Rebecca Gablé – Der dunkle Thron

_Die |Waringham|-Saga:_
01 „Das Lächeln der Fortuna“
02 „Die Hüter der Rose“
03 „Das Spiel der Könige“
04 _“Der dunkle Thron“_

_Die Handlung:_

London 1529: Der 14-jährige Nick of Waringham lebt als Schüler bei dem berühmten Humanisten Sir Thomas More. Als Nicks Vater, der Earl of Waringham, Opfer einer Intrige wird und der Häresie beschuldigt wird, wird der Junge zurück nach Hause geschickt, wo sein Vater vor seinen Augen an den Folgen der Folter stirbt. Nick bleibt zurück mit einer Baronie in desolatem Zustand – und einer großen, schier unlösbaren Aufgabe: Er soll Prinzessin Mary, Catalinas einziges Kind, beschützen – auch vor ihrem eigenen Vater … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Nach vier Jahren Warten gehts in der Familenchronik der Waringhams weiter. Das hätte selbst Rebecca Gablé nicht gedacht, denn eigentlich sollte nach dem dritten Band Schluss sein mit den Waringhams. Unterstützt von den Fans und weil ihr die Geschichte selbst nicht aus dem Kopf ging, präsentiert die Autorin also einen vierten Band.

Mittlerweile sind wir im 16. Jahrhundert angekommen und der Fokus liegt auf dem 14-jährigen Nick of Waringham. In den ersten Hörstunden erleben wir mit ihm zusammen das, was wir schon auf der Verpackung gelesen haben. Und obwohl der Hörer in diesem Fall schon weiß, was passiert, macht die Autorin die Geschichte dennoch zu einem echten Erlebnis. Ihre lebendige Erzählweise und ihre Beschreibungen von Land und Leuten lassen schnell ein historisches Kopfkino beim Hörer entstehen, in dem er gern Platz nimmt und verweilen möchte.

Der Protagonist wächst dem Hörer schnell ans Herz und seine Abneigung gegen „Brechnuss“ und „Sumpfhexe“, seine Stiefschwester und seine Stiefmutter, teilt auch er sofort. Nachdem sein Vater verstorben ist und er sich verpflichtet, auf Prinzessin Mary aufzupassen, muss er ganz schnell erwachsen werden. Wir begleiten die beiden dabei und erleben auch die verzweifelten Versuche Henry VIII. mit, der unbedingt einen Thronfolger haben möchte und deshalb sogar mit der katholischen Kirche bricht. Nicht nur Nick ist jetzt verunsichert, wem er noch etwas sagen darf, ohne verhaftet zu werden, auch das Volk weiß es nicht mehr.

Und so verknüpft Rebecca Gablé wieder einmal geschickt gut recherchierte Fakten mit einer fiktiven Geschichte. Und ob sich wirklich alles so zugetragen hat oder nicht, das ist dem Hörer bei ihrem einfühlsamen Erzählstil eh egal. Hier sind viele spannende, schmunzelnde, aber auch tragisch unterhaltsame Stunden garantiert. Und die können auch problemlos genossen werden, wenn man die Vorgängerbände nicht kennt. Gablé macht es also auch Quereinsteigern leicht, der Faszination der Waringham-Sga zu erliegen.

_Das Hörerlebnis:_

„Bierstedt liest ausdrucksstark und unwahrscheinlich vielseitig“, sagt Rebecca Gablé laut Verlag über ihren Sprecher. Ich kann weder das eine noch das andere bestätigen. Mir fiel direkt auf, dass er am Anfang sehr gehetzt seine Zeilen runterhastet. Da fällt es schwer, sich fallenzulassen, wenn der Sprecher direkt so eine Hektik verbreitet, die nicht vom Skript vorgeschrieben ist. Danach verfällt er aber wieder in die eher monotone Sprechweise, die ich von ihm gewohnt war.

Die „Inszenierung“ dieser Lesung war für meine Ohren sehr inkonsequent, denn vom Einsatz von zur Szene passenden Geräuschen wird leider nur wenig Gebrauch gemacht und wenn, dann sind es auch gern mal zu viele. Als Nick durch Hampton streift, werden gleich so viele Effekte unter den Sprecher gemischt, dass das dabei entstehende Bild im Kopf des Hörers eigene Wege geht und der Sprecher fast stört. Wenn Nick aber seinen eingesperrten Vater besucht, erwischt die Tonregie genau das richtige Maß an Effekten und Musik, sodass diese Szene ein wirklich rundes Hörerlebnis bietet.

Der oftmals schön ausgewählte und die Story unterstützende Musik- und Klangteppich wertet die Lesung absolut auf. Detlef Bierstedt, der sonst eher als einschläfernder Sprecher bekannt ist, erfährt dadurch eine willkommene Unterstützung. So wirkt sein Vortrag nicht mehr saftlos, sondern zur Zeit passend gediegen. Zumindest in den Momenten, die mit Musik unterlegt sind oder wenn er wörtliche Rede vorliest.

