Lindner, Lilly – Splitterfasernackt

_Inhalt_

Lilly ist sechs, als sie das erste Mal von einem Nachbarn in dessen Wohnung vergewaltigt wird. Danach folgen Jahre der Misshandlung. Seitdem fühlt sich Lilly ihrem Körper nicht mehr zugehörig. Sie fängt an sich zu bestrafen, indem sie hungert, um nicht mehr da zu sein. Zeitweise hat sie auch Bulimie. Sie verletzt sich selbst und versucht sich mehrmals umzubringen.

Da sie ihren Eltern nichts über den Missbrauch erzählt, trifft sie auf Unverständnis und Gleichgültigkeit. Mit siebzehn hält sie es nicht mehr aus und zieht in eine eigene Wohnung. Nach einer Weile fängt sie an, in einem Edelbordell ganz in ihrer Nähe zu arbeiten. Sie prostituiert sich, weil ihr Körper eh nicht mehr zu ihr gehört. Und so kann sie wenigstens damit Geld verdienen, denkt sie sich.

Während der Zeit im Bordell, fängt sie an über ihr Leben zu schreiben, um somit die Ereignisse zu verarbeiten.

_Kritik_

Das Buch „Splitterfasernackt“ von Lilly Lindner ist unfassbar real und ergreifend geschrieben. Allein der Titel des Buches hat mich wie magisch angezogen. So, dass ich direkt wissen musste, was dahinter steckt. Nachdem ich den Klapptext gelesen hatte, wurde ich noch neugieriger auf die Geschichte, die Lilly zu erzählen hat.

Dennoch fällt es mir unglaublich schwer, eine Rezension über dieses Buch zu schreiben. Es hat mich einerseits fasziniert, aber auch fast sprachlos gemacht. Schon beim Lesen habe ich mich immer wieder gefragt, ob ich es wohl schaffe, eine angemessene Bewertung für dieses Buch abzugeben.

Die ersten Seiten des Buches sind noch etwas ungewohnt zu lesen und man fragt sich, wie die Autorin damit ganze 400 Seiten füllen will. Aber man gewöhnt sich schnell an den Schreibstil. Dann sind die Sätze auch flüssiger zu lesen und man fügt sich in die Geschichte ein. Je länger man liest, desto mehr fühlt man sich zu Lilly hingezogen. Man findet sie sympathisch, obwohl sie ihren Körper selber schändet und bestraft. Man möchte ihr helfen und hofft, dass es ein Happy End in der Erzählung gibt.

Die Erlebnisse von Lilly sind grausam, aufwühlend und interessant zugleich. Man weiß, dass diese Frau all das, was sie niedergeschrieben hat, erlebte. Aber genau das ist es, was das Buch ausmacht. Man liest über reale Gefühle und man bekommt Einblicke in die Welt einer labilen und psychisch angeknacksten Persönlichkeit und erfährt die unglaublich grausame Wahrheit.

Ich bewundere die gefundene Stärke, die Lilly Lindner aufgebracht haben muss, um ihre Geschichte auf Papier zu bringen und für alle Welt öffentlich zu machen. Und ich hoffe, dass ihr das geholfen hat, das Erlebte zu verarbeiten, so dass sie nun ein einigermaßen normales Leben führen kann.

_Autor_

Lilly Lindner wurde 1985 in Berlin geboren. Bereits mit fünfzehn begann sie, autobiographische Texte und Romane zu schreiben. Viel Zeit verbringt sie heute mit der Arbeit mit Kindern. (Verlagsinfo)

_Fazit_

„Splitterfasernackt“ von Lilly Lindner ist eine extrem bewegende Erzählung, prall gefüllt mit realen und erschütternden Erfahrungen und Gefühlen. Mich hat das Buch sehr berührt und aufgewühlt. Es geht wirklich unter die Haut.

Wer wirklich Interesse für diese Art von Erfahrungen zeigt, dem kann ich das Buch nur empfehlen.

|Broschiert: 400 Seiten
ISBN-13: 978-3426226063|
[www.droemer.de]http://www.droemer.de

_Nadine Stifft_

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