Daniel H. Wilson – Robocalypse

_Die Handlung:_

In einem Labor experimentieren Wissenschaftler mit einer überlegenen künstlichen Intelligenz – bis sie beginnt, sich zu wehren: ARCHOS bringt sämtliche Maschinen der Welt unter seine Kontrolle, vom kleinsten Computer bis zum tödlichen Waffensystem. Die Robocalypse bringt die Menschheit an den Rand der Auslöschung – doch die Maschinen haben nicht mit dem Mut der Menschen gerechnet … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Ok, auch die unter uns, die nur selten ins Kino gehen, werden bei dem Klappentext an „I Robot“ oder aber wenigstens an das „Terminator“-Franchise denken. Die Generation, die noch mit VHS aufgewachsen ist, wird sich auch noch an Stephen Kings „Rhea M. – Es begann ohne Warnung“ erinnern, in dem die Maschinen auch plötzlich anfingen zu rebellieren. In einigen Teilen kommen dem Hörer dann auch Gedanken an „Staatsfeind Nr. 1“ und „Eagle Eye“.

Und das ist auch schon der größte Kritikpunkt. Nein, nicht der Teil mit der Rebellion, sondern der Vergleich mit Filmen. Denn nichts anderes ist dieses Buch, es ist ein Action-Film-Skript, das übrigens im Jahr 2013 von Steven Spielberg verfilmt tatsächlich ins Kino kommen wird.

Da gehört es auch hin, denn als Buch ist diese Geschichte leider schwer bis gar nicht zu gebrauchen. Kapitel für Kapitel erzählt der Autor in Episoden wie unterschiedliche Menschen den Aufstand der Maschinen erlebt haben wie bei einer Kurzgeschichtensammlung. Alles ist bereits passiert, denn der Hörer weiß schon, dass die Menschen am Ende gewonnen haben. Erzählt wird das Ganze von einem Soldaten, der die aufgezeichneten Erlebnisse anderer Menschen während des Maschinen-Aufstands gefunden hat und sie an den Hörer weitergibt.

Da kommt kein Handlungsfaden zustande, weil es keinen echten gibt. Es ist halt eine Kurzgeschichtensammlung mit dem Oberthema „Wie ich den Roboteraufstand erlebte“. Auch kann man keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen, weil man sie oftmals nur in kurzen, lauten Action-Sequenzen erlebt, wie das in einem schnell geschnittenen Film halt so ist. Eine Charakterentwicklung gibt es demzufolge auch nicht. Es sind lauter kleine Geschichtchen, die aneinandergereiht wurden. Und da man eh schon weiß, wer gewinnt, ist auch der Showdown am Ende nur mäßig spannend.

Als Film wird die Story aber sicher gut funktionieren und nettes Popcorn-Kino bieten. Überraschenderweise funktioniert das auch als Hörbuch ganz gut, wenn man einen talentierten Sprecher hat. Denn der kann, wenn er denn kann, im Kopf des Hörers ein Action-Feuerwerk abbrennen.

_Das Hörerlebnis:_

Die dunkle und rau-kratzige Stimme von Rolf Berg passt sehr gut zu dieser Romanvertonung. Energisch, druckvoll und lautstark verlangt der Sprecher sofort nach Aufmerksamkeit, die er vom Hörer auch bekommt. Lebendig und authentisch kommt sein Vortrag im Ohr an und man hat das Gefühl, als würde man tatsächlich einem Soldaten zuhören, der uns von seiner Entdeckung erzählt. Das klingt bei Rolf Berg wie Action-Kopfkino klingen muss: schnell, hart und dreckig. Passend zum Krieg, der gerade zu Ende gegangen ist.

Aber er kann auch anders, denn nach dem Prolog, den er als Ich-Erzähler und Soldat spricht, bekommt er von der episodenhaften Romanvorlage die Gelegenheit, zu zeigen, dass er auch andere Charaktere lebendig sprechen kann. Plötzlich klingt seine Stimme nicht mehr rau und hart, plötzlich schlüpft in eine andere Rolle und in die Nächste und in die Nächste … Auch die nimmt ihm der Hörer ab, weil er es mit der Modulation der Stimme nie übertreibt, aber dennoch von Kapitel zu Kapitel genug Unterscheidbarkeit zwischen den Charakteren herstellt. Auch als Erzähler kann Berg durch einen lebendigen Stil überzeugen.