Das meinte ich mit „inkonsequent“. Der Hörer bekommt also im Wechsel minutenlang einen Musikteppich als Unterlage zu hören oder nur den Sprecher. Ab und an gibts dann auch mal ein paar Effekte mit dabei, als könnte man sich nicht entscheiden, welches Stilmittel man denn benutzen möchte und vor allem wie oft und wie lange.

Bierstedt wirkt hörbar bemüht, die Geschichte um Nick so lebendig wie ihm möglich zu erzählen. Bei allem Verstellen der Stimme, wenn er den verschiedenen Charakteren wiedererkennbare Merkmale gibt, fühlt der Hörer leider die ganze Zeit über, dass Bierstedt abliest und nicht erzählt. Dazu klingt seine Stimme grad bei beschreibenden Stellen zu monoton, fast gleichgültig, weil er mit angezogener Handbremse liest. Nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Sprechgeschwindigkeit zu verändern, um aus dem Schwarz-Weiß-Film im Kopf einen sprühenden Farbfilm entstehen zu lassen, wäre ein probates Mittel gewesen. Aber das verwendet der Sprecher nur sporadisch und wenn, dann nur kurz. Danach geht es direkt weiter mit der gleichen langsamen Geschwindigkeit und die Dramatik ist dahin, da hilft dann auch die Musikuntermalung wenig. Manchmal ist auch nicht zu erkennen, ob die Charaktere sprechen oder der Sprecher die Szene beschreibt, weil beides mit der gleichen Geschwindigkeit und Sprachmelodie im Ohr des Hörers ankommt.

Wenn er in solchen Situationen auch noch durch die zwar zur Szene passende dramatische Musik übertönt wird, muss man schon genau hinhören. Denn manchmal klingt es so, als würde der Lautstärkeregler für den Sprecher recht abrupt heruntergezogen und der für die Musik nach oben geschoben, bis zu einem Punkt, an dem sie nicht mehr unterstützt, sondern störend ablenkt, wie die vorhin erwähnten „Mittelalter“-Geräusche.

_Der Sprecher:_

Detlef Bierstedt, 1952 geboren, ist einer der gefragtesten Synchronsprecher Deutschlands. Er leiht u. a. George Clooney, Jonathan Frakes („Star Trek“) und Bill Pullman („Independance Day“) seine Stimme. Insgesamt wirkte er in mehr als 1000 Film- und Fernsehproduktionen mit. (Verlagsinfo)

_Die Ausstattung:_

Die 12 CDs sind stilvoll verpackt. In zwei entfaltbaren Pappboxen stecken sie zusammen in einem Pappschuber. Vor und hinter den weinrot bedruckten CDs ist jede Menge Platz für Zusatzinfos, sodass das Fehlen eines Booklets nicht auffällt.

So gibt es ein Dankeswort der Autorin, ein Zitat aus dem Roman von Nicholas of Waringham, einen gezeichneten Stammbaum der Waringhams, eine gezeichnete Karte, die das England unter Henry VIII. zeigt, Lob aus der Presse, Werbung für die anderen Teile der Waringham-Saga, Infos zu Autorin und Sprecher und, sehr wichtig, eine sehr lange Auflistung aller beteiligten wichtigen Personen aus dem Roman. Wobei diejenigen noch mal gekennzeichnet wurden, die es tatsächlich gegeben hat.

_Mein Fazit:_

Warum Rebecca Gablé sich Detlef Bierstedt als Sprecher aussuchte, kann ich nicht nachvollziehen, warum sie so von ihm schwärmt, erst recht nicht. Ein lebendigerer und mit mehr Einsatz vor dem Mikro agierender Sprecher hätte so viel mehr aus der spannenden Geschichte um Nicholas of Waringham herausholen können und so dem Hörer ein intensiveres Erlebnis beschert. So bleibt der Kontrast zwischen einem weiteren unterhaltsamen und schönen Roman der „Waringham“-Reihe und einem bemühten Sprecher, der auch mit Musikuntermalung nicht in der Lage ist, den Hörer wirklich zu fesseln oder in die Story hineinzuziehen. Kopfkino ja, aber leider in Schwarz-Weiß.

|12 Audio-CDs
Spieldauer: 15:13 Std.
Gelesen von Detlef Bierstedt
ISBN: 978-3-7857-4567-0|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

Audible bietet auch eine ungekürzte Lesung an, die 35 Stunden Spieldauer bietet. Auch hier liest Detlef Bierstedt.

Wer erst einmal in die Lesung reinhören möchte, der kann unter [diesem Link]http://www.luebbe.de/Hoerbuecher/Historisches/Details/Id/978-3-7857-4567-0# beim Verlag hörprobieren.

_Rebecca Gablé bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Siedler von Catan“ 1218 (Hörbuch)
[„Die Siedler von Catan“ 258
[„Das Lächeln der Fortuna“ 1522 (Hörbuch)
[„Die Hüter der Rose“ 1733
[„Das Spiel der Könige“ 4129
[„Das zweite Königreich“ 4541 (Hörspiel)
[„Hiobs Brüder“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5953