Krämer, Manfred H. – Raben vom Mathaisemarkt, Die

Tatort Bergstraße! Der Schriesheimer Mathaisemarkt wird überschattet von einem mysteriösen Mord: Eines Morgens findet der Betreiber des größten transportablen Riesenrades der Welt einen Mann auf ebendiesem Riesenrad. Raben umschwirren den dort aufgehängten Mann, der offensichtlich bereits seinen letzten Atemzug getan hat. Die resolute Elke Lukassow von der Heidelberger Polizei wird gemeinsam mit ihrem Kollegen Frank Furtwängler, kurz Frankfurt, zum Tatort gerufen. Schnell veranlasst sie, dass der am Riesenrad aufgehängte Mann hinab gelassen wird, um zu überprüfen, ob dieser tatsächlich tot ist. Als die Polizisten den toten Mann vor sich haben, bemerken sie, dass es sich bei dem Opfer um den bekannten Lokalpolitiker Ludwig Helland handelt, dem man die Taschen voll mit Geldscheinen gestopft hat. Über 13000 Euro finden sich an der Leiche. Was hat dieser bizarre Mord zu bedeuten?

Lothar Zahn, kurz Tarzan, plagen derweil ganz andere Sorgen: Ein Besuch im Casino hat die Spielleidenschaft in ihm geweckt. Zudem hat er dort einen alten Bekannten getroffen – nämlich Magic, der behauptet, ein todsicheres System fürs Roulette entwickelt zu haben. Mit Tarzans Hilfe sahnt er in einem illegalen Casino, in dem zu der Zeit die Einsatzlimits ausgesetzt waren, kräftig ab. Auch Tarzan macht Gewinne und versucht kurz darauf auf eigene Faust sein Glück – doch ohne Erfolg. Er verspielt sein ganzes Geld, trifft vor der Tür des Casinos aber auf einen Mann, der ihm ebenfalls das perfekte System verspricht, wenn er ihm denn 500 Euro dafür gibt. Da er gleichzeitig seine Kreditkarte als Sicherheit bietet, geht Tarzan auf den Deal ein, hebt 500 Euro für den Mann und weiteres Geld zum Spielen ab, doch wieder verliert er und der dubiose Kerl vor dem Casino ist natürlich längst über alle Berge. Tarzan ist verzweifelt! Als seiner Freundin Solo beim Geldabheben die Karte eingezogen wird, entdeckt sie das Debakel auf den gemeinsamen Konten und schmeißt Tarzan kurzerhand raus. Der wiederum sucht Zuflucht bei Magic, der ihm einen Job in einem „Gästehaus“ anbietet, das illegales Casino und Puff gleichermaßen ist.

Wie der Zufall es will, hängen natürlich beide Handlungsstränge zusammen, und so entdeckt Tarzan in seinem neuen Job wichtige Informationen über Ludwig Helland und diejenigen, die hinter dessen Ermordung stecken. Als er Lukassow, den alle nur wenig liebevoll den „Rottweiler“ nennen, darüber informiert, beschließt sie, einen verdeckten Ermittler in das Gästehaus einzuschleusen. Doch als dieser enttarnt wird, schwebt nicht nur er in Lebensgefahr, sondern natürlich auch Tarzan, der geholfen hat, ihn einzuschleusen. Die Zeit rennt der Polizei davon, denn der Rottweiler hat bei einem kleinen Stelldichein mit ihrer neuen Liebschaft eine wichtige SMS von Tarzan übersehen …

_Tatort Bergstraße_

Im vorliegenden Buch ermitteln Tarzan und Solo in ihrem dritten Fall. Bekannt wurden sie durch die Ereignisse in „Tod im Saukopftunnel“. Seitdem betreiben sie ein eigenes Ermittlerunternehmen, das dubiose Geschäfte in Transportunternehmen aufdeckt. Die beiden leben in einem kleinen Boot, das im Altrhein von Lampertheim an Land liegt und dringend reparaturbedürftig ist. Umso nötiger haben sie ein bisschen Kleingeld, das Tarzan versucht, mit seiner Zockerei zu beschaffen. Auf den ersten Blick passen die beiden überhaupt nicht zusammen: Die schlanke Solo mit ihren kurzen roten Haaren passt so gar nicht zu dem beleibten Tarzan, der zwar schon an mehreren Marathons teilgenommen hat, es aber immer noch nicht geschafft hat, seine überflüssigen Pfunde loszuwerden. Die beiden sind unglaublich sympathisch und stehen mitten im Leben. Beide zeichnen sich durch Eigenarten und liebevolle Fehler aus, sodass man gerne mehr von ihnen liest.

