David Hair – Die scharlachrote Armee (Die Brücke der Gezeiten 3)

Die Brücke der Gezeiten

Band 1: Ein Sturm zieht auf“
Band 2: Am Ende des Friedens“
Band 3: „Die scharlachrote Armee“
Band 4: „Die Waffen der Wahrheit“ (19.10.2015)
Band 5-6: „Unholy War“ (noch ohne dt. Titel)

Nachdem Ramita ihren Ehemann verloren hat, sieht sie einer grauenhaften Zukunft entgegen. Ihr einziger Gedanke ist deshalb der an Flucht. Bisher ist es ihr gelungen, ihre Gnosis vor ihren Feinden zu verbergen. Doch um die einzige Person, der sie noch vertraut, zu erreichen, muß sie die Gnosis einsetzen …

Kaum haben Alaron und seine Freunde es geschafft, die Skytale an sich zu bringen, hat Cym sich damit aus dem Staub gemacht. Zusammen mit Hauptmann Muhren macht Alaron sich daran, sie zu verfolgen, allerdings sind sie sich über die Richtung nicht ganz einig. Schließlich gibt Alaron nach … was fatale Folgen hat!

Elena ist sein Ceras Verrat nicht mehr Herr ihres Körpers. Der Geisterbeschwörer Sordell hat sich in ihr eingenistet. Aber so, wie Elena ihn nicht einfach vertreiben kann, kann Sorell sie nicht einfach zum Schweigen bringen. Also wehrt Elena sich auf die einzige, ihr mögliche Art: Sie überschüttet Sordell in seinem Geist mit Hohn und Spott …

Die Leviathanbrücke ist nun passierbar, und eigentlich hatte ich in diesem Band bereits mit dem Ausbruch des Krieges gerechnet. Aber David Hair lässt sich nicht drängen, und das ist eigentlich gut so. Er bleibt in jeder Hinsicht realistisch, auch, was das Übersetzen von mehreren tausend Mann über eine dreihundert Meilen lange Brücke angeht. Tatsächlich steht der Krieg am Ende des Buches noch immer bevor.

Ganz ohne Scharmützel geht es aber doch nicht ab. Ein Kontingent von mehreren Magiern, Reitern und Fußsoldaten ist mit Windschiffen vorausgeflogen, um den marschierenden Truppen den Rücken freizuhalten, damit sie nicht von der Brücke herunter direkt in den Gegner hineinlaufen. Eine Aktion, die nicht nur ausgesprochen blutig, sondern vor allem hinterhältig abläuft.

Auch ein Attentat auf Gurvon Gyle, Ramitas Flucht sowie Alarons Konfrontationen mit der Inquisition bieten immer wieder kurze Actionsequenzen. Im Großen und Ganzen verläuft aber auch dieser Band eher ruhig. Dass es trotzdem niemals langweilig wird, liegt zum einen daran, dass die Handlung sich immer wieder in unerwartete Richtungen bewegt, wie zum Beispiel bei Alaraons Sprung von der Klippe. Zum anderen liegt es an der gelungenen Charakterzeichnung.

Vor allem Kazim und Justina sind interessant.

Die bisherige Selbstsicherheit und Arroganz der Magierin entpuppt sich als Fassade. Trotz ihrer Macht flüchtet sie vor der Wirklichkeit in den Opiumrausch, und ausgerechnet die zarte, von ihr als schwach und billig verachtete Ramita muss sie zur Raison bringen.

Kazim seinerseits hat sich in Widersprüchen verheddert. Er kann nicht akzeptieren, dass er ein Seelentrinker ist, schon gar nicht angesichts der Veränderungen, die mit seiner Schwester Huriya vor sich gehen, seit die alte Sabele sie unterrichtet. Und was er aus der Seele von Antonin Meiros erfahren hat, passt so gar nicht zu seinem Bild von den verhassten Magi, dafür passt das Verhalten seiner eigenen Verbündeten Rashid, Gatoz und Alyssa umso besser dazu. Zwar trägt er die Lehren der Hadischa noch immer wie einen Schild vor sich her, doch der bröckelt …

Bei den übrigen Charakteren ist die Entwicklung zwar nicht ganz so stark, die Darstellung ist jedoch bei allen sehr eindringlich und intensiv.

So folgt der Leser den Figuren durch Intrigen und Kämpfe, Flucht und Verfolgung, ohne zu merken, wie die Seiten unter seinen Augen dahinschmelzen. Auf einmal ist das Buch zu Ende, natürlich nicht, ohne sämtliche Sympathieträger an einer prekären oder ungewissen oder gar bedrohlichen Situation zurückzulassen.

Bleibt zu sagen, dass dieser Zyklus von Anfang an jedes seiner Versprechen gehalten hat. Trotz seiner Vielschichtigkeit kam es nirgends zu logischen Brüchen, die Figuren sind plastisch und lebendig, die Handlung abwechslungsreich, wenig vorhersehbar und jederzeit interessant bis spannend. Was kann ein Leser sich mehr wünschen? Eigentlich nur die Veröffentlichung des nächsten Bandes.

David Hair lebt mit seiner Familie in Neuseeland und war ursprünglich im Finanzsektor tätig. Eine Reise nach Indien gab den Anstoß, seinen Traum vom Schreiben zu verwirklichen. Inzwischen hat er zwei Jugendbuchzyklen veröffentlicht, Aotearoa sowie The Return of Ravana. Beide sind auf Deutsch bisher nicht erhältlich. Die Brücke der Gezeiten ist sein erster Zyklus für Erwachsene, der im englischen Original inzwischen bis Band drei gediehen ist. „Die scharlachrote Armee“ ist die erste Hälfte des zweiten Originalbandes, die zweite Hälfte erscheint im Oktober unter dem Titel „Die Waffen der Wahrheit“.

Broschiert 512 Seiten
Originaltitel: „Scarlet Tides“
Deutsch von Michael Pfingstl
ISBN-13: 978-3764531393

davidhairauthor.com/
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