeden weiß, macht die beklemmende Lage der Protagonisten greifbar. Die Schreibweise spielt gekonnt mit Ängsten, mit dem Gefühl der Ausweg- und Hoffnungslosigkeit aller Beteiligten, denn seltsame Zufälle, rund um die geheimnisvolle Fremde, stellen das Leben mehrerer Charaktere auf den Kopf. Die Geschehnisse ziehen die Leser unmittelbar in einen Strudel aus sich übertreffenden Ereignissen und die Spannung könnte kaum nervenaufreibender sein.

Der Autor

J. S. Monroe studierte Englisch in Cambridge und schrieb nach dem Studium für fast alle renommierten Tageszeitungen Großbritanniens. Er arbeitete u.a. als Auslandskorrespondent für den »Daily Telegraph« und als Redakteur für »BBC Radio 4«. J. S. Monroe lebt mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern in Wiltshire. (Verlagsinfo)

Fazit:

Der Plot ist ungewöhnlich, komplex sowie unterhaltsam, aber für mein Empfinden auch abstrus. Für mich sind Vorgehensweisen der Protagonisten nicht plausibel – vieles wirkt umständlich und unnötig risikoreich, was mein Lesevergnügen etwas getrübt hat. Außerdem gibt es viele, verzweigte Andeutungen sowie Hinweise, die sich als eher unbedeutend erweisen – zumindest oftmals diffus bleiben.

Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen und das Verwirrspiel um Identitäten, wer weiß was, wer lügt – warum, macht auf jeden Fall neugierig!

Klappenbroschur: 496 Seiten
Originaltitel: Forget My Name
Aus dem Englischen von Christoph Göhler
ISBN-13: 978-3-7341-0805-1

www.randomhouse.de

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