Jaud, Tommy – Überman

Mit Simon Peters ist es so eine Sache: Es ist ein ständiges Auf und Ab für ihn. In „Vollidiot“ hat er noch die Milchaufschäumerin im gegenüberliegenden Starbucks angehimmelt, ohne sich zu trauen, sie überhaupt mal anzusprechen. Aber in „Millionär“ war ihm dann plötzlich das Glück hold, denn am Ende hatte er tatsächlich unverhofft das Geld in der Tasche, um eine unliebsame Nachbarin loszuwerden. Im neuen Roman „Überman“ allerdings fällt Simon erneut in ein tiefes Loch …

_Zurück auf Los_

Eigentlich hatte Simon Peters ausgesorgt: Mit seinem Freund zusammen hat er vier Millionen Euro gemacht, sodass selbst nach Abzug der Steuer für jeden mehr als eine Million Euro übrig waren. Doch statt sich damit wie sein Geschäftspartner ein schönes Leben zu machen, kauft Simon über den windigen Finanzberater Sarantakos rumänische Waldfonds. Und dann dauert es nicht lange, bis sein Portfolio die stolze Zahl von minus 211,2 Prozent anzeigt. Simon ist komplett pleite, sein Dispo bis ans Limit ausgereizt und dann kommt auch noch ein ziemlich offiziell aussehender Brief, der Simon Peters darauf aufmerksam macht, dass er eine Summe in sechsstelligem Bereich an Steuern nachzahlen muss …

Als Simon schon dachte, es könne nicht schlimmer kommen, eröffnet ihm Freundin Annabelle auch noch, dass sie ihren Job gekündigt hat, um ein Studium an einer teuren Privatuni aufzunehmen, für das sie zudem eine zweite Wohnung benötigen würde. Simon fällt aus allen Wolken. Doch er wäre nicht Simon Peters, wenn er in dieser Situation verzweifeln würde. Stattdessen fasst er neue Pläne: Als Erstes will er Jamie Oliver verklagen, der kackfrech behauptet, man könne seine Gerichte in 30 Minuten nachkochen, Simon dagegen braucht stolze 1221 Minuten – inklusive der Lieferzeit für die benötigte Küchenmaschine. Aber auch den 21. Dezember 2012 will er sich zunutze machen, schließlich steht der Weltuntergang bevor. Simon beschließt, einen Bunker zu mieten, voll auszustatten und Bunkerplätze teuer zu verkaufen. Als der Plan scheitert, sattelt Simon um und nutzt stattdessen einen urigen Weinkeller für seine Zwecke.

Doch ob die Welt am 21. Dezember wirklich untergeht? Zumindest für Simon? Das sei natürlich nicht verraten.

_Superman – Überman – Simon_

Simon Peters bleibt nicht viel Zeit um sich aus seiner Finanzmisere herauszulavieren, also will er sich von seinem Hausarzt Tabletten verschreiben lassen, die ihn bis zum Stichtag der Steuernachzahlung wach halten. Doch dieser empfiehlt Simon stattdessen eine ganz neue Schlaftechnik – die Überman-Schlaftechnik. Nur zwei Stunden Schlaf, verteilt auf regelmäßige 20-Minuten-Nickerchen sollen demnach ausreichen. So zumindest die Theorie. Aber bei Simon klappt natürlich nie etwas nach Plan, also fällt er auch schon mal „an sehr kostspieliger Stelle“ für etliche Stunden in den Tiefschlaf. Natürlich wartet Tommy Jaud hier wieder mit den abstrusesten Situationen auf.

Tommy Jaud schreibt nicht einfach nur witzige Unterhaltungsliteratur, sondern seine Bücher sprühen von der ersten bis zur letzten Zeile vor Gags. Es gibt kaum einen Satz, der nicht irgendeinen Witz enthält, auch alltägliche Situationen sucht man vergeblich, denn in Simon Peters Leben ist nichts alltäglich, dafür sorgt er schon selber. Simon ist ein so chaotischer, meist selbstsüchtiger, aber dennoch liebenswerter Charakter und es ist eine Freude, ihn in seinem Leben ein Stückchen zu begleiten. Er verscherzt es sich in „Überman“ nach und nach nicht nur mit all seinen Freunden – schlussendlich verliert er bei Facebook sämtliche Freunde -, sondern auch mit seiner Freundin Annabelle. Aber aufgeben gilt natürlich nicht, und das führt dazu, dass Simon Peters von einer Katastrophe in die nächste stolpert.

Bislang habe ich Tommy Jauds Bücher stets als Hörbuch konsumiert und mich köstlich amüsiert und lauthals lachen müssen – egal, wo ich gerade gehört habe. Nicht nur Christoph-Maria Herbst, sondern auch Jaud selbst überzeugten als Sprecher auf ganzer Linie und feuerten gekonnt ein Feuerwerk an Gags ab. „Überman“ war das erste Buch von Tommy Jaud, das ich selbst gelesen habe – und wird auch das Letzte bleiben. Nicht weil mir das Buch nicht gefallen hat, sondern weil man es einfach hören muss! Eine Lesung ist um so vieles lebendiger, dass sie den tollen Witzen aus Jauds Feder das i-Tüpfelchen aufsetzt.

_5 Sterne mit Einschränkung_

Wer die anderen Geschichten von Simon Peters kennt, muss unbedingt auch zu „Überman“ greifen, denn Tommy Jaud ist sich wieder auf ganzer Linie treu geblieben. Dennoch kann ich das Buch nur mit Einschränkung empfehlen, denn die Hörbücher sind einfach noch um ein Vielfaches lustiger und unterhaltsamer. Also: Unbedingt zugreifen, allerdings zum Hörbuch!

|Hardcover, 368 Seiten
ISBN-13: 978-3-651-00032-2|
http://www.fischerverlage.de

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