Terhart, Franjo – Schatz der Tempelritter, Der

Terhart ist einer der jüngeren Tempelritter- und Katharerforscher und legt zu diesem Thema sein zweites Buch nach [„Die Wächter des Heiligen Gral“]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3404701828/powermetalde-21 (2001) vor. Augenfällig ist gleich, dass sein Folgeband nicht mehr zuerst als Hardcover erschienen ist. Der interessierte Leser kann darüber viel spekulieren. Beispielsweise wäre es nahe liegend, dass bei all der Fülle an Publikationen in den letzten Jahren das Interesse einfach nachlässt, weil nichts wirklich Neues mehr dazukommt. Andererseits halte ich es für wahrscheinlicher, dass der Verlag sich zu Recht für das Taschenbuch-Original entschied, weil der Inhalt eigentlich mehr wie ein Überbleibsel gestrichenen Materials aus dem ersten Band erscheint. Im Grunde wäre das Meiste Stoff für einen umfangreichen Anmerkungsanhang gewesen. Aufgrund ursprünglicher Kürzungen scheint nun einfach ein Folgeband nachgeschoben. Akribisch werden darin alle Plätze und Vermutungen, wo sich der verschwundene Templerschatz befinden könnte, aufgezeigt. Durchaus eine Leistung, aber interessiert das noch wirklich den zeitgenössischen Gralsforscher, der vor einigen Jahren durch die Veröffentlichungen der englischen Autoren Baigent und Leigh mit den Enthüllungen um den geheimnisvollen Blutslinien-Orden Jesu („Prioré de Sion“) auf sensationelle Weise einmal mehr auf die Katharergeheimnisse aufmerksam gemacht wurde?

Um das Buch nicht ganz zu schmälern: Sicherlich finden sich überall versteckt neue kleine Puzzle-Stücke, die das Gesamtbild komplettieren und die zu erfahren sich lohnt. Dafür ist aus Preisgründen eine Taschenbuchausgabe geradezu gerechtfertigt. Recht interessant sind Verknüpfungen zum alten Pilgerweg nach Santiago de Compostela in Bezug auf die Schatzsuche. Neu geschrieben – also nicht als Anmerkungen für den vorhergehenden Band zu betrachten – ist die Auseinandersetzung mit dem Kult der abgeschnittenen Köpfe. Aber diese scheint in der Hauptsache eine Zusammenfassung des 1999 erschienenen Buches „Das Haupt Gottes“ von Keith Laidler zu sein, welche nur noch um wenige eigene Vermutungen ergänzt wird.

Leider ist noch keiner der Autoren, die sich mit dem Baphomet-Kopf und den Kopf-Riten alter Völker befassen, auf die Idee gekommen, dies mit den Geschichten um die geheimnisvollen Kristallschädel aus dem indianischen Kulturkreis in Verbindung zu setzen. Meines Erachtens wäre das eine sehr lohnenswerte Sache, die ebenso Spektakuläres an den Tag bringen wird wie einst die ersten Enthüllungen über die „Prioré de Sion“. Auch die Kristallschädel stammen aus matriarchal-religiösen Überlieferungen und das Wissen darüber wird heute noch von „Großmütter“-Zusammenkünften gehütet, was zu den neueren Thesen – welche auch Terhart im vorliegenden Buch vervollständigt – passt, die besagen, dass die Templer mit ihrem Marienkult auf alte Göttinnenverehrung zurückgreifen, die über die ägyptische Isis weiter zum Stamm der Benjamiten (welche, während Moses die Gesetzestafeln erhielt, unten ums Goldene Kalb tanzten) führte, und dass auch Maria dieser Stammeslinie zugehörig war. Jedenfalls bleibt die Sache mysteriös und die Zusammenhänge werden dennoch immer besser ersichtlich, so auch zur Bundeslade, welche zur Zeit König Davids zur geheimnisvollen Königin von Saaba wechselte (worüber die Freimaurer in ihrem Hiram-Abif-Mythos – „Sohn der Witwe“, gleichzeitig auch wieder ein Kopfkult – noch heutzutage geheimes Wissen überliefern).

Auf alle Verknotungen einzugehen, die in diesem Buch wieder und wieder aufbereitet werden, wäre zu mühsam. Deswegen nur noch einige Highlights, z. B. der „Sternenweg“ nach Compostela im Zusammenhang zu Sirius und der Priesterschaft Johannes des Täufers, die in eine geistige Linie zu Seth, Typhon, dem Schlangengott, Lucifer, Johannes und Jesus gestellt wird. Oder die Überlieferungen der Sinti und Roma, die noch heute zu Sara Kali beten, einer Tochter von Jesu, die mit Maria Magdalena überlebt habe und über Ägypten nach Frankreich geflohen sei. Maria Magdalena selbst ist in diesen Darstellungen die große Hure Babylons und ihre Priester waren Sexualmagier bis hin zu Johannes, der Simon Magus, den bedeutenden gnostischen Magier mit seiner Gefährtin Helena – ein Pendant zu Jesus und Maria – als Schüler hatte. Simon Magus brachte das überlieferte Wissen nach Irland, nach keltischen Legenden zum Hochdruiden Mog Ruith und der Inhalt dieses Wissen zeigt wiederum deutliche Parallelen auf zum indianischen Medizinrad und den dortigen Schädeln. Doch wie gesagt, darüber steht leider nichts im Buch.

Deutlich bleibt nach der Lektüre jedenfalls die Sichtweise, dass es um Göttinnenwissen geht, dass Maria-Jesus immer wieder archetypisch wiederkehrende Vorbilder in den alten religiösen Legenden haben, und dass es um das Wissen um die Schöpfungsursache geht und damit um Sexualmagie im gnostisch-philosophischen Sinne, die aufgrund der Vereinigung vorhandener Polaritäten diese überhaupt erst bewirkt.