Mich hat allerdings gestört, dass er dabei fast durchgängig zu laut gelesen hat. Lautstärke ab und zu als dramaturgisches Mittel einzusetzen, ist absolut ok, passt ja auch zu den ganzen dramatischen Roboter-Geschichten. Aber wenn der Sprecher den Hörer die ganze Zeit anbrüllt, dann wirkt das trotz aller dramatischer Geschehnisse irgendwann unangenehm und der Hörspaß leidet. Da nützt auch ein Herunterregeln der Lautstärke nichts, weil das nichts an der Art und Weise ändert, mit der gelesen wird.

Ein wenig Musik gibts auch zu hören, dramatische und bewegende Orchestermusik, passend zum Action-Kopfkino. Am Anfang und am Ende der Kapitel wird sie unter den Sprecher gemischt.

_Der Autor:_

Daniel H. Wilson wurde am 6. März 1978 in Tulsa, Oklahoma geboren – oder vielleicht doch von Robotern unter die Menschen geschmuggelt: Schon als Kind versuchte er, seinen Computer zum Sprechen zu bringen, und verliebte sich in das Androidenmädchen einer Fernsehserie. Nach der High School studierte Daniel H. Wilson neben Informatik alles, was mit künstlicher Intelligenz zusammenhängt, bevor er 2005 am Institut für Robotertechnik in Pittsburgh den Doktortitel für Robotik erwarb. Neben Artikeln für das „Popular Mechanics Magazine“ veröffentlicht er sehr erfolgreich Anleitungen, wie man einen Roboteraufstand überlebt. Daniel H. Wilson lebt heute in Portland, Oregon in den USA. Seine besten Freunde sind Werkzeuge – und er arbeitet, wie er selbst betont, für die Mächte des Guten. (Verlagsinfo)

_Der Sprecher:_

Rolf Berg ist Schauspieler, Sprecher und Kampfchoreograph. Er spielte an verschiedenen deutschen Theatern und ist in der WDR-Fernsehserie „Die Anrheiner“, aber auch vielen anderen Fernseh- und Kinoproduktionen zu sehen. (Verlagsinfo)

_Die Ausstattung:_

Die sechs schlicht weiß bedruckten CDs stecken in Einschüben in einer entfaltbaren Pappbox. Aufgedruckt auf den Einschüben finden wir Infos zu Autor und Sprecher, technische Daten zur Produktion und etwas Eigenwerbung des Verlags für weitere Hörbücher.

_Mein Fazit:_

Die Geschichte ist ein Skript für einen Action-Film, das als Roman nicht funktioniert, weil es wie eine Kurzgeschichtensammlung wirkt, ist es ja im Prinzip auch. Zu episodenhaft, um die Charaktere im Gedächtnis zu behalten und durch den Spoiler am Anfang auch noch unspannend, weil man weiß, wies ausgehen wird.

Als Hörbuch mit einem lebendig erzählenden Sprecher aber, funktioniert es wieder. „Robocalypse“ ist tatsächlich einer der wenigen Fälle, in denen das Hörbuch mehr Spaß bereitet als das Buch. Hier kann sich der Hörer entspannt zurücklehnen und wird vom Sprecher actionträchtig unterhalten. Action-Popcorn-Kino für den Kopf, bunt wie ein Comic, wenn auch ein ziemlich lauter Comic in diesem Fall.

|6 Audio-CDs mit 70 Tracks
Spieldauer: 6:58 Std.
Gelesen von Rolf Berg
Originaltitel: Robopocalypse: How Humanity Survived the Robot Uprising
ISBN-13: 978-3-7857-4571-7|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de
[www.danielhwilson.blogspot.com]http://www.danielhwilson.blogspot.com

Bei Audible liest Rolf Berg die ungekürzte Version in 12:35 Std. vor.

Der Verlag stellt unter [diesem Link]http://www.luebbe.de/Hoerbuecher/SF-Fantasy/Details/Id/978-3-7857-4571-7# auch eine Hörprobe zur Verfügung.