Karin Gothe – Bella und die Böllersum-Bande

Böllersum ist ein kleines, verschlafenes Dorf an einem See irgendwo in Deutschland. Die Autorin Karin Gothe gibt in ihrer Danksagung an, dort vielleicht aufgewachsen zu sein, was man aber nicht mit absoluter Sicherheit sagen könne, weil man bei Autoren nie genau wisse, was wahr und was erfunden sei. Sei’s drum! Früher gab es in diesem Böllersum sogar einen Bäcker, aber der ist wie viele andere Bewohner des Ortes weggezogen; gleich bis Japan wie im Buch mehrmals betont wird.

Auch in der örtlichen Grundschule gibt es nur noch 15 Kinder, davon acht aus Böllersum, die von ihrer Lehrerin Sandra unterrichtet werden, bis sie auf eine weiterführende Schule in die Stadt wechseln. Die Böllersummer Kinder sind dabei nicht nur in der Schule zusammen, sondern treffen sich auch nachmittags und an Wochenenden in ihrer geheimen Basis dem „Os“, das vor vielen Jahren noch ein beliebtes Ausflugslokal am See war, doch inzwischen schon recht verfallen ist. Bellas Großvater hatte dabei geholfen, es für die Zwecke der Kinder mit einer Reifenschaukel einem Tisch aus einer alten Tür und anderen recycelten Materialien herzurichten.

Leider beginnt das Buch genau mit der Beerdigung eben dieses Opas. Doch als Organisatoren der Beerdigungsfeier mit Butterkuchen und Limo satt erweisen sich die Mitglieder der Räuberknotenbande unter der Führung Bellas als gewieft agierende Kuchen- und Getränkediebe, sodass die jungen Leser trotz des traurigen Beginns des Buches bald darüber lachen müssen, wie Peers Vater über seine zuvor von Pia unter dem Tisch zusammengebunden Schnürsenkel stolpert. Es wird eine Feier mit Lachen und Kuchen – ganz wie es sich Bellas Opa gewünscht hatte.

Dennoch hätten sie Bellas liebsten erwachsenen Freund in diesem Sommer als Ratgeber brauchen können. Denn die Böllersummer Schule ist für zu klein befunden worden und soll deshalb geschlossen werden. Daher lassen sich die Kinder von einem kommunistischen Leitfaden zur Revolution inspirieren und wollen so lange protestieren, bis Bürgermeister und Landrätin ein Einsehen haben und die Schule offen lassen. Wie alles zunächst ganz harmlos beginnt, dann gründlich schiefgeht und sogar den Zusammenhalt der Räuberknotenbande gefährdet, erfährt der Leser in 21 Kapiteln in Karin Gothes Kinder Buch „Bella und die Böllersum-Bande“, das im Dragonfly Verlag erschienen ist.

Schon das Titelbild mit verschmitzt grinsenden Kindern auf einer Reifenschaukel macht Lust, mehr über diese Freunde zu erfahren. Dazu ein Hund, eine Katze und ein hastig dahineilendes Huhn – das Ambiente ist klar. Aber obwohl die Kinder hier die Protagonisten sind, ist es der Autorin gelungen, viele witzige Nebenfiguren einzuflechten, die wie Frau Bleu als running gag durch die Handlung geistern und auch nach dem Lesen noch im Kopf bleiben. Gothes witzige Schreibe, welche die Kinder ernster als die Erwachsenen nimmt, bringt auch vorlesende Eltern zum Schmunzeln. Der Aufbau des stabilen Hardcovers mit einer kurzen Vorstellung der Böllersumer Kinder am Anfang, dem Ausschnitt aus dem Buch „Revolution leicht gemacht. Anleitung zum praktischen Widerstand“ und der sympathischen Danksagung am Ende, tragen zur Authentizität bei. Am Ende glaubt man es ganz bestimmt, dass dieses Böllersum tatsächlich irgendwo existiert, mit seinem Gasthaus, dem Kaufmannsladen und dem Geheimversteck der Räuberknotenbande.

„Bella und die Böllersum-Bande“ ist definitiv eine moderne, aber heimelige Alternative zu „Pippi Langstrumpf“ und Co. Genau das richtige für Abenteurer ab 8 Jahren!

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
ISBN-13: 978-3748802297
Dragonfly Verlag

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