Neil Gaiman ist wieder da. Genauer gesagt: Der Sandman ist es, alias Morpheus, Lord Dream oder der Herr der Träume. So genau trennen kann man das nicht. Obwohl der Sandman seinen Ursprung im Superhelden-Kosmos des Golden Age hat und obwohl Gaiman noch diverse andere Veröffentlichungen vorweisen kann, sind er und seine Figur nahezu untrennbar miteinander verbunden. Verwunderlich ist das nicht. Die |Sandman|-Serie sticht aus Gaimans Gesamtwerk allein wegen ihres bloßen Umfangs heraus. Hinzu kommt, dass Gaiman mit seiner eigenwilligen Neuinterpretation des Sandman mal eben einen Meilenstein der Comic-Literatur hingeworfen hat. Titel wie „Die Bücher der Magie“ und „Fables“ profitieren noch heute davon.
Nun bereitet |Panini| hierzulande den Neustart der Serie vor. In insgesamt vierzehn Bänden soll sie in den nächsten Jahren veröffentlicht werden. Der erste Band „Ewige Nächte“ ist im Januar 2007 erschienen. Er enthält sieben Kurzgeschichten, die paradoxerweise Gaimans letzte Arbeiten am |Sandman|-Universum darstellen. In den USA sind sie 2003 erschienen, lange nachdem die Serie bereits abgeschlossen war. So ergibt es Sinn, wenn Gaiman im Vorwort wissen lässt: „Diese Geschichten zu schreiben, war wie nach Hause zu kommen.“
Taktisch ist es kein dummer Schachzug, mit „Ewige Nächte“ die Reihe der Veröffentlichungen zu beginnen. Das hat mehrere Gründe. Zunächst sind da die alten Leser, die die Serie bereits kennen. Sie freuen sich über brandneues Material, das bisher noch nicht auf Deutsch veröffentlicht wurde. Dann sind da die neuen Leser, denen ein guter Einstieg in die Serie geboten wird. Die sieben Kurzgeschichten präsentieren die sieben Ewigen, von denen der Namensgeber der Serie einer und eben der wichtigste ist. So lernen neue Leser auf unkomplizierte Weise das |Sandman|-Universum kennen, ohne Fragmente sammeln zu müssen, wie es stellenweise bei den älteren Geschichten der Fall war.
Hinzu kommt aber noch ein anderer Punkt. Als Neil Gaiman mit dem |Sandman| Anfang der Neunziger loslegte, war er zwar schon ein begnadeter Geschichtenerzähler, aber er wollte noch viel Neues ausprobieren. Manchmal ging das schief. Mittlerweile dürfte er routinierter sein, sicher im Umgang mit Werkzeugen und Techniken. Das bekommt auch „Ewige Nächte“ zu spüren. Neil Gaiman ist voll da. Unterstützt wird er von sieben Zeichnern, die auf eindrucksvolle Weise die Persönlichkeiten der sieben Ewigen in Bildern umsetzen.
Wie bei einer Sammlung von Kurzgeschichten nicht anders zu erwarten, gefallen einige mehr und andere weniger. Zu den Höhepunkten von „Ewige Nächte“ gehört sicherlich die erste Geschichte, „Tod in Venedig“, umgesetzt von P. Craig Russell. Auch die anderen Episoden sind großartig erzählt, wenngleich vielleicht mit etwas weniger Eleganz und Eindringlichkeit. Bewundernswert ist das ausgeglichene Verhältnis zwischen künstlerischem Anspruch und Mainstream-Comic, was ebenso die grafische wie die inhaltliche Arbeit betrifft. Davon könnten sich zahlreiche neuere Fantasy-Publikationen eine Scheibe abschneiden.
Wenn die Arbeit an „Ewige Nächte“ für Neil Gaiman war, wie nach Hause zu kommen, so bleibt zu hoffen, dass er sich mal wieder öfter beim alten |Sandman| blicken lässt. Gaiman werden Ambitionen nach Hollywood unterstellt, weil sich als Drehbuchautor mehr Geld verdienen lässt. Wünschen wir ihm dabei viel Glück. Den |Sandman| wird er eh nicht mehr los.
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_Neil Gaiman bei |Buchwurm.info|:_
[„Sternwanderer“ 3495
[„American Gods“ 1396
[„Coraline – Gefangen hinter dem Spiegel“ 1581
[„Die Wölfe in den Wänden“ 1756
[„Die Messerkönigin“ 1146
[„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“ 1363
[Verlassene Stätten 2522 (Die Bücher der Magie, Band 5)
[Abrechnungen 2607 (Die Bücher der Magie, Band 6)