Chandler, David – Metropole der Diebe, Die (Ancient Blades 1)

_|Ancient Blades|_:

Band 1: _“Die Metropole der Diebe“_
Band 2: „Das Grab der Elfen“ (April 2012)

_Malden ist ein_ Hurenbastard. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum er es nicht zu einem ehrlichen Beruf gebracht hat. Malden ist fürs Stehlen sozusagen geboren. Bei der Wahl seines letzten Zieles hat er allerdings einen Missgriff getan! Nun steht er vor Cutbill, dem Oberhaupt der Diebesgilde, und gleichzeitig vor der Wahl, zu unverschämten Bedingungen derselben beizutreten oder abgemurkst zu werden. Eine Wahl mit weitreichenden Folgen …

_Dass Malden dermaßen_ zwischen die Fronten gerät, liegt nicht nur an seinen Entscheidungen, sondern auch an den Umständen. Die Stadt Ness, in der Malden lebt, genießt einen Sonderstatus im Königreich Skrae: Ihre Bewohner sind alle freie Bürger, zumindest, solange sie die Stadt nicht verlassen. Denn das Reich gründet sich auf einem Feudalsystem, in dem jeder, der nicht über ein eigenes Stück Land verfügt, automatisch ein Sklave oder ein Leibeigener ist. In Ness gibt es weder Sklaverei noch Leibeigenschaft, was zumindest die theoretische Möglichkeit eröffnet, dass ein Mann wie Malden trotz seiner niedrigen Geburt es dort zu etwas bringen kann.

Praktisch stößt Malden jedoch schon bald an die Grenzen dieser Theorie, und das stört ihn ganz erheblich, denn seine eingeschränkte Bewegungsfreiheit zwingt ihn dazu, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, denen er sonst lieber aus dem Weg gehen würde. Malden ist behände, geschickt und hat Köpfchen. Aber abgesehen davon, dass eine zugespitzte Ahle die einzige Waffe ist, die einem Mann seiner Standes erlaubt ist, hat er nie gelernt zu kämpfen. Wie es sich für einen Dieb gehört, benutzt er seine Hände und Füße zum Beutel aufschlitzen und Weglaufen, oder zum Klettern, Schlösser knacken und dann weglaufen. Weglaufen ist allerdings innerhalb des begrenzten Raumes einer Stadt nur bedingt möglich, im Hinblick auf Maldens Verfolger eher gar nicht.

Die Verfolger reichen von der gewöhnlichen Stadtwache über einen mächtigen Ritter bis hin zu einem noch mächtigeren Zauberer. Dass der Ritter aus Verbitterung seinen Ehrenkodex über Bord geworfen hat, und der Zauberer ein arroganter Menschenverächter ist, macht die Sache nicht einfacher. Zum Glück hat Malden sich bewegen lassen, einen Mann namens Kemper vor der Folter zu retten. Der zechfreudige Falschspieler besitzt ein paar bemerkenswerte Fähigkeiten und ist aus Dankbarkeit bereit, Malden mit einigen davon zu unterstützen. Ob Malden sich auch über die Unterstützung von Croy freuen soll, weiß er nicht so recht. Zwar ist Croy ebenfalls ein mächtiger Ritter, im Gegensatz zu Maldens Verfolger jedoch seinem Ehrenkodex dermaßen verhaftet, dass es schon naiv anmutet. Das hat durchaus bedenkliche Auswirkungen auf Croys Methoden!

Mit solchen Jägern auf den Hacken und solchen Kameraden an der Seite ist es kein Wunder, dass Maldens Zwickmühle immer enger wird, bis die Situation schier aussichtslos erscheint. Im selben Maße zieht auch die Spannung immer mehr an. Aber nicht nur die gegensätzlichen Interessen sämtlicher Beteiligten, in deren Netz Malden sich immer mehr verstrickt, machen die Sache spannend, auch Maldens berufliche Tätigkeit bringt Abwechslung in die Geschichte, wenngleich manches Hindernis wohl den ungewöhnlichen Zielobjekten geschuldet ist, die Malden unter dem Druck der Umstände aufsucht. Eine Prise Unterweltflair, wenn Malden mit Cutbill zu tun hat, ein Quentchen Magie, wenn er dem Zauberer in die Quere kommt, ein Schuss Kriminalistik in der Frage, wer nun eigentlich der Drahtzieher des Ganzen ist, und der Hauch einer Romanze sind die Zutaten, mit denen David Chandler sein Abenteuer abgerundet hat.

_Mir hat dieses Abenteuer_ gut gefallen. Zwar ist die Charakterzeichnung nicht unbedingt allzu tiefgründig, trotzdem nimmt man jeder Figur ihre Motive und Handlungen ab, selbst dem etwas überzeichneten Croy, weil seine Darstellung irgendwie mit einem Augenzwinkern daherkommt. Vor allem Malden ist ein sympathischer Protagonist, der nicht deshalb zum Helden wird, weil er von einer Prophezeiung dazu ausersehen ist oder plötzlich ungeahnte, geheime Fähigkeiten an sich entdeckt, sondern weil er sich mit dem zu helfen weiß, was er kann und ist. Auch die Welt, die der Autor für seine Geschichte entworfen hat, ist nicht allzu detailliert beschrieben. Die Stadt ist knapp, aber präzise und durchaus stimmungsvoll skizziert, ebenso die Magie. Ausschmückungen, die nicht unmittelbar die Handlung betreffen, fehlen dagegen völlig, was der Spannung zugutekam. Die verschiedenen Aspekte der Geschichte ergaben ein nahtloses Stück ohne logische Brüche oder bemühte Unwahrscheinlichkeiten, das sich flüssig liest und aufgrund der vielfältigen Würze niemals langweilig wird. Sehr gelungen.

_David Chandler_ lebt in New York und arbeitete für die Uno, ehe er mit dem Schreiben begann. „Die Metropole der Diebe“ ist der erste Band seines Zyklus |Ancient Blades|, der im April nächsten Jahres mit dem Titel „Das Grab der Elfen“ fortgesetzt wird.

|Taschenbuch: 484 Seiten
Originaltitel: |Den of Thieves|
Deutsch von Andreas Decker
ISBN-13: 978-3492267540|
[www.piper-verlag.de]http://www.piper-verlag.de/piper/index.php

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