Davis, Alan – Fantastischen Vier, Die – Das Ende (100 % Marvel 29)

_Story_

Viele Jahre sind ins Land gezogen, seit die Fantastischen Vier zum letzten Mal Seite an Seite gekämpft haben. Doch nach jenem schicksalhaften Tag, an dem Victor Doom die beiden Kinder von Reed Richards im Kampf tötete, war der Funke endgültig erloschen und trennte das einst so erfolgreiche Mutantenteam voneinander. Das Ding führt seither ein friedfertiges Familienleben auf dem Mars, die Fackel kämpfte zwischenzeitlich bei den Rächern, Sue galt jahrelang als verschollen, weil auch sie den Tod von Franklin und Valeria nicht verkraften konnte, und Reed arbeitet derweil an einer Maschinerie, die ihm die Reisen durch den Weltraum gehörig vereinfachen soll.

Eines Tages jedoch droht der Erde, die mittlerweile zum friedlichen Utopia emporgestiegen ist, eine neue Gefahr. Aus den Tiefen der Galaxis greift eine Truppe mysteriöser Anarchisten an, um die Quarantäne der Schurken endgültig zu beenden. John spürt die Gefahr als Erster und begibt sich an der Seite des Silver Surfer umgehend zu Ben auf den Mars. Allerdings ist dieser historische Moment für beide nur teilweise erfreulich, denn wie sie beide schmerzlich erfahren müssen, besteht insgesamt kein großes Interesse mehr an der Rückkehr der Fantastischen Vier. Doch extreme Situationen erfordern extreme Interventionen – und so treffen eines Tages doch wieder vier einst verbündete Superhelden aufeinander, um das Chaos in der Galaxie erneut in Ordnung zu bringen und Vergeltung für das harte Schicksal der Vergangenheit zu üben.

_Persönlicher Eindruck_

„Das Ende“, ein recht kontroverser Titel, wenn man mal bedenkt, inwieweit die Welt der |Marvel|- und |DC|-Comics in den letzten Jahren an Glaubwürdigkeit eingebüßt hat, nachdem derartige Ankündigungen meist schon nach wenigen Monaten wieder ad absurdum geführt wurden. Insofern ist die Skepsis über ein vorzeitiges Finale auch im Hinblick auf die Fantastischen Vier durchaus berechtigt, schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass sich das Quartett um Chefdenker Reed Richards dazu entschließen sollte, die Karriere an den Nagel zu hängen.

In diesem Sonderband aus der Reihe „100 % Marvel“ gehört jener Prozess allerdings schon der Vergangenheit an; die vier Protagonisten sind längst in alle Winde verstreut und haben sich seit ewigen Jahren nicht mehr gesehen. Sue und Reed Richards haben sich fast vollständig von der zivilisierten Welt distanziert, weil sie nach dem plötzlichen Tod ihrer Kinder im Kampf gegen Victor Doom kaum mehr Sinn im eigenen Fortbestehen sahen. So ging auch das berüchtigte Pärchen fortan getrennter Wege und ließ nicht nur die Familie, sondern auch die dramatische Vergangenheit komplett hinter sich.

Das Szenario, das Alan Davis nun, etliche Jahre nach jenem tragischen Ereignis, auffährt, ist daher zunächst auch ziemlich ungewöhnlich, um nicht zu sagen gewöhnungsbedürftig. Die Erde lebt seit einiger Zeit in Frieden, während die Riege der Schurken ohne Ausnahme in eine ferne Quarantäne versetzt wurde, um jenes friedliche Miteinander zu gewährleisten. Innerhalb dieses Settings sind auch die Hauptakteure kaum mehr wiederzuerkennen. Ben Grimm alias Das Ding ist endlich mit sich im Reinen und hat eine Möglichkeit entdeckt, seine Gestalt wieder in die eines Menschen zu verwandeln. Er lebt in beständiger Harmonie mit seiner Familie auf dem Mars und lüstet definitiv nicht mehr nach den Zwistigkeiten gegen die Elite der Superschurken. Auch Sue und der völlig zerstreute, stark gealterte Reed sind nur noch ein Schatten ihrer Selbst und als Identifikationsfiguren keinesfalls mehr geeignet. Depressiv auf der einen, fast schon gefühlskalt auf der anderen Seite, geben sie ein trauriges Bild ab und beschreiben ein Szenario, wie es sich Fans der Fantastischen Vier sicherlich nicht als optimale Zukunftslösung vorstellen würden.

Diesbezüglich hat Davis zweifelsohne einen interessanten Rahmen für seine Story geschaffen und sich auch sehr gut vom klischeehaften Treiben, welches oft derartige Finals ziert, gelöst. Allerdings wirkt seine Geschichte bisweilen einfach zu selbstverliebt und unstrukturiert. Der Autor, selbst ein riesiger Fan der bereits 1961 vom legendären Stan Lee ins Leben gerufenen Reihe, ließ es sich nicht nehmen, alle elementaren Charaktere in seine Handlung aufzunehmen und somit einen wahren Overkill an Action und Informationen zu verbraten, unter dem der stringente Fluss der Handlung ein wenig leidet. Des Weiteren sind die Übergänge zwischen den einzelnen Situationen selten fließend. Davis springt allerorts umher, was gerade zu Beginn für reichlich Verwirrung sorgt, zumal immerzu weitere Nebenstränge eröffnet werden. Die Fronten sind erst abgesteckt, als die Story bald zu Ende geht, gerade auf Seiten der Schurken, wo man kaum ausmachen kann, wer die Anarchisten nun tatsächlich anführt. Stattdessen schien es dem Autor wichtiger, möglichst viele berüchtigte Figuren wie Annihilus, Galactus, den Super-Skull und natürlich auch Victor Doom einzubeziehen, was ihn letztendlich auch daran hindert, inhaltlich fokussiert zu arbeiten.

Dennoch ist „Das Ende“ in Relation zu vergleichbaren Werken sicherlich ein lesenswerter Comic, der sich nach anfänglicher Komplexität langsam aber sicher zu einem heldenhaften Bombastwerk entwickelt und alleine schon wegen des hohen Maßes an Action den Fan der klassischen Serie überzeugen sollte. Alan Davis, der im Übrigen auch den Part des Zeichners übernommen hat, und das weitestgehend zufriedenstellend, hat zwar sicherlich keine Blaupause eines „Fantastic Four“-Comics abgeliefert, aber eine durchweg eigenständige, grundsolide Story, deren Unterhaltungswert mit wachsender Seitenzahl deutlich steigt und den treuen Anhänger schlussendlich überzeugen sollte.

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