Melissa Marr – Graveminder

Melissa Marr ist bislang eher für ihre Jugendbücher bekannt, die von meistens netten und nicht ganz so netten Elfen handeln. Mit „Graveminder“ legt sie nun ihren ersten Roman für Erwachsene vor – ganz ohne Elfen.

Das amerikanische Städtchen Claysville ist ein komischer Ort. Noch komischer, als Rebekkah glaubt, als sie zum Begräbnis ihrer Großmutter Maylene dorthin zurückkehrt. Maylene ist nicht eines natürlichen Todes gestorben. Sie wurde umgebracht. Doch wer ihr Mörder ist, scheint die örtliche Polizei nicht wirklich zu interessieren.

Diese Erfahrung macht auch Byron, Rebekkahs Kindheitsfreund und wiederkehrende Affäre. Da er mehr in der jungen Frau sieht als einen One-Night-Stand sorgt er sich sehr um sie, als sie zurückkehrt – mit Recht, wie sich herausstellt. Sein Vater eröffnet ihm, dass er nicht nur einfach Sohn eines Bestatters ist – er ist ein Undertaker. Gemeinsam mit dem Graveminder, der Totenwächterin von Claysville, muss er dafür sorgen, dass die Verstorbenen in ihren Gräbern landen und auch dort bleiben.

Maylene war die alte Totenwächterin der Stadt. Nun fällt diese Aufgabe an Rebekkah, die sich noch nicht wirklich bereit dafür fühlt. Der Haken an der Sache: Undertaker und Graveminder gehören zusammen. Das ist nicht gerade hilfreich für das Gefühlschaos der beiden. Doch die beiden müssen sich zusammenreißen. Eine erste Bewährungsprobe steht ihnen bevor: In Claysville gibt es eine Tote, die nicht fachgerecht unter die Erde gebracht wurde – und jetzt durch die Straßen zieht und Hunger hat …

_Liest man den Klappentext_ hinten auf dem Buch, gewinnt man den Eindruck, dass es sich bei dem Buch eine handlungsreiche Urban-Fantasy-Geschichte handelt. Das Graveminder-Undertaker-Konzept hat auch durchaus seinen Reiz, nur die Autorin macht nicht sehr viel daraus.

Die ersten 100 Seiten der Geschichte sind sehr zäh. Viele Personen werden eingeführt, die sich aber anfangs nur schwer voneinander unterscheiden lassen und die teilweise auch keine besonders große Rolle spielen und später nur selten erneut erwähnt werden. Ähnlich wie in der ersten Folge einer neuen Fernsehserie versucht die Autorin möglichst viel auf möglichst wenigen Seiten deutlich zu machen. Die Handlung selbst kommt dabei ein bisschen zu kurz. Es geht hauptsächlich um Rebekkah und Byron und ihre Liebesgeschichte. Dabei sind die beiden nicht dafür geeignet, eine Geschichte alleine zu tragen, da es ihnen an einer entsprechenden Persönlichkeit fehlt. Die Autorin gibt sich zwar Mühe, aber die beiden hinterlassen trotzdem kaum Eindruck.

Überhaupt steckt eine Menge Romanze in der Geschichte, aber wenig Fantasy. Zwischendurch gibt es einen historisch angehauchten Ausflug in die Totenwelt, aber dieser wirkt deplatziert und konstruiert. Ansonsten geht es um die vergangenen und aktuellen Gefühle der Protagonisten. Wer gerne romantische Romane liest, wird daran sicherlich seine Freude haben. Wer hingegen eine grundsolide Handlung haben möchte, wird erst auf den letzten Seiten für das lange Warten entschädigt. Dort fügt sich die Geschichte um das tote Mädchen zusammen. Die Storyline, die vorher fast ein wenig konfus gewirkt hat, gewinnt an Kontur und wird noch einmal spannend.

Letztendlich bleibt „Graveminder“ jedoch ein durchschnittliches Buch mit einem starken Fokus auf der verfahrenen Romanze zwischen den Hauptfiguren. Wer actionreiche Urban Fantasy möchte, sollte also lieber die Finger davon lassen. Wer einen Liebesroman lesen möchte, findet vielleicht schon eher Gefallen an dem Buch.

Taschenbuch: 393 Seiten
Originaltitel: Graveminder
Deutsch von Barbara Röhl
ISBN-13: 978-3492268905
www.piper-fantasy.de
www.melissa-marr.com