Julie Kagawa – Talon: Drachenzeit

Klappentext:

Unter der heißen kalifornischen Sonne verbringt die 16-jährige Ember den Sommer ihres Lebens: surfen, flirten, Sonnenuntergänge am Lagerfeuer. Was keiner sieht: Die hübsche Ember ist kein normales Mädchen, sie ist ein Drache in Menschengestalt. Ember vertraut darauf, dass niemand ihr Geheimnis entdeckt. Bis Garret auftaucht. Ember fühlt sich sofort zu ihm hingezogen – und weiß instinktiv, dass er ihr gefährlich werden könnte. Doch noch ahnt sie nicht, wie gefährlich … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Drachen in der Neuzeit gibt es nicht? Nun, wenn es nach der Autorin Julie Kagawa geht, dann ist dies möglich. Und seien wir doch mal ehrlich, dass fast jeder von uns sich schon einmal gewünscht hat einem wahrhaftigen Drachen zu begegnen? Oder lieber doch nicht? Entscheidet selbst, wie ihr diese sagenumwobenen Kreaturen einschätzt nachdem ihr Ember kennengelernt habt…

Das Buch ist in zwei Teile unterteilt. Der erste Teil „Beobachten, Assimilieren, Einfügen“ beschreibt anschaulich, wie sich die Zwillingsdrachen Ember und Dante in ihrem neuen Zuhause am kalifornischen Strand einleben und menschliche Kontakte knüpfen. Denn das sind unter anderem ihre Aufgaben mit denen sie an diesen paradiesischen Ort von der Organisation Talon geschickt wurden. Denn reiner Spaß soll der Aufenthalt für die beiden Jugendlichen nicht sein. Neben dem menschlicher Werden um die Gesellschaft vor der (angeblichen) Nichtexistenz von Drachen zu wahren, sollen aus den Zwillingen echte Drachenmitarbeiter der weit verzweigten „Talon“-Organisation gemacht werden. Da jeder Drache unterschiedliche Stärken hat, bekommen Dante und Ember verschiedene Lehrer, die sie auf „Herz und Nieren“ prüfen und schließlich entscheiden, in welcher Funktion sie der Drachengruppierung dienlich sein sollen.

Gleichzeitig kommt auch in diesem ersten Teil der menschliche Gegenpart in Form von dem 17-jährigen Garret und seinem Partner vor. Sie gehören dem St- Georgs-Orden an, dessen erklärtes Ziel es ist, sämtliche Drachen zu eliminieren, gelten diese doch als grausam und unberechenbar. Garretts Aufgabe ist es, den Drachen in Kalifornien zu identifizieren und unschädlich zu machen.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Ember und Garrett in der Ich-Form geschrieben (Die Überschriften kündigen jeweils den Erzähler an) und man merkt als Leser schnell, dass die beiden mehr gemeinsam haben als sie meinen auch wenn sie aus verfeindeten Lagern kommen (was die beiden im ersten Teil noch nicht wissen). Denn beide, Ember und Garrett, haben bisher sehr isoliert gelebt und sind nur auf ihre jeweils speziellen Aufgaben vorbereitet worden. Soziales Miteinander ist beiden fremd und doch scheint es, dass Ember, der Drache, sich besser in die Gesellschaft einfügen kann als Garrett, der Mensch. Gerade diesen Punkt finde ich so toll an der Geschichte, zu sehen, wie die beiden die großen und kleinen Probleme des Alltags zu meistern versuchen.

Im zweiten Teil „Sie sind nicht das, was du glaubst.“ kommt noch eine dritte Person hinzu, aus deren Sicht geschrieben wird: Riley. Er ist ein nicht mehr ganz so junger Drache und ein sogenannter Einzelgänger, der der „Talon“-Organisation abgeschworen hat, da ihm die Machenschaften von „Talon“ zuwider sind. Er versucht gemeinsam mit einem ehemaligen menschlichen „Talon“-Mitarbeiter (ja, da gibt es auch Menschen) andere Drachen aus den „Klauen“ von „Talon“ zu befreien. So auch Ember. Doch in ihrem Falle scheint noch etwas Anderes eine Rolle zu spielen. Riley fühlt sich Ember seltsam angezogen. Wirklich komisch, denn Drachen können angeblich so etwas wie Liebe nicht empfinden. Oder etwa doch?

Da sich auch zwischen Garrett und Ember etwas anbahnt, obwohl sie beide ihre Gefühle zu leugnen versuchen und Ember auch irgendetwas für Riley empfindet, beschreibt dieser zweite Teil eine Art Dreiecksbeziehung. Doch nicht nur das, Garrett und Ember bekommen zunehmend Zweifel an ihren jeweiligen Missionen. Sie beginnen allmählich die Dinge zu hinterfragen und nicht alles als gegeben anzusehen. Ist „Talon“ wirklich eine so eine gute Organisation, wie es Ember bisher erlebt hat oder hat Riley mit seinen Äußerungen Recht und sie sollte sich abwenden? Doch was wird dann aus ihrem Bruder? Würde er mit ihr kommen? Und was wären die Konsequenzen eines Ausstieges bei „Talon“? Und Garrett? Können sich ein Drache und ein Mensch wirklich und wahrhaftig lieben? Und sind Drachen wirklich immer nur blutrünstige Monster, die die Menschheit unterwerfen wollen oder darf man nicht alle „über einen Kamm scheren“? Welche Auswirkungen würde eine Befehlsverweigerung nach sich ziehen?

Über die Autorin:

Julie Kagawas große Leidenschaft gehörte schon in ihrer Kindheit dem Schreiben. Langweilige Schulstunden vertrieb sie oft damit, all die Geschichten festzuhalten, die ihr im Kopf herumspukten. Seit dem Erscheinen ihrer Fantasy-Saga „Plötzlich Fee“ stürmt sie regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten.

„Drachenzeit“ ist der erste Band der „Talon“-Serie um eine magische Liebe, die nicht sein darf. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in Louisville, Kentucky. (Verlagsinfo)

Fazit:

Der innere Konflikt – so zu handeln wie es von einem erwartet wird oder auf sein Herz zu hören und eigene Erfahrungen machen – der Protagonisten ist das zentrale Thema in diesem wahnsinnig spannend erzählten ersten Band der „Talon“-Reihe. Die „Action“ kommt dabei auf keinen Fall zu kurz. Der Autorin gelingt es, dass sich der Leser in alle Beteiligten gut hineinversetzen kann und mit ihnen mitfiebert.

Der Epilog aus Dantes Sicht gibt abschließend noch einen kleinen Vorgeschmack auf den zweiten Band „Drachenherz“, welcher im Januar 2016 erscheinen wird.

Mir hat „Drachenzeit“ sehr gut gefallen und auch wenn es eigentlich ein Jugendroman ist, so kann man diesen auch gut als jung gebliebener Erwachsener „verschlingen“. Meine letzte Frage daher: Kann nicht schon Januar sein? Ich möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht.

Ganz zum Schluss noch etwas zum Cover: Wow, das ist wirklich toll gelungen. Das Drachenauge beschwört den Leser förmlich, das Buch zur Hand zu nehmen und zu lesen. Die saftigen Grüntöne harmonieren perfekt miteinander. Großes Lob an die Grafiker!

Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
ISBN-13: 978-3453269705
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: Ab 13 Jahren
Originaltitel: Talon’s Chosen – The Talon Saga Book 1

www.heyne.de

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