Auch das kuriose Ermittlerduo bestehend aus dem Rottweiler und Frankfurt ist dem treuen Bergstraßenkrimi-Leser bereits ans Herz gewachsen. Lukassow mit ihren Haaren auf den Zähnen entdeckt nun endlich zarte Gefühle für ihren neuen Bekannten und denkt wehmütig bei ihren Einsätzen daran, dass sie gerade die anvisierte Veranstaltung im Hemsbacher Programmkino „Brennnessel“ verpasst. Und als Tarzan ihr eine wichtige SMS schickt, vergnügt sie sich lieber mit ihrem Hubert im Bett anstatt die SMS zu lesen und die Fahndung nach Tarzan und dem enttarnten Ermittler einzuleiten. Endlich zeigt die Lukassow menschliche Schwächen, die sie dem Leser noch näher bringen. Der baumlange Frankfurt an ihrer Seite kann einem dennoch Leid tun, denn all ihre schlechten Launen lässt sie grundsätzlich an ihm aus – die beiden sind wirklich ein großartiges Duo!

In seinem dritten Bergstraßenkrimi bietet Manfred H. Krämer zudem einen interessanten Fall auf: Ein bekannter Lokalpolitiker wird ermordet am Riesenrad aufgefunden. Die Ermittlungen führen seine dunkle Seite zutage, sodass recht schnell klar wird, dass Helland einiges zu verbergen hatte und sich nicht nur Freunde gemacht hat. Der ominöse „Zar“, der ein gigantisches Kulturprojekt für Mannheim finanziert, hat ebenfalls seine Finger im Spiel. In einem zweiten Handlungsstrang kämpft Tarzan gegen seine Spielleidenschaft und darum, seine große Liebe wiederzugewinnen. Auch wenn natürlich von Beginn an klar ist, dass Magic und die Casinos mit dem Mord an Helland zusammen hängen – schließlich würde Krämer diese Geschichte sonst nicht dermaßen ausbreiten – bleibt dennoch lange unklar, wo die Verbindung zwischen beidem liegt. Erst nach und nach offenbart uns Krämer diese Zusammenhänge und vor allem die Rollen von Magic und Zar in diesem Spiel. Der Spannungsbogen ist dadurch sehr gut gelungen und hält den Leser stets bei Laune.

Gespickt wird die Geschichte von allerlei Lokalkolorit, der dem Bergsträßer Leser sehr positiv ins Auge fällt. Der Mord ist in Schriesheim geschehen, was an der Bergstraße zwischen Weinheim und Heidelberg liegt. Mit Tarzan und Solo begeben wir uns immer mal wieder nach Lampertheim, dann werden die Weinheimer Kollegen hinzugerufen und am Ende ermitteln die Beamten rund um den Mannheimer Hafen. Wer sich in dieser Gegend auskennt, wird immer wieder nette Anspielungen aus der Gegend, lokale Sprechweisen und Begebenheiten entdecken, die zum besonderen Lesegenuss beitragen. Wer allerdings mit dieser Gegend rein gar nichts zu tun hat, dürfte sich aus diesem Grund nicht so sehr von diesem Kriminalfall angesprochen fühlen.

_Rabenschwarz_

Auch der dritte Fall rund um Solo, Tarzan und den Rottweiler ist ausgesprochen kurzweilig gelungen und mit einigem Wortwitz geschrieben. Zwar bietet Manfred Krämer nicht den ausgefeiltesten Kriminalfall auf (wie auch auf nur 250 Seiten?), doch ist der Spannungsbogen solide und die Charaktere gefallen ebenfalls gut. Wer zudem die Gegend rund um Schriesheim gut kennt, wird sicherlich Gefallen an den Bergstraßenkrimis von Manfred Krämer finden. Allerdings schränkt der verwendete Lokalkolorit die Zielgruppe doch auch auf diejenigen Krimifans ein, die die Bergstraße ein wenig kennen …

|Taschenbuch: 256 Seiten
ISBN-13: 978-3453433915|
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