Hohlbein, Wolfgang & Heike – Zauberin von Märchenmond, Die

Nach dem eigentlichen Ende der sehr erfolgreichen „Märchenmond“-Trilogie – seit dem Beginn der Serie 1982 gab es immerhin mehr als vier Millionen verkaufte Exemplare alleine in Deutschland – hat sich Wolfgang Hohlbein zusammen mit seiner Frau Heike ein Herz gefasst und doch noch einen vierten Teil nachgeschoben. Die in diversen Foren angemerkte Skepsis eingeschworener Fans ist dabei durchaus zu verstehen; schließlich konnte der Autor mit „Die Zauberin von Märchenmond“ trotz seiner Reputation auch nur verlieren, denn dass er an den Erfolg der alten Bücher anknüpfen würde, war nicht zu vermuten. Doch dann realisiert man irgendwann auch wieder, wer genau dieses Buch verfasst hat, und warum dieser Mann im Fantasy-Bereich einen schier übermächtigen Status hat – und schon muss man wieder zufrieden grinsend anerkennen, dass der Mann ganze Arbeit geleistet hat.

_Story_

Eigentlich hat Rebekka gar keine Lust darauf, zusammen mit ihren Eltern einen Urlaub auf dem Land zu verbringen. Und als sie in besagter Idylle ankommen, fühlt sich das pubertierende Mädchen auch bestätigt, denn der Zielort Craisfelden hat ihr nicht sonderlich viel zu bieten. Auch die Mädchen, mit denen Rebekka dort um die Häuser zieht, gefallen ihr nicht sonderlich, helfen aber zumindest, ihre Langeweile zu unterdrücken. Doch dann ändert Rebekka plötzlich ihre Meinung: In einem Kellergewölbe stößt sie auf das Tor in eine andere Welt, eine Welt, die sie in ihrer Kindheit schon einmal entdeckt hat, nämlich das Land Märchenmond. Allerdings ist dort nichts mehr so, wie es noch damals, bei ihrem letzten Besuch, war. Die träumerische Atmosphäre ist der Finsternis gewichen, und statt Zauberwesen trifft sie auf fiese Ungeheuer, die deren Stelle übernommen haben.

Und diese Ungeheuer werden auch zur größten Bedrohung für Rebekka, denn sie ist die einzige Person, die durch ihre Zauberkraft noch das Ende von Märchenmond abwenden kann. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden, dem Gräuel Schnapp, der stotternden Elfe Scätterling und den Zwillingen Torin und Toran lässt sie sich auf ein gefährliches Abenteuer ein, bei dem sie die Welt von Märchenmond vor dem Unheil retten muss, um wieder zurück nach Hause zu kommen.

_Meine Meinung_

Wolfgang Hohlbein hat einfach einen unheimlich schönen Schreibstil, der uns auch in diesem Buch wieder über die ein oder andere in die Länge gezogene Passage weiterhilft. Denn obwohl die Geschichte im Grunde genommen wieder sehr schön aufgebaut ist, lässt sich nicht leugnen, dass in den mehr als 800 Seiten des Buches so manche Passage enthalten ist, die man etwas kürzer hätte fassen können. Für meinen Geschmack hätte man sich auch in der einleitenen Geschichte um das Mädchen, dass keine Lust auf den langweiligen Urlaub hat, aufs Wesentliche beschränken können, denn im Gegensatz zur Handlung in Märchenmond ist die Erzählung zu Beginn noch ziemlich dröge, und man wartet irgendwann nur noch fiebrig auf den Moment, in dem Rebekka in die Welt eintaucht, die sie in ihrer Kindheit bereits mit ihrem Bruder Kim betreten hat. Andererseits: Zum besseren Verständnis und zur Identifikation mit den Eigenheiten der Hauptdarstellerin kann man den Einstieg durchaus akzeptieren.

Richtig gut wird der Roman dann aber erst, als Rebekka ihre neuen Freunde trifft, die ihr vom Schicksal Märchenmonds erzählen. Mit sehr einfachen Beschreibungen und Darstellungen – schließlich handelt es sich hier eigentlich auch ’nur‘ um Jugendliteratur – gelingt es dem Autor zusammen mit der ebenfalls beteiligten Heike Hohlbein, eine sehr schöne, fast schon märchenhafte (nomen est omen) Atmosphäre zu erschaffen, die einen schönen Unterbau zu den vielen Abenteuern, die Rebekka und ihre Gefolgschaft erleben, bietet.

Schade ist nur, dass es zwischenzeitlich schon einmal etwas unübersichlich wird, weil man trotz des durchaus vorhandenen Raums nicht näher auf Details eingeht und stattdessen einen Handlungsstrang bis zum Schluss hin unbeendet lässt. Hohlbein legt zwar sehr großen Wert auf ständige Veränderung durch die immer neuen Aufgaben, die gelöst werden müssen, vergisst aber zeitweise, einen Gedanken konsequent zu Ende zu führen. Dennoch bricht die Handlung aber nie in Hektik ab, und eigentlich sind die hier beschriebenen Mängel auch nicht so gravierend, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, aber trotzdem wünscht man sich, dass der Autor nicht schon auf das nächste Ziel blickt, wenn er die vorangegangene Etappe noch gar nicht gemeistert hat.

Kleine Schwächen, nicht viel mehr, denn ansonsten ist „Die Zauberin von Märchenmond“ ein sehr schönes Buch mit wirklich toll umschriebenen (teils auch schon bekannten) Charakteren und Landschaften, einer sich stets wandelnden Erzählung und durchgängig auf hohem Level angesiedelter Spannung. Ob Hohlbein damit rein erfolgstechnisch an besagte Trilogie wird anknüpfen können, wird sich zeigen, aber abgesehen von den flüchtig auftretenden Kritikpunkten gibt es eigentlich keinen Grund, sich als Fan der Reihe nicht auch den vierten Teil zuzulegen. Hohlbein ist nunmal Hohlbein, und dies zeigt sich gerade in einem solchen Buch, wo das prinzipiell nicht ganz so geniale Resultat durch den tollen Schreibstil wieder weitestgehend kaschiert werden kann. Und erst das macht einen Autor der Extraklase aus …

http://www.maerchenmond.de/